Letztes Buhlen um Wählergunst
SPÖ, ÖVP und NEOS haben am Freitag ihren EU-Wahlkampf offiziell beendet, bei den übrigen Parteien (ausgenommen Grüne) fanden die Abschlussveranstaltungen bereits am Donnerstag statt. Die Palette reichte vom Straßenfest bis zum durchgeplanten Großevent. Und auch etwas Aktionismus durfte nicht fehlen.
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Mit Optimismus hat die ÖVP Freitagfrüh ihren Europawahlkampf formal beendet. Spitzenkandidat Othmar Karas sagte bei der offiziellen Schlussveranstaltung in der Wiener Innenstadt, er habe zuletzt immer mehr Unterstützung gespürt. Europa stehe vor ganz großen Herausforderungen, die nur gemeinsam zu bewältigen seien.

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Das ÖVP-Logo suchte man bei Karas’ Wahlfinale vergebens
Karas wehmütig im Wahlkampffinale
Als ersten Schritt nannte der ÖVP-Spitzenkandidat die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Dann gehe es darum, die Wirtschaft und die Regionen wettbewerbsfähiger zu machen, weil nur damit neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. „Die EU bringt allen etwas.“ Er bedankte sich zudem bei den Wahlhelfern für ihre Unterstützung und sagte, er sei „traurig“, dass der Wahlkampf am Sonntag schon aus sei. Als Unterstützung hatte Karas Generalsekretär Gernot Blümel an seiner Seite, Parteiobmann und Finanzminister Michael Spindelegger musste sein Budget im Nationalrat verteidigen.
Freund ruft den „Kurswechsel“ aus
Die SPÖ lud unter dem Motto „Soziale Wende für Europa“ in die Wiener Stadthalle. In seiner Abschlussrede rief Spitzenkandidat Eugen Freund dazu auf, einen Kurswechsel einzuleiten, „der notwendig ist, wenn wir Europa endlich aus der Krise holen wollen“. Auch Kanzler Werner Faymann und Wiens Bürgermeister Michael Häupl waren angetreten, um ihre Anhänger zur Wahlurne zu bringen. „Rechnen wir ab, auch am Sonntag bei der Wahl!“, forderte Faymann.

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SPÖ-Spitzenkandidat Eugen Freund bei seiner Abschlussrede in der Stadthalle
In aller Munde, wenn auch nicht persönlich anwesend, war der Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokraten, Martin Schulz. Er wurde von Freund als fähigster Kandidat hervorgehoben, um als EU-Kommissionspräsident den Kurswechsel einzuleiten. Schulz war am Vortag mit Freund gemeinsam auf dem Wiener Stephansplatz. „Zum ersten Mal entscheiden Sie, wer der nächste Präsident der Kommission wird. Ich möchte dieser Mann sein“, sagte Schulz vor zahlreichen SPÖ-Anhängern.
Am letzten Tag vor der EU-Wahl absolvierte Freund schließlich noch einen roten Wahlkampf-Pflichttermin: Auf dem Viktor-Adler-Markt im Wiener Arbeiterbezirk Favoriten rief er am Samstag bei einer Kundgebung noch einmal dazu auf, zur Wahl zu gehen, um einen „Richtungswechsel“ zu erreichen.
FPÖ bemüht sich um Wählermobilisation
Die Freiheitlichen begingen ihre Schlusskundgebung bereits am Donnerstag traditionell auf dem Viktor-Adler-Markt in Wien. Sowohl Spitzenkandidat Harald Vilimsky als auch Parteichef Heinz-Christian Strache forderten die laut Polizei rund 500 Zuhörer dazu auf, am Sonntag zur Wahl zu schreiten. „Wer nicht hingeht, der verändert nichts“, so Strache.

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Vilimsky (l.) und Strache bemühten sich um Wählermotivation
Inhaltlich wurde noch einmal Bekanntes zum Besten gegeben. Applaus erntete Vilimsky für seine Forderung nach einer Volksabstimmung über einen Austritt aus dem Schengen-Raum und Strache für seinen Ruf nach einer Volksabstimmung über einen Zuwanderungsstopp analog zur Schweiz. „Wollt ihr die Zuwanderung begrenzen, ja oder nein? Ich sage Ja“, rief Strache unter dem Applaus der Zuhörer.
Lunacek hofft auf drittes Mandat
Das Wahlkampffinale der Grünen folgte schließlich mit Unterstützung von Ex-Parteichef Alexander Van der Bellen Samstagfrüh am Donaukanal in Wien. Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek wiederholte dabei ihre Wahlkampfthemen Ökologie, Energiewende, Lebensmittelsicherheit, Sozial- und Menschenrechtspolitik. „Wir stehen dafür, dass wir ein stärkeres Europa wollen“, betonte sie.

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Lunacek: „Wollen ein stärkeres Europa“
Trotz drückender Hitze im Glaspavillon der Adria Wien ließ es sich die Spitzenkandidatin nicht nehmen, vor etwa 100 Unterstützern nochmals aufzulisten, warum man ihrer Partei eine Stimme bei der Europawahl am Sonntag geben solle. Van der Bellen sprach von einer „ganz wichtigen Auseinandersetzung zwischen jenen, die aus Europa etwas machen wollen und denen, die Europa im Grunde zerstören wollen“. Bundessprecherin Eva Glawischnig beglückwünschte Lunacek zu ihrem Wahlkampf: „Du hast das supertoll gemacht.“
BZÖ beklagt „unfaire“ Behandlung durch Medien
Das BZÖ hat am Donnerstagvormittag seine Wahlkampf-Abschlusspressekonferenz gehalten. Parteichef Gerald Grosz rief dabei zu einer finalen Mobilisierung der Wähler in den „kommenden 48 Stunden“ auf. Wie auch Spitzenkandidatin Angelika Werthmann beklagte Grosz eine unfaire Behandlung durch die Medien, die das BZÖ „totgeschwiegen“ hätten.

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Das BZÖ sah sich im Wahlkampf benachteiligt
Großen Dank sprach Grosz im Palmenhaus im Wiener Burggarten vor den Gästen - darunter auch Ex-Verteidigungsminister Herbert Scheibner - seiner Spitzenkandidatin aus: Werthmann habe es trotz der „unfairen Behandlung“ durch die Medien geschafft, ihre Vorstellungen von einem „Europa der Zukunft“ zu vertreten. Sie sei eine „Wanderpredigerin für mehr Österreich in Europa“ und keine „Hohepriesterin“, die Österreich am Altar der EU opfern wolle. Das BZÖ trete für eine EU des Friedens und der Einigkeit ein und nicht für einen Superstaat der „Bevormundung“.
NEOS feiert in „Begegnungszone“
In der „Begegnungszone“ der Wiener Mariahilfer Straße hat NEOS am Freitag seinen Wahlkampf offiziell beendet. Spitzenkandidatin Angelika Mlinar verkündete dabei nochmals ihre Vision von den „Vereinigten Staaten von Europa“. Parteichef Matthias Strolz trat hingegen nicht auf, da er das Nationalratsplenum diesmal lieber nicht verlassen wollte.

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Sommerliche Feststimmung bei NEOS in der Mariahilfer Straße
Mlinar bedankte sich in ihrer sehr kurz gehaltenen Wortspende bei den freiwilligen Wahlkampfhelfern, die auch beim Abschluss die Mariahilfer Straße mit pinkfarbenen Luftballons geschmückt hatten. „Wir brauchen neuen Optimismus und Mut zur Hoffnung“, versuchte sie nochmals, für eine proeuropäische Wahlentscheidung am Sonntag zu werben. Statt vieler Worte gab es mehr Musik: In Begleitung eines Blechbläserensembles wurde eine Version der Europahymne angestimmt.
Stadler will von Conchita-Gegnern profitieren
REKOS-Spitzenkandidat Ewald Stadler hat sich bei einer Pressekonferenz am Freitag anlässlich des Wahlkampfabschlusses zuversichtlich gezeigt: „Wir werden am Sonntag die Überraschung des Wahlabends sein“, sagte er. Das Projekt REKOS will Stadler unabhängig vom Ausgang der EU-Wahl weiterführen und bereits kommende Woche mit der Vorbereitung der Nationalratswahl beginnen.

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Ewald Stadler stört sich am „Anbetungsverein um Conchita Wurst“
Die Ausgangslage habe sich mit dem Nichtantreten Hans-Peter Martins und des Teams Stronach (TS) sowie dem Rückzug von Ulrike Haider-Quercia als Spitzenkandidatin des BZÖ wöchentlich verbessert, sagte Stadler in einem Resümee über den Wahlkampf. Es sei gelungen, „die Marke“ REKOS innerhalb kurzer Zeit im politischen Spektrum zu positionieren, zeigte er sich überzeugt. Auch der „skandalöse Anbetungsverein um Conchita Wurst“ habe zur „Profilschärfung“ beigetragen, da seine Partei als einzige von vornherein klargestellt habe, dass sie das „für peinliches Theater“ halte.
Ehrenhauser rollt roten Teppich aus
Den roten Teppich hat Europa anders den Bürgern bei der Abschlussveranstaltung des EU-Wahlkampfes ausgelegt. Martin Ehrenhauser, Spitzenkandidat der Allianz aus Piraten, KPÖ und Der Wandel, zeigte sich dabei überzeugt von einem Einzug ins EU-Parlament. Eine Taferlaktion, bei der Passanten auf dem Viktor-Adler-Markt ihre Wünsche an Ehrenhauser aufschreiben sollten, hatte jedoch nur mäßigen Erfolg.

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Ehrenhauser klopft an die Türe von Brüssel
Während an den Laternen noch blaue Luftballons von der FPÖ-Veranstaltung vom Vortag baumelten, erklärte Ehrenhauser, dass man den Ort nicht zufällig gewählt habe: Hier nämlich halte FPÖ-Chef Strache immer wieder seine „menschenverachtenden Reden“, und Europa anders wolle es „anders machen“. „Wir wollen die Tür öffnen für ein anderes Europa“, betonte Ehrenhauser, und „bei uns dürfen die Bürger auf den roten Teppich“. Einen solchen hatte die Wahlplattform tatsächlich in der Fußgängerzone ausgerollt, am Ende wartete schließlich Ehrenhauser, um eine dort aufgestellte Tür zu öffnen und die Taferln in Empfang zu nehmen.
EU-Stop ohne großes Finale
Auf ein großes Wahlkampffinale verzichtete der Spitzenkandidat von EU-Stop, Robert Marschall. Der Journalist und Obmann der EU-Austrittspartei will das EU-Parlament als „politische Bühne“ nutzen und „die EU-Propaganda entzaubern“. Erreichen will er eine Volksabstimmung über den EU-Austritt Österreichs, die Rückkehr zum Schilling und direkte Demokratie nach Schweizer Vorbild, wie er vor einigen Tagen im Gespräch mit der APA erklärte.
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