Kurviger Weg durch politische Landschaft
Seit über 15 Jahren mischt Pjotr Poroschenko in der ukrainischen Politik mit. Sein Weg führte ihn dabei durch die verschiedensten politischen Lager. Seinem Ansehen bei den Wählern hat das aber kaum geschadet.
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Drei Jahre nachdem Poroschenko seine Süßwarenfabriken unter dem Namen Roschen geeint hatte, zog es den Geschäftsmann bereits in die Politik. 1998 ließ sich der damals 32-jährige über seinen Wahlkreis in der Oblast Winnitsa in das ukrainische Parlament wählen.
Unterstützte er dort anfangs noch den damaligen Präsidenten Leonid Kutschma, gründete er zwei Jahre später die Partei Solidarnoscht, die 2001 in der Partei der Regionen aufging - jene Partei, die 2004 Viktor Janukowitsch ins Präsidentenamt heben wollte und damit die Orange Revolution auslöste.
Aufstieg unter Juschtschenko
Poroschenko war damals allerdings bereits seit zwei Jahren mit Janukowitschs Gegner Viktor Juschtschenko in der Oppositionspartei Unsere Ukraine verbunden. Juschtschenko wurde 2005 schließlich als Präsident angelobt, Poroschenko Vorsitzender des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates. Sein Wunschposten war das aber nicht, war er doch bereits als Ministerpräsident gehandelt worden. Am Ende fiel das Amt allerdings Julia Timoschenko zufiel. Die Beziehung zwischen den beiden Politikern kann seit damals als unterkühlt bezeichnet werden.
Dass Timoschenko nach gerade einmal neun Monaten gemeinsam mit der gesamten Regierung von Juschtschenko entlassen wurde, änderte daran nichts. Poroschenko selbst hatte sein Amt sogar noch kurz vor der Entlassung der Regierung niedergelegt. Unter anderem standen damals Korruptionsvorwürfe im Raum.
Die politische Pause des Unternehmers dauerte allerdings gerade einmal drei Jahre. 2009 wurde Poroschenko, dessen Vermögen mittlerweile die Milliarden-Dollar-Grenze überstiegen hatte, Außenminister - wieder unter Ministerpräsidentin Timoschenko. Ein gutes halbes Jahr blieb der Oligarch im Amt, dann machte ein Misstrauensvotum der Regierung Timoschenko ein Ende.
Feigenblatt für Janukowitsch
In den folgenden zwei Jahren lenkte Janukowitschs Partei der Regionen die politischen Geschicke der Ukraine, und tatsächlich fand Poroschenko auch in dieser Regierung eine kurze politische Heimat. 2012 übernahm er das Amt des Wirtschaftsministers.
Kritiker stempelten ihn dafür als Feigenblatt für Janukowitsch ab und warfen ihm vor, sich vor den Karren des machtbewussten Präsidenten spannen zu lassen. Poroschenko wies diese Vorwürfe allesamt zurück und betonte, nur zum Wohl der Ukraine zu handeln.
Schwung aus Protesten mitgenommen
Zumindest ein großer Teil der Ukrainer scheint an seiner Integrität tatsächlich nicht zu zweifeln. Als Ende 2013 die Proteste auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew (Maidan) ausbrachen, war Poroschenko einer der Ersten, der sich auf die Seite der Demonstranten stellte. Sein Fernsehsender TV5 wurde zum wichtigen Sprachrohr der Proteste und Poroschenko zur wichtigen Identifikationsfigur.
Seine Popularität konnte der Unternehmer auch in die Zeit nach den Protesten mitnehmen. Viele Ukrainer sehen in ihm, der zugleich einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Ukraine ist, die Verkörperung eines neuen politischen Typus. Und legen ihm seine bewegte politische Vergangenheit weniger als Manko als viel mehr als Zeichen seiner guten Vernetzung aus. Sollte Poroschenko in Zukunft tatsächlich als Präsident die politischen Geschicke der Ukraine lenken, dann wird er eine solche Vernetzung auch dringend nötig haben.
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