Das Erbe der Brüder Schwadron
Das ehemalige BAWAG-P.S.K.-Gebäude am Wiener Franz-Josefs-Kai kennt man zumindest vom Vorbeifahren. Was nur die wenigsten wissen ist, dass es die Brüder Schwadron 1905 vom Architekten Julius Goldschläger als Firmensitz haben bauen lassen. Und die Produkte der Firma wiederum kennt wirklich jeder Wiener - oft ohne es zu wissen.
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Um das zu ändern, hat die deutsche Kommunikationswirtin Tina Zickler im Jänner dieses Jahres eine Ausstellung über jene jüdische Firma gestaltet, die bis 1938 zahlreiche Gebäude mit keramischen Arbeiten ausgestattet hat. Die Schau heißt „Brüder Schwadron call to mind“ - um an die jüdische Familie zu erinnern, deren Besitz „arisiert“ wurde und die selbst von den Nazis vertrieben wurde. Das Projekt Zicklers war so erfolgreich, dass es nun fortgesetzt wird.
Zu sehen waren in der Schau, die es sich zum Ziel gemacht hatte, „die im Verschwinden begriffenen Spuren des Unternehmens ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken“, großformatige Fototafeln von 20 Wiener Zinshäusern, deren Vestibüle von den Brüdern Schwadron baukeramisch gestaltet wurden: also Fußböden und Wandverfliesungen - oftmals mit eigenen Logokacheln, die auch die Adresse Franz-Josefs-Kai beinhalten. Gezeigt werden auch jene Arbeiten, die die Firma in öffentlichen Gebäuden wie dem Amalienbad oder der Wirtschaftskammer geleistet hat.
Aufruf gilt weiter
Als Extra wurden jene Fotos präsentiert, die Wiener Bürger nach einem öffentlichen Aufruf in ihrem persönlichen Umfeld gemacht haben. Sie zeigen Schwadron-Fliesen von insgesamt 18 Orten, die davor noch nicht bekannt waren, darunter auch Badverfliesungen in Privatwohnungen. Nun sollen weiterhin Fotos eingesandt werden - eine zweite Ausstellung ist geplant. Hergestellt haben die Brüder Schwadron die Fliesen allerdings nicht selbst, wie Zickler erklärte. Auch die kunstvollen Designs stammten nicht aus ihrer Hand. Vielmehr trat die 1899 gegründete Firma der aus Galizien stammenden Familie, die auch ein Lager am Nordbahnhof besaß, als Verkäufer und Fliesenleger auf.
Nach dem „Anschluss“ verblieb Firmengründer Victor Schwadron in Wien, wo er 1942 verstarb, sein Bruder Adolf hatte bereits 1934 Selbstmord begangen. Die Söhne Victors emigrierten nach der Arisierung in die USA. Für Tina Zickler, die auch nach der Ausstellung noch weiterforschen will, ist die Auseinandersetzung eine Reminiszenz an das Schaffen der Familie, „das von technischer Innovation, handwerklicher Meisterschaft, ästhetischem Feingefühl und kühnem Unternehmergeist geprägt war“.
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