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Hangrutschungen und Vermurungen

Der schwere Regen in Teilen Österreichs hat zu Hochwasser und Überflutungen geführt. Besonders betroffen ist Niederösterreich - dort wurde in zwei Bezirken Katastrophenalarm ausgelöst. Mehr als 2.000 Feuerwehrleute sind derzeit dort im Unwettereinsatz. Sie haben vor allem mit überfluteten Straßen und Kellern zu kämpfen.

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In den Bezirken Lilienfeld und St. Pölten wurde behördlicher Katastrophenalarm ausgelöst, sagte der zuständige Landesrat Stephan Pernkopf (ÖVP) Freitagmittag. Außerdem sind die Bezirke Amstetten, Wr. Neustadt, Neunkirchen und Scheibbs satrk betroffen. Die Einsatzkräfte haben mit Überflutungen zu kämpfen, zum Teil auch mit Hangrutschungen und Vermurungen. Ackerflächen stehen unter Wasser, zum Teil sind auch Wohnsiedlungen betroffen. „Das Problem war, dass die Niederschläge, die bis Sonntag prognostiziert waren, innerhalb von zwölf Stunden gefallen sind“, so Pernkopf - mehr dazu in noe.ORF.at.

Auch Piesting über die Ufer getreten

Starkregen ließ am Freitag die Piesting im Bezirk Wiener Neustadt großteils über die Ufer treten, kleinere Zubringer führen Hochwasser. Besonders stark betroffen ist Pernitz, wo auch die B21 in Richtung Gutenstein gesperrt wurde. Die Gleiskörper der Bahnlinie Gutenstein wurden ebenfalls überflutet. „Die Situation hier ist sehr angespannt“, berichtete ein Sprecher der Feuerwehr Wiener Neustadt der APA.

Hochwasser in Mainburg im Bezirk St. Pölten

ORF/Ursula Hofmeister

Eine überflutete Straße in Mainburg im Bezirk St. Pölten

Evakuierungen habe es aber noch nicht gegeben. Noch seien Häuser oder Personen nicht unmittelbar gefährdet, aber es gelte höchste Wachsamkeit. In den Ortschaften Rohr im Gebirge, Gutenstein und Pernitz wurden entlang des Flusses Dammsicherungsarbeiten mit Sandsäcken durchgeführt. Im südlichen Bereich des Bezirks (Kirchschlag) waren die Feuerwehren vorwiegend mit der Bekämpfung kleinflächiger Überflutungen und mit dem Auspumpen überfluteter Keller beschäftigt. In den Einzugsgebieten der Schwarza, Leitha und Pitten im südlichen Bezirksteil wurden Bereitschaften eingerichtet, um auf erwartete steigende Pegelstände reagieren zu können.

Windspitzen bis zu 169 km/h

Die bisher höchsten Windspitzen wurden von der ZAMG mit 169 km/h am Donnerstag auf dem Hirschenstein im Burgenland gemessen. Auf dem Schöckl in der Steiermark waren es am Freitag 140 km/h, auf der Villacher Alpe in Kärnten am Donnerstag 121 km/h.

Pielachtal von Außenwelt abgeschnitten

Der anhaltende Starkregen führte auch im Mostviertel zu einigen Überflutungen. Besonders stark betroffen war das hintere Pielachtal. „Auf dem normalen Verkehrsweg ist es derzeit nicht mehr erreichbar“, sagte Andreas Ganaus, Feuerwehrkommandant von Schwarzenbach a. d. Pielach, am Freitag zur APA. Mehrere Straßen wurden gesperrt, etwa die Pielachtal-Bundesstraße (B39).

„Das Wasser steigt kontinuierlich an. Kleinere Brücken wurden zum Teil von den Wassermassen weggeschwemmt. Einige Häuser sind von der Außenwelt abgeschnitten“, schilderte der Kommandant die Lage zu Mittag. Mehr als 3.000 Sandsäcke seien bereits aufgelegt worden. „Wir haben vor dem Feuerwehrhaus normalerweise einen Pegelstand der Pielach von 50 Zentimeter. Derzeit liegt er bei rund 2,70 Meter.“

Hochwasseralarm in Steyr

Oberösterreich scheint bei dem aktuellen Unwetter vorerst glimpflich davonzukommen. Zwar stiegen auch im Süden des Bundeslandes die Pegelstände der Flüsse erheblich, besonders große Hochwasserschäden wurden aber auf APA-Anfrage Freitagvormittag nicht gemeldet.

In der Nacht auf Freitag gab es die prognostizierten intensiven Niederschläge im Bereich der Pyhrn-Priel-Eisenwurzen-Region, im Reichraminger Hintergebirge und im Inneren Salzkammergut. Daraufhin stiegen die Pegelstände von Traun, Steyr und Enns. Das löste gegen 4.00 Uhr in Steyr einen Alarm für die Feuerwehr aus. Sie sperrte den Enns- und den Ortskai, räumte sie von geparkten Autos und begann Hochwasserschutzwände aufzustellen. Am Vormittag trat in Steyr die Enns über die Ufer und erreichte die ersten Häuser.

Der Pegelstand betrug zu diesem Zeitpunkt 594 Zentimeter. Kritisch werde es ab dem Pegelstand 700, erläuterte der Hydrografische Dienst des Landes Oberösterreich. Er rechnete aber damit, dass er knapp nicht erreicht werde. Auch unterhalb von Steyr, an der Einmündung der Enns in die Donau in Mauthausen, dürften die Warngrenzen nicht erreicht werden, lautete die Prognose - mehr dazu in ooe.ORF.at.

Spektakulärer Zwischenfall in Steiermark

Entspannung, wenn auch noch keine Entwarnung gab es am Freitag in der Steiermark. Im Süden lockerte es auf, im Oberland regnete es, und Starkregen verschärfte in Ober- und Oststeiermark die Situation erneut. Bisher waren die Schäden geringer als befürchtet.

Feuerwehr arbeitet an einem beschädigten Dach

APA/Erwin Scheriau

Der Wind deckte ein Haus in der Steiermark ab

Seitens des Landesfeuerwehrkommandos wurde Zwischenbilanz gezogen: Seit Donnerstag waren 306 Feuerwehren großteils im wetterbedingten Einsatz, in der Nacht auf Freitag waren insgesamt 1.500 Einsatzkräfte mit Sicherungs- und Bergungsarbeiten beschäftigt. Haupteinsatzgebiete seien der Osten und der Südosten von Graz, wobei die häufigsten Alarmierungen Windwurf betrafen. Vereinzelt gab es Straßensperren, im Fall der Hochschwabstraße (B24) wegen eines Murenabgangs - steiermark.ORF.at.

Schon Donnerstagnachmittag war es in Bad Gleichenberg (Bezirk Südoststeiermark) zu einem spektakulären Zwischenfall gekommen: Ein fahrendes Auto wurde auf der Gleichenberger Straße von einem umstürzenden Baum getroffen, ein zweiter entwurzelter Baum beschädigte das Dienstauto der Polizisten, die den Unfall aufnahmen. Verletzt wurde niemand.

Kärnten: Hunderte Haushalte ohne Strom

Durch den starken Sturm stürzte eine Fichte auf die Gleise der Gailtalbahn in Kärnten, der Zug streifte den Stamm. Es wurde niemand verletzt. In der Nacht fiel auch teilweise der Strom aus. Betroffen waren Freitagfrüh noch 500 Haushalte - mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Hochwasseralarm auch im Burgenland

Aufgrund des anhaltenden Regens traten im Burgenland im Laufe des Freitags Flüsse über die Ufer bzw. waren kurz davor. Das teilte eine Sprecherin der Landessicherheitszentrale (LSZ) auf Anfrage der APA mit. Am stärksten seien die Pinka im Landessüden sowie die Wulka und die Leitha im Norden betroffen. Seit Donnerstagabend zählte die LSZ 135 Feuerwehreinsätze. Verletzt wurde niemand.

Feuerwehr zwerschneidet einen umgefallenen Baum

APA/Stadtfeuerwehr Pinkafeld

Die Feuerwehr im Burgenland muss eine Straße von einem Baum freiräumen

„Derzeit laufen 54 Einsätze über das ganze Land verteilt. Bei den meisten Einsätzen handelt es sich um überflutete Keller, also Pumparbeiten. Bei den Flüssen ist die Pinka bereits über die Ufer getreten, die Wulka ist auch schon am Überlaufen. Sämtliche Ortschaften, durch die der Fluss läuft, sind daher betroffen“, so die LSZ-Sprecherin Freitagmittag.

Umgestürzte Bäume und beschädigte Dächer

Nicht nur der Regen macht den Menschen im Burgenland seit Donnerstag zu schaffen. Auch zahlreiche umgestürzte Bäume und beschädigte Dächer beschäftigen die Einsatzkräfte. Bei den Einsätzen wurden u. a. auch zwei Funkwagen der Polizei Großpetersdorf und Oberwart beschädigt, teilte die Landespolizeidirektion Burgenland in einer Aussendung mit. Sämtliche Wetter- und Sturmwarnungen rund um den Neusiedler See, die bereits am Donnerstag ausgesprochen wurden, hielt die Exekutive auch am Freitag aufrecht - mehr dazu in burgenland.ORF.at.

Wienfluss

ORF.at/Thomas Hangweyrer

In Wien ist ob der heftigen Regenfälle der Wienfluss angeschwollen

Die Unwetter in Wien hatten am Freitag kaum Auswirkungen auf die Arbeit der Feuerwehr. „Wir verzeichnen einen ganz normalen Tag“, sagte ein Sprecher der APA. „Es war eine ruhige Nacht. Es gab auch wetterbedingt keine Schäden“, so der Sprecher der Feuerwehr gegenüber wien.ORF.at. Die Einsatzkräfte waren wegen der Unwetterwarnung in Alarmbereitschaft. Die Reservefahrzeuge wurden aufgerüstet und einsatzbereit gemacht, geplante Übungen und Schulungen wurden verschoben - mehr dazu in wien.ORF.at.

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