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Putin auf weißem Boot

In Anwesenheit von Russlands Präsident Wladimir Putin hat Russland auf der Krim mit einer Waffenschau den Sieg über Nazi-Deutschland 1945 gefeiert. Putin nahm am Freitag, dem „Tag des Sieges“ über Nazi-Deutschland, die Parade von zehn Kriegsschiffen sowie 70 Kampfflugzeugen und Hubschraubern in der Bucht von Sewastopol an Bord eines weißen Bootes ab. Das Staatsfernsehen übertrug die Feier live.

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Es entspreche der „historischen Wahrheit“, dass die Krim zu Russland zurückgekehrt sei, sagte Putin in einer Ansprache. Er gratulierte den in Paradeuniformen angetretenen Mannschaften zum „69. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg“. Die Soldaten auf den Schiffen antworteten mit Hurra-Rufen, während sich auf den Kais Tausende Menschen drängten. Nach der Inspektion der Kriegsschiffe flogen mehrere Geschwader von Kampfflugzeugen in Formation über die Stadt.

Wladimir Putin und Verteidigungsminister Sergei Shoigu betrachten die Militärparade auf der Krim

Reuters/Maxim Shemetov

Putin mit hohen Militärs auf einem weißen Boot bei der Parade

„Provokation“ und Protestnote

Der erste Besuch Putins auf der von Kiew abtrünnigen Schwarzmeer-Halbinsel, seit sich Russland die Krim einverleibt hat, gilt als Machtdemonstration angesichts des schweren Konflikts in der Ukraine. Im Westen wurde die vorab nicht angekündigte Visite Putins auf der Krim kritisiert. Die Führung in Kiew sprach von einer Provokation und legte Protest gegen Putins Besuch in Sewastopol ein: „Die Ukraine äußert heftigen Protest angesichts des ungenehmigten Besuchs von Russlands Präsident Wladimir Putin am 9. Mai in der Autonomen Republik Krim und der Stadt Sewastopol, die vorübergehend von Russland besetzt sind“, erklärte das Außenministerium in Kiew.

Menschen betrachten Militärschiffe bei einer Militärparade bei der Krim

Reuters

Kriegsschiffe wurden vorgeführt

Die Bevölkerung der Krim und die Stadt Sewastopol hatten am 16. März in einem umstrittenen Referendum für einen Beitritt zu Russland gestimmt. Daraufhin unterzeichnete Putin am 18. März den Vertrag über die Aufnahme der Gebiete.

Feiern in Sewastopol und Donezk

In Sewastopol war bereits am Vormittag eine Militärparade abgehalten worden. Die Stadt begeht gleichzeitig zum 69. Jubiläum des Kriegsendes auch den 70. Jahrestag der Befreiung. Sowjetische Truppen hatten Sewastopol am 9. Mai 1944 von der deutschen Wehrmacht zurückerobert. In der östlichen ukrainischen Millionenstadt Donezk schwenkten die Teilnehmer an den Feierlichkeiten zum 9. Mai Fahnen Russlands und der fiktiven „Volksrepublik Donezk“.

Soldaten marschieren bei einer Parade auf der Krim

Reuters/Maxim Shemetov

Die Militärparade in Sewastopol

NATO und USA kritisieren Putin scharf

NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bezeichnete die Teilnahme Putins an Feiern auf der Krim als „unangemessen“. Die Schwarzmeer-Halbinsel sei nach internationalem Recht weiterhin ukrainisches Gebiet. Putin besuche sie ohne eine Einladung der Kiewer Regierung, sagte Rasmussen in Estlands Hauptstadt Tallinn. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hatte den Putin-Besuch bereits zuvor kritisiert.

Ein russischer Veteran bei einer Parade auf der Krim

Reuters/Maxim Shemetov

Auch Veteranen waren in Sewastopol bei der Parade zugegen

Auch die USA kritisierten Putin scharf. „Wir akzeptieren die illegale Annexion der Krim durch Russland nicht. Dieser Besuch wird nur die Spannungen verschärfen“, sagte am Freitag in Washington die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates, Laura Magnuson.

Machtdemonstration bei Moskauer Parade

Vor seiner Ankunft auf der Krim war Putin bei den Feierlichkeiten in Moskau anwesend gewesen. Tausende Soldaten marschierten bei Sonne und strahlendem Himmel zu Blasmusik und begleitet von Panzern, Raketen und anderen Militärfahrzeugen über den Roten Platz vor dem Kreml. Gleichzeitig donnerten Dutzende Flugzeuge und Helikopter über die russische Hauptstadt. Abgenommen wurde die Parade von Putin sowie Ministerpräsident Dimitri Medwedew und Verteidigungsminister Sergej Schoigu.

Angesichts der schweren Krise in der Ukraine gilt das Militärspektakel auch als Demonstration der Stärke. In seiner kurzen Ansprache in Moskau erwähnte Putin den Konflikt aber nicht direkt. Er betonte jedoch die Wichtigkeit der Verteidigung nationaler Interessen, mit denen Moskau auch sein Vorgehen im Ukraine-Konflikt begründet. „Das ist ein Feiertag, an dem die über alles siegende patriotische Kraft triumphiert, an dem wir alle besonders stark fühlen, was es bedeutet, dem Mutterland treu zu sein, und wie wichtig es ist, für unsere Interessen einzustehen“, sagte Putin vor Tausenden Soldaten.

Rogosin in Transnistrien

Der russische Vizeregierungschef Dimitri Rogosin wohnte unterdessen am Freitag einer Militärparade in Transnistrien bei, das seit mehr als zwei Jahrzehnten Unabhängigkeit von der Republik Moldau beansprucht. Russland garantiere in Transnistrien „Frieden und Sicherheit“, sagte Rogosin laut Berichten russischer Nachrichtenagenturen vor den Zuschauern der Parade in der Gebietshauptstadt Tiraspol. Russland werde „alles tun“, um zu verhindern, dass Transnistrien „in der Isolierung landet“.

Transnistrien ist ein rund 3.500 Quadratkilometer großes Gebiet mit etwa 550.000 Einwohnern, das unter dem Sowjetherrscher Josef Stalin an die Sowjetrepublik Moldawien angegliedert wurde. Nach dem Zerfall der Sowjetunion beansprucht es seit dem Jahr 1991 seine Unabhängigkeit. Transnistrien liegt von Moldawiens Hauptstadt Chisinau aus betrachtet jenseits des Dnjestr-Flusses und bildet einen schmalen Landstreifen entlang der Grenze zur Ukraine.

Vorwürfe gegen unkrainische Führung

Rogosin warf der ukrainischen Regierung vor, zum Nachteil der Bevölkerung Transnistriens zu handeln. Beispielsweise habe die Ukraine zu strikte Grenzkontrollen angeordnet. Seit dem Ende blutiger Kämpfe um das Gebiet im Jahr 1992 überwacht eine trinationale Friedenstruppe mit Soldaten aus Russland, Moldawien und Transnistrien die einstige Konfliktzone. Allerdings hält Moskau gegen den Willen der Regierung von Moldawien noch immer eigene Soldaten und Waffenvorräte dort zurück - trotz einer im Jahr 1999 getroffenen Rückzugsvereinbarung.

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