Nur acht statt 24 Prüfungsaufgaben
Die seit Anfang der Woche laufende Zentralmatura musste Freitagfrüh an einigen AHS unterbrochen werden. Der Grund für die zusätzliche „Pause“ waren fehlende Prüfungsunterlagen. In den verteilten Testheften hatten sich nur acht statt 24 Aufgaben befunden.
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Das für die Unterlagen verantwortliche Bundesinstitut für Bildungsforschung (BIFIE) bestätigte das Problem. Am Vormittag hieß es, die Matura laufe wieder normal. In einer E-Mail des BIFIE an alle an dem Schulversuch teilnehmenden Schulen war laut APA von einem „Fehldruck in einigen Paketen“ im AHS-Bereich die Rede. In einem Teil der Testpakete sei nur ein Drittel der vorgesehenen Aufgaben ausgedruckt gewesen, bestätigte der Direktor des Instituts, Martin Netzer. Betroffen gewesen seien ausschließlich Wiener Schulen, hieß es. Berichte, wonach auch in Kärnten fehlerhafte Unterlagen kursiert seien, stellten sich als falsch heraus.
Die fehlenden Aufgaben mussten von den Direktoren aus dem Internet heruntergeladen und kopiert werden. Für die Schüler wurde die Arbeit nach Absolvierung der acht vorhandenen Aufgaben unterbrochen und nach einer Pause fortgesetzt. Am Schulversuch zur Mathematikzentralmatura nehmen österreichweit 28 AHS und 20 BHS teil.
Ärger mit den „Cut Scores“
In einem anderen Fach hatte die Zentralmatura bereits im Laufe der Woche Stoff für Debatten geliefert. Variable Notenschwellen bei der Englischzentralmatura, „Cut Scores“ genannt und gültig für die Bewertung in allen lebenden Fremdsprachen, sorgten für Ärger unter anderen bei den Lehrern.
Bei den am Dienstag abgehaltenen Schulversuchen zur Englischzentralmatura mussten für eine positive Note 63 Prozent der Punkte erreicht werden. Bei den bisherigen Probeläufen waren es immer nur 60 Prozent gewesen. Die Lehrer wurden darauf allerdings erst aufmerksam, als ihnen am Nachmittag nach den Prüfungen die Beurteilungsschlüssel übermittelt wurden.
Gut versteckte Informationen
Im BIFIE, das die „Standardisierte Reife- und Diplomprüfung“ (SRDP) abwickelt, verteidigte man das Vorgehen. Die heurigen Aufgaben seien etwas leichter gewesen, daher mussten mehr Punkte erreicht werden. Das sei nötig, um eine langfristige Vergleichbarkeit der Maturanoten zu gewährleisten. Diese Möglichkeit sei im Vorfeld der Matura sowohl Schülervertretern als auch Direktoren und Schulaufsicht kommuniziert worden.
Entsprechende Informationen finden sich tatsächlich auch in einigen BIFIE-Materialien - allerdings als Fußnoten oder Unterpunkte in „Erläuterungen zur Benotung“. Dort heißt es etwa, dass in den lebenden Fremdsprachen der Wert für die zu erreichende Punktegrenze „in Abhängigkeit vom Schwierigkeitsgrad der Aufgaben geringfügig variieren“ kann.
Der Wiener Direktorenverein etwa hält diese Info für nicht ausreichend - auch im Bildungsministerium ist man der Ansicht, dass das BIFIE noch einmal zeitnah über die Bewertung informieren hätte müssen. Für den Sprecher des gesamtösterreichischen Verbands der AHS-Direktoren, Wilhelm Zillner, ist „das Problem kein sachliches, sondern ein kommunikatives“.
Zusätzlich „Gesamtleistung“ berücksichtigen
Wenn man die Informationsmaterialien im Nachhinein durchforste, seien natürlich Hinweise auf die Vorgehensweise vorhanden gewesen. Dass die Notenschwelle jetzt aber genau von 60 auf 63 Prozent hinaufgesetzt werde, sei explizit nie ein Thema gewesen, so Zillner.
Im BIFIE setzt man auf eine Art Kulanzlösung, in den „Korrektur-und Beurteilungsanleitungen“ für die Lehrer heißt es etwas verklausuliert: „Insbesondere bei knappen Ergebnissen und bei der Entscheidung zwischen Genügend und Nicht genügend ist unter Bedachtnahme auf die Notendefinition der Leistungsbeurteilungsverordnung und auf die fachliche Expertise sowie die pädagogische Verantwortung der Prüferin/des Prüfers zusätzlich zu der vom SRDP-Rechner vorgeschlagenen Note die Gesamtleistung dahin gehend zu beurteilen, ob die Anforderungen in den wesentlichen Bereichen überwiegend erfüllt wurden.“
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