Rund 1.400 Kunstwerke sichergestellt
Der spektakuläre Bilderfund von München war die Kunstsensation 2013. Die Staatsanwaltschaft Augsburg stellte rund 1.400 Kunstwerke in einer Wohnung sicher. Knapp 500 davon stehen im Verdacht, Raubkunst aus der Nazi-Zeit zu sein. Die Aufarbeitung liegt nun am Schweizer Kunstmuseum in Bern. Eine Chronologie:
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22. September 2010: Der Kunsthändlersohn Gurlitt wird auf einer Zugsfahrt von Zürich nach München kontrolliert. Zollfahnder schöpfen Verdacht, es könne ein Steuerdelikt vorliegen.
28. Februar 2012: Gurlitts Wohnung in München wird durchsucht. Die Fahnder entdecken rund 1.400 Gemälde, Aquarelle, Lithografien, Drucke und Zeichnungen vor allem der klassischen Moderne. Der Fund wird geheim gehalten, die Berliner Kunstexpertin Meike Hoffmann mit der Erforschung der Herkunft beauftragt.
3. November 2013: Das Nachrichtenmagazin „Focus“ bringt den Fall an die Öffentlichkeit und sorgt damit für eine Sensation.
4. November: Regierungssprecher Steffen Seibert sagt, die deutsche Bundesregierung habe „seit mehreren Monaten“ von dem sensationellen Fund gewusst.
11. November: Der damalige deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) warnt vor einem Schaden für Deutschlands Ansehen. Am Abend werden schließlich die ersten 25 Werke auf der Plattform Lostart.de eingestellt. Eine Taskforce wird eingesetzt, sie soll die Herkunft der Bilder erforschen. Laut Staatsanwaltschaft können 380 Werke dem zugeordnet werden, was die Nationalsozialisten „Entartete Kunst“ nannten. Bei 590 Werken müsse überprüft werden, ob sie den rechtmäßigen Eigentümern in der Nazi-Zeit verfolgungsbedingt genommen wurden.
19. November: Die Behörden teilen mit, dass Gurlitt Hunderte Bilder zurückbekommen soll, die ihm zweifelsfrei gehören. Den Angaben zufolge scheiterten mehrere Übergabeversuche.
28. Jänner 2014: Die Taskforce gibt bekannt, dass nach einer ersten Sichtung 458 Werke aus Gurlitts Sammlung unter Raubkunstverdacht stehen. Gurlitts Anwalt Hannes Hartung sagt, sein Mandant sei inzwischen gesprächsbereit und an einer „fairen und gerechten Lösung“ interessiert.
11. Februar: Gurlitts Sprecher gibt bekannt, dass im Salzburger Haus des Sammlers Dutzende weitere Gemälde gefunden wurden, unter anderem von Claude Monet, Edouard Manet, Pablo Picasso und Pierre-Auguste Renoir.
24. und 28. Februar: Bei weiteren Besichtigungen des Salzburger Anwesens von Gurlitt werden zahlreiche weitere Kunstgegenstände „in einem zuvor nicht zugänglichen Teil des alten Hauses“ gefunden.
26. März: Gurlitts Betreuer Christoph Edel lässt mitteilten, dass die Salzburger Sammlung Gurlitts nicht nur 60, sondern 238 Werke umfasst. Außerdem gibt er bekannt, dass sich Gurlitt bereiterklärt, als Raubkunst anerkannte Bilder aus der Schwabinger Sammlung an die Erben jüdischer Vorbesitzer zurückzugeben. Den Anfang soll „Sitzende Frau“ von Henri Matisse machen.
7. April: Gurlitts Anwälte unterzeichnen einen Vertrag mit der Bundesregierung, in dem sich der Kunsthändler bereiterklärt, Bilder, bei denen es sich um Nazi-Raubkunst handelt, freiwillig zurückzugeben.
9. April: Zwei Tage nach der Vertragsunterzeichnung zwischen Gurlitt und dem Bund gibt die Staatsanwaltschaft Augsburg die beschlagnahmten Bilder nach mehr als zwei Jahren wieder frei.
6. Mai: Gurlitt stirbt im Alter von 81 Jahren in seiner Wohnung in München.
7. Mai: Gurlitt vermacht die Bildersammlung dem Kunstmuseum Bern in der Schweiz.
19. Mai: Gurlitt wird in Düsseldorf im Grab seiner Eltern beigesetzt.
5. September: Im Nachlass von Gurlitt ist nach Angaben der Berliner Taskforce ein weiteres wertvolles Bild gefunden worden: „Abendliche Landschaft“ von Claude Monet.
18. November: Ein Gutachten, das Gurlitts Cousine und Cousin, die Geschwister Uta Werner und Dietrich Gurlitt, in Auftrag gegeben haben, lässt Zweifel an der geistigen Gesundheit des Kunsthändler-Sohns aufkommen.
24. November: Das Kunstmuseum Bern gibt gemeinsam mit Vertretern von Deutschland und Bayern bekannt, dass es das Gurlitt-Erbe antreten wird. Sämtliche Kosten für die Restitution übernimmt jedoch die öffentliche Hand Deutschlands. Rund 500 Werke mit Raubkunstverdacht bleiben zunächst in Deutschland.