„Verwaltungsgebäude eingenommen“
In der Ostukraine haben die prorussischen Separatisten nach eigenen Angaben wieder einige Großstädte unter ihre Kontrolle gebracht. „Wir haben die Verwaltungsgebäude in den entscheidenden regionalen Zentren eingenommen“, sagte der Anführer der selbst ernannten „Volksmiliz“, Miroslaw Rudenko, am Sonntag der Agentur Interfax.
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Allgemein sei die Lage ruhig, die Gefechte seien am Abend vorübergehend eingestellt worden. Neben Donezk seien den Angaben zufolge auch Slawjansk und Kramatorsk in den Händen der Separatisten. Im Gegensatz dazu meldete die prowestliche Regierung in Kiew, die ukrainischen Streitkräfte hätten die Ordnung in Kramatorsk nördlich von Donezk wiederhergestellt.

APA/ORF.at
Offensive ausgeweitet
Nach Angaben des Vorsitzenden des ukrainischen Sicherheitsrats, Andrej Parubij, sei der Militäreinsatz gegen prorussische Separatisten auf weitere Städte ausgeweitet worden. Gefechte wurden in der Nacht auf Sonntag unter anderem aus Konstantinowka, Lugansk und Mariupol gemeldet.
In Kramatorsk eroberte die Armee am Samstag einen Fernsehsendeturm und mehrere Kontrollposten der Separatisten zurück. In Lugansk griffen prorussische Bewaffnete eine Militäreinheit und ein Rekrutierungsbüro der Armee an und verletzten zwei Soldaten. In Slawjansk waren am Freitag bei Kämpfen mindestens neun Menschen getötet worden. Ukrainische Soldaten sollen am Sonntag außerhalb der 160.000-Einwohner-Stadt unter anderem einen Kontrollposten auf der Hauptverbindungsstraße in die Regionalmetropole Donezk errichtet haben. „Die Stadt ist vollkommen umstellt“, sagte dazu Rebellensprecherin Stella Choroschewa.
Neue Ausschreitungen in Odessa
Zu neuen Zusammenstößen kam es am Sonntag auch in der südukrainischen Millionenstadt Odessa. Nach einer Kundgebung von mehreren tausend Regierungsgegnern stürmten Medienberichten zufolge moskautreue Aktivisten ein Polizeigebäude, das offenbar auch der örtliche Sitz der Miliz ist.
Die mit Knüppeln bewaffnete Menge habe ein Tor durchbrochen und die Freilassung von Gesinnungsgenossen gefordert, hieß es. Spezialeinheiten hätten die Menschen zunächst zurückdrängen können. Unter dem Druck der Demonstranten habe die Polizei später zahlreiche Gefangene freigelassen, die nach den jüngsten Unruhen festgenommen worden waren. Augenzeugen sprachen von 30 Menschen.

Reuters//Gleb Garanich
Odessa war auch am Sonntag Schauplatz von Ausschreitungen
Polizeichefs entlassen
In der Hafenstadt war Freitagabend die Gewalt zwischen Hunderten Anhängern der Regierungen in Kiew und Moskau eskaliert. Bei Straßenschlachten bewarfen einander beide Seiten mit Molotowcocktails, ein Gewerkschaftsgebäude wurde in Brand gesteckt. Bei den Zusammenstößen wurden vier Menschen getötet, 38 weitere kamen bei dem Brand ums Leben.
Der ukrainische Übergangsregierungschef Arseni Jazenjuk hatte bei einem Besuch in Odessa zuvor eine Untersuchung versprochen, „um herauszufinden, wer nicht seine Pflicht getan hat“. Weil die Sicherheitskräfte die tödliche Gewalt nicht verhinderten, seien bereits die Polizeichefs der Stadt entlassen worden. Gleichzeitig machte Jazenjuk Russland für die Eskalation der Gewalt in Odessa verantwortlich.
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