Detailreiche Vorschriften
In Kriegszeiten braucht die US-Armee jeden Mann und jede Frau. Doch nach dem Abzug aus dem Irak und nun auch aus Afghanistan ist die Truppe von 579.000 Soldaten auf derzeit 490.000 geschrumpft. Und es sollen noch weniger werden. Damit werden die Ansprüche höher - auch was das Erscheinungsbild betrifft. Doch eine neue Richtlinie sorgt für Ärger. Und das Pentagon muss zurückrudern.
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Die am 31. März veröffentlichte Verordnung 670-1 regelt nicht nur, welche Uniformen und sonstige Bekleidung US-Soldaten tragen dürfen. Auch für die Tätowierungen, Fingernägel und vor allem Frisuren gibt es neue Richtlinien. Und da haben die Verbote von einigen Frauenfrisuren für gehörige Kritik gesorgt.
Politikerinnen mit Protestbrief
Twists, Locken mit jeweils zwei Strähnen, sind genauso verboten wie Dreadlocks. Geflochtene Zöpfe sind erlaubt, allerdings mit genauen Vorgaben. So dürfen bei Cornrows, bei denen das Haar entlang der Kopfhaut verflochten wird, die Zöpfe nicht zu breit sein - und auch zu viel Haut darf nicht zu sehen sein. Solche „ungepflegten“ und „verfilzten“ Frisuren seien nicht erlaubt, heißt es.

AP/US Army
Die drei Bilder lösten einen Sturm der Entrüstung aus
Jasmine Jacobs, die bei der Nationalgarde in Georgia dient, startete eine Petition auf der Website des Weißen Hauses. Zehntausende unterschrieben. Und sie erhielt alsbald politische Unterstützung: 16 weibliche Abgeordnete von der Vereinigung der afroamerikanischen Kongressmitglieder forderten US-Verteidigungsminister Chuck Hagel auf, die Regelung zu überarbeiten. Die Richtlinien seien „diskriminierend“ und zeigten einen Mangel an „kultureller Sensibilität“.
Hagel: Richtlinien werden überarbeitet
Und auch angesichts der 26.700 Afroamerikanerinnen in der US-Armee musste Hagel nun zurückrudern. Die neuen Regelungen hätten nicht die Absicht gehabt, „Armeemitglieder zu diskriminieren oder zu verunglimpfen“. Er nehme die Kritik sehr ernst, so Hagel.
Er wies zudem Army, Air Force, Navy und Marine an, ihre Frisurregelungen zu überarbeiten. Binnen 30 Tagen sollen beleidigende Worte aus den Richtlinien verschwinden, binnen drei Monaten sollen die Armeeteile jeweils ihre Richtlinien unter besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse von Afroamerikanerinnen überarbeiten.
Genau Tattoovorschriften
Höchst penibel sind auch die sonstigen Regelungen, Abmessungen von Schnurrbärten und Koteletten sind genauestens geregelt, auch einige Männerfrisuren, wie „Tränentropfen“ und „Hufeisen“. Noch ausführlicher sind die Textpassagen zu Tätowierungen, extremistische, sexistische, rassistische oder sonst irgendwie anstößige Tattoos sind ohnehin nicht erlaubt. Kopf, Gesicht, Nacken, Armgelenke, Hände und Finger dürfen nicht tätowiert sein. Unterhalb von Ellenbogen und Knie sind maximal vier Tätowierungen erlaubt, die jeweils nicht größer als die Hand des Trägers sein dürfen.
Bereits tätowierte Soldaten sind von der Neuregelung nicht betroffen, allerdings wird ihnen eine höhere militärische Laufbahn verwehrt, wenn sie gegen die neuen Vorschriften verstoßen. Und es kommt jede Menge Papierkram auf sie zu: Soldaten müssen ihre leicht einsehbaren Tätowierungen dokumentieren und ihren Vorgesetzen per Memo melden.
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