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Übernahme wird zum Krimi

Zur Abwehr eines Milliardenangebots des US-Konzerns General Electric (GE) für eine Sparte des französischen Technologiekonzerns Alstom schaltet Frankreich einem Medienbericht zufolge den deutschen Konkurrenten Siemens ein. Die Regierung in Paris bat um ein Gegengebot für den Energiebereich, berichtete die Zeitung „Le Figaro“.

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Siemens erklärte in einem am Sonntagvormittag übermittelten Schreiben, man habe „Gesprächsbereitschaft über strategische Fragen zukünftiger Zusammenarbeit bekundet“. Genaueres wollten die Münchener nicht bekanntgeben. Laut Tageszeitung „Le Figaro“ schlagen die Münchener einen Tausch vor. So würde Siemens seine Schienenverkehrsaktivitäten wie den Bau von ICE-Zügen und Lokomotiven an Alstom abgeben, wenn es im Gegenzug das Energiegeschäft der Franzosen kaufen könnte.

Zeitung: Siemens prüft Komplettübernahme

Einen entsprechenden Vorschlag soll Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser am Samstagabend in einem Brief an Alstom-Chef Patrick Kron gemacht haben. Ein Siemens-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren. Er verwies auf die offizielle Stellungnahme vom Sonntagvormittag. Damit ist der Kampf um das Filetstück von Alstom eröffnet.

Das „Handelsblatt“ berichtet, Siemens sei bereit, für die Kraftwerkssparte, die erneuerbaren Energien und die Energieübertragungstechnik der Franzosen zehn bis elf Milliarden Euro auf den Tisch zu legen. Laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (Montag-Ausgabe) soll Siemens auch eine Arbeitsplatzgarantie bieten. Vor zehn Jahren, als Alstom am Rande der Pleite stand, hatte der damalige französische Finanzminister Nicolas Sarkozy eine Übernahme von Alstom-Anteilen durch Siemens noch blockiert.

Treffen mit GE-Chef abgesagt

Die französische Regierung sieht die Übernahme durch GE skeptisch, da sie um Arbeitsplätze und den Industriestandort Frankreich fürchtet. Alstom baut unter anderem den französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV. Am Sonntag wurde GE-Chef Jeffey Immelt in Paris erwartet, Frankreichs Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg sagte ein zunächst geplantes Treffen jedoch ab. Er wolle erst alle auf dem Tisch liegenden Vorschläge „ernsthaft prüfen“, hieß es aus seinem Ministerium. Ein neues Treffen unter der Teilnahme des französischen Präsidenten Francois Hollande wurde für Montag angekündigt.

Hollande beriet sich am Sonntag mit seinen Ministern. Dabei sei es unter anderem um die Belegschaft und den Hauptsitz von Alstom gegangen, teilte das Präsidialamt am Abend mit. Am Montag soll es eine Mitteilung zu dem Thema geben. Alstom will sich bis spätestens Mittwochfrüh zu seiner künftigen Strategie äußern, teilte das Unternehmen Sonntagabend mit. Der Konzern habe die Börsenaufsicht zudem gebeten, den Handel mit Alstom-Aktien bis dahin auszusetzen.
=="Weißer Ritter" mit Hintergedanken==

Siemens könnte die Rolle des „Weißen Ritters“ spielen. So wird ein Unternehmen genannt, das einem Übernahmekandidaten zu Hilfe kommt und die Kaufpläne des ursprünglichen Bieters durchkreuzt. Aber auch die eigenen Interessen dürfte Siemens im Blick haben: Würden sich GE und Alstom verbünden, entstünde ein noch mächtigerer Konkurrent.

Der US-Konzern, der unter anderem Kraftwerke und Flugzeugmotoren herstellt und mit GE Capital auch im Finanzsektor aktiv ist, ist bereits jetzt einer der größten Konzerne der Welt. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Siemens-Konkurrent mit weltweit 305.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 146 Milliarden Dollar, der Börsenwert beläuft sich auf mehr als 265 Milliarden Dollar. GE bietet dem Vernehmen nach 13 Milliarden Dollar (neun Mrd. Euro). Das wäre der größte Kauf von GE in seiner Geschichte - und ein herber Schlag für den Konkurrenten Siemens.

Alstom beschäftigt weltweit 93.000 Mitarbeiter - davon 18.000 in Frankreich - und machte im Geschäftsjahr 2012/13 einen Umsatz von 20,3 Milliarden Euro. Zuletzt war der Alstom-Börsenkurs wegen alarmierender Gerüchte über Finanzprobleme des Konzerns gesunken.

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