Offene Fragen zu Zündschlössern
Die US-Verkehrssicherheitsbehörde (NHTSA) hat General Motors (GM) eine Strafe auferlegt, weil der US-Autokonzern einen Fragenkatalog zu seinen fehlerhaften Zündschlössern nicht rechtzeitig beantwortet hatte.
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Die von der NHTSA gesetzte Frist war am 3. April abgelaufen. Für jeden Tag, den die vollständigen Antworten auf sich warten lassen, soll GM bis zu 7.000 Dollar (5.000 Euro) zahlen. Der Chefjurist der Behörde, Kevin Vincent, ermahnte GM in einem am Dienstag veröffentlichten Brief. Dass der Autokonzern inzwischen eine interne Untersuchung veranlasst habe, sei kein Grund, die Anfrage der Behörde in Teilen zu ignorieren. Für GM wurde es ein teures erstes Quartal: 750 Millionen Dollar (543 Mio. Euro) kostet allein eine Rückrufserie. Weitere 400 Millionen Dollar (292 Mio. Euro) fallen aus Währungsschwankungen an.
Mehrere tödliche Unfälle
GM hat weltweit 2,6 Millionen ältere Wagen in die Werkstätten gerufen, die meisten davon in den USA. Der Zündschlüssel droht bei voller Fahrt in die Aus-Position zurückzuspringen, was auch Servolenkung, Bremskraftverstärker und Airbags abschaltet, wobei es zu mehreren tödlichen Unfällen gekommen sein soll. GM wird vorgeworfen, das Problem mehr als zehn Jahre lang ignoriert zu haben. GM drohen deswegen eine Klagewelle und ein massiver Vertrauensverlust, der den Konzern im Rennen um die Weltmarktführung mit Branchenprimus Toyota und Volkswagen ausbremsen könnte. Die GM-Tochter Opel ist von den Zündschlossproblemen kaum betroffen.
Bewusst bei Zündschlössern gespart?
Mit den schwerwiegenden Vorwürfen wurde GM-Chefin Mary Barra Anfang April auch bei einer Anhörung vor dem US-Kongress konfrontiert. Im Zuge der intensiven Befragung wurde bekannt, dass GM offenbar bewusst bei Zündschlössern gespart hatte. So entschied sich der Konzern vor rund zehn Jahren offenbar aus Kostengründen gegen einen Austausch der fehlerhaften Teile, die als Ursache für den Unfalltod von mindestens 13 Menschen gelten.
Abgeordnete vermuten, dass noch 14 weitere Menschen bei Unfällen ums Leben kamen. Verbraucherschützer gehen sogar von mehr als 300 aus. Dabei wäre der finanzielle Aufwand für das Verhindern der Unfälle gering gewesen. Nicht einmal einen Dollar pro Fahrzeug soll ein neues Schloss mehr gekostet haben als die zuvor verbauten, die nicht den technischen Vorgaben des US-Konzerns entsprachen.
57 bzw. 90 Cent Extrakosten
Die Kongressabgeordnete Diana DeGette sprach unter Berufung auf GM-Dokumente von 57 Cent. Doch es kamen schon weit früher andere Zahlen in Umlauf - etwa als sich GM-Ingenieure konzernintern über die vergleichsweise bedeutungslosen Mehrkosten abstimmten. In einem E-Mail-Verkehr zwischen Ingenieuren aus dem Jahr 2005, der der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt, ist von 90 Cent Extrakosten pro Auto plus 400.000 Dollar für zusätzliches Werkzeug die Rede.

Reuters/Kevin Lamarque
GM-Chefin Barra wurde im US-Kongress hart angegriffen
„Ich will selbst antworten“
Deswegen wurde empfohlen, die alten Schlösser weiterzunutzen, bis neue Teile günstiger zu haben seien. Erst in den GM-Modellen ab 2007 wurden neue Zündschlösser verbaut. Von den Abgeordneten im zuständigen Ausschuss des Repräsentantenhauses scharf darauf angesprochen, sagte GM-Chefin Barra, sollte aus solchen Gründen auf ein neues Zündschloss verzichtet worden sein, fände sie das sehr verstörend. Eine interne Untersuchung solle klären, ob Kostenabwägungen über Sicherheitsaspekten gestanden seien.
„Ich will selbst die Antworten auf die Fragen, die Sie stellen“, sagte Barra während der zweieinhalb Stunden langen Sitzung im Repräsentantenhaus. Der Anwalt Anton Valukas, der schon die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers untersucht hatte, solle Klarheit schaffen. Sie selbst habe erst am 31. Jänner von dem Fehler erfahren - knapp zwei Wochen später kam der erste Rückruf, der seitdem auf insgesamt knapp 2,6 Millionen Autos ausgeweitet wurde.
„Kundenkultur“ im Vordergrund
Das Unternehmen habe sich aber gewandelt, beteuerte Barra: Früher habe GM eine „Kostenkultur“ gehabt, nach der staatlich gestützten Sanierung im Insolvenzverfahren 2009 sei das aber anders und es herrsche eine „Kundenkultur“ vor, sagte die Managerin, die erst zu Jahresanfang die Konzernführung übernommen hat. Zugleich beteuerte sie, erst am 31. Jänner von den Problemen erfahren zu haben, die im Unternehmen schon seit 2001 bekannt sind.
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