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Das Kräftemessen der Filmstudios

Hollywood hat sein Lieblingsmotiv gefunden: Männer mit überirdischen Kräften und bunten Kostümen. Schon vor ein paar Jahren war die Superhelden-Filmmaschine so richtig angelaufen, und von Abenteuer zu Abenteuer scheinen Spider-Man, Captain America und Co. mehr Kinobesucher anlocken zu können.

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Der wahre Kampf der Giganten steht aber 2016 an, wenn Disney und Warner Bros. ihre nächsten Heldenspektakel „Captain America 3“ und „Batman-Superman“ am selben Wochenende in die US-Kinos bringen wollen. Hollywood-Insider spekulieren schon, dass eines der beiden Studios einen Rückzieher machen wird, um die heftige Konkurrenz zu vermeiden - die im Endeffekt beide Studios viel Geld kosten könnte.

Captain America (Chris Evans)

2011 MVLFFLLC. TM & 2011 Marvel

Captain America hat sich zur Cash-Cow für Disney gemausert

Um die Dimensionen zu verdeutlichen: Die All-Star-Verfilmung „Marvel’s The Avengers“ stellte 2012 mit 207,4 Millionen Dollar einen neuen Rekord für den besten US-Kinostart aller Zeiten auf. Im Frühjahr legte „Captain America 2: The Return of the First Avenger“ mit 96,2 Millionen Dollar (70 Mio. Euro) immerhin den besten April-Start aller Zeiten hin.

Disney gelang Coup mit Marvel-Kauf

Kein Wunder also, dass die Filmrechte an den Comicvorlagen für die großen Filmstudios quasi Goldes Wert sind - gerade in Zeiten, in denen ständig von Hollywood-Krise die Rede ist. Derzeit schneiden irgendwie alle mit, auch wenn sich der Disney-Konzern mit dem Kauf von Marvel 2009 die Rechte für mehr als 5.000 Marvel-Figuren gesichert hat. In Jahren der Flaute zuvor hatte sich der Comicverlag nämlich schon mit anderen Filmstudios auf Kooperationen eingelassen. Das bedeutet, dass die „Spider-Man“-Filme vorerst weiter von Sony herausgebracht werden, die „X-Men“-Streifen vom Konkurrenten 20th Century Fox und die „Iron Man“-Fortsetzungen von Paramount.

Iron Man (Robert Downey Jr.)

2011 MVLFFLLC. TM & 2011 Marvel

Die Rechte für „Iron Man“ hat sich Paramount gesichert

Für All-Star-Verfilmungen wie „The Avengers“, in denen sich die üblicherweise auf sich allein gestellten Protagonisten wie Iron Man, Hulk, Thor, Captain America, Black Widow und Hawkeye erst einmal zusammenraufen müssen, bevor sie gemeinsam die Welt retten, stehen die von der Konkurrenz vertretenen Figuren natürlich auch nicht zur Verfügung. „Sony würde Disney bis aufs letzte Hemd klagen, würde sich Spider-Man in einer ‚Avengers‘-Fortsetzung auch nur blicken lassen“, heißt es in Branchenportalen.

Erfolgreicher als „Harry Potter“-Reihe

Doch Disney tut alles, um die Rechte zurückzuholen, in vielen Fällen ist das in den letzten Jahren schon gelungen. Dazu gehören unter anderem „Daredevil“, „Elektra“, „Ghost Rider“, „Punisher“ und „Blade“. Dass sich das auszahlt, belegen die Einspielzahlen.

Mit neun Marvel-Filmen spielte Disney in den letzen Jahren ingesamt 2,46 Milliarden Dollar ein - allein in den USA. Damit wurde selbst die „Harry Potter“-Reihe als bis dahin erfolgreichstes Franchise der US-Geschichte abgelöst. Laut Bericht des Wirtschaftsplattform Bloomberg Businessweek plant Marvel-Chef Kevin Feige bis 2028 gut 50 Verfilmungen aus dem Comicuniversum.

Auf der anderen Seite: Batman und Superman

Doch es gibt auch noch von anderer Seite Konkurrenz - wenn auch eine, die trotz großer Erfolge nur neidisch auf die Zahlen der Disney-Marvel-Zusammenarbeit schielen kann. Neben den Marvel-Charakteren kämpfen auch die Helden von DC Comics, dem wohl größten Verlagskonkurrenten Marvels, um die Vorherrschaft auf der Leinwand.

George Clooney als "Batman" im Film Batman & Robin; Christian Bale im Film "The Dark Knight"

Reuters; AP/Warner Bros. Pictures/Vaughan

Dazu gehören sowohl Bat- als auch Superman. Verfilmt werden die Geschichten der beiden Legenden vom Studio Warner Bros., das schon in den 1960er Jahren die lukrative Partnerschaft mit dem Verlag eingegangen war. Getrennt voneinander haben sowohl der Held im Fledermauskostüm als auch jener vom Planeten Krypton große Erfolge gefeiert, schon bald sollen sie das gemeinsam noch toppen. Ben Affleck und Henry Cavill sind laut US-Medien schon fest für den Film mit dem für sich sprechenden Titel „Batman-Superman“ gebucht.

Beide Helden gelten bis heute als die großen Stars des goldenen Comiczeitalters in den 1930er Jahren - und standen schon damals in Konkurrenz zu den Marvel-Figuren. Für Hollywood scheint es nun so etwas wie das goldene Superheldenzeitalter zu geben - und damit einen Ausweg aus der Krise, die im letzten Sommer vor allem für Einbrüche im Blockbuster-Geschäft sorgte.

Sophia Felbermair, ORF.at

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