„Drehen an Teilungszahlen“
Die Sparvorgaben des Finanzministers für die einzelnen Ministerien betreffen vor allem auch das Bildungsressort. Das bestätigte Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) am Freitag im Ö1-Morgenjournal. Sie bezifferte die Sparvorgabe mit 57 Millionen Euro für 2014 und 60 Mio. 2015, die sie vor allem bei der Verwaltung, Lehrerüberstunden, aber auch durch größere Klassen und durch Arbeitsgruppen hereinbringen will.
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Einen großen Teil der Einsparungen solle die Verwaltung erbringen, der Rest auf verschiedene Schularten verteilt werden, so Heinisch-Hosek. Die Ministerin versuchte zugleich zu beruhigen: „Keine Angst, es wird keine Schule geschlossen werden, die Kinder werden ihre Lehrerinnen und Lehrer nach wie vor haben. Wir drehen nur ein bisschen an Teilungszahlen, und in der Neuen Mittelschule wird sich auch ein bisschen etwas ändern.“
Sparen bei der Verwaltung bedeute konkret weniger Förderungen, weniger Ausgaben bei Inseraten, weniger Überstunden. Bei den Lehrergehältern will Heinisch-Hosek „bei den Überstunden ein bisschen schrauben“. Das sei aber auch eine Erleichterung für die Lehrerschaft selbst.
Mehr Schüler ab neunter Schulstufe möglich
Als Beispiel für geänderte Teilungszahlen nannte Heinisch-Hosek, dass etwa in Werkstätten und Labors zehn statt acht Schülerinnen und Schüler sein sollen. Sie bestätigte aber, dass es in der neunten Schulstufe wieder größere Klassen geben werde. In den Schulstufen darunter bleibe es bei 25 Schülern pro Klasse - plus 20 Prozent. Es werde aber auch Klassen mit weniger als 25 Kindern geben - mehr dazu in oe1.ORF.at.
Die Gewerkschaft der Lehrer an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) hatte bereits am Donnerstag vor größeren Schülergruppen an gewarnt. Derzeit werden Klassen ab 31 Schülern in Deutsch, Mathematik und Englisch in zwei Gruppen geteilt. Auch die Teilungszahlen in den praktischen Gegenständen könnten nach oben gesetzt werden, befürchtet die Gewerkschaft. Werden Klassen seltener geteilt, sind für den Unterricht weniger Lehrer nötig.
„Neue Wege beschreiten“
Die Ministerin lud die Gewerkschaft ein, sich gemeinsam anzuschauen, wie man diese Sparvorgaben umsetzen kann. Was das bereits zugesagte Unterstützungspersonal betrifft, will Heinisch-Hosek, wie sie sagte, „neue Wege beschreiten“ und „neue Verbündete suchen“. Es gebe in Österreich Beispiele, wie man mit gleichem Personal die Kinder gut betreuen und begleiten könne. In dem Ausmaß, wie es sich die Gewerkschaft erwartet, werde es aber in den nächsten zwei, drei Jahren sicher kein Unterstützungspersonal geben. Das heiße aber nicht, dass es gar keines geben werde.
Über die Zukunft kleiner Schulen will Heinisch-Hosek mit den Landesschulräten diskutieren. „Die wissen am besten, was sie sich leisten können. Die Mittelzuteilung von meiner Seite ist begrenzt.“ Die Entscheidung, ob Schulen geschlossen werden müssen, liege bei den Landeshauptleuten, sie müssten mit dem Geld auskommen. Auch die Neue Mittelschule werde einen Beitrag leisten müssen, kündigte Heinisch-Hosek an, nämlich beim „Teamteaching“: „Statt zwölf Stunden, die doppelt besetzt sind, werden es nur mehr zehn sein.“ Das sei sehr gut vertretbar, so die Ministerin.
Bildungstests in Warteschleife
Sorge, wie sich die Einsparungen auf Bildungstests wie den Bildungsstandard-Test und die Naturwissenschafts- und Mathematikstudie TIMSS niederschlagen, dürfte allerdings nicht aufkommen. Diese wurden ebenso wie die Teilnahme an den im Frühjahr geplanten Feldtests für die nächste PISA-Studie 2015 wegen der laut Heinisch-Hosek nicht geklärten Datensicherheit beim Bundesinstitut für Bildungsforschung (BIFIE), das die PISA-Studie in Österreich abwickelt, von Heinisch-Hosek abgesagt. Ob man bei der nächsten PISA-Studie 2018 mitmachen wird, ist offenbar noch offen.
Gekürzt wird laut Heinisch-Hosek beim BIFIE, das für Projekte wie die Zentralmatura, Bildungsstandards sowie internationale Bildungsvergleichsstudien zuständig ist: Dort fallen etwa durch den verhängten Teststopp für 2014 sowie 2015 Ausgaben weg. Personal soll aber nicht abgebaut werden. Für das Jahr 2015 sind laut Ministerium keine weiteren Maßnahmen nötig: Die heuer vorgenommenen Einsparungen wirkten auch in den kommenden Jahren fort und erhöhten sich durch die automatische Fortwirkung auf mehr Klassen noch.
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