Propaganda oder tatsächliche Spione?
Die Ukraine-Krise spiegelt sich auch im Konflikt zwischen dem russischen und ukrainischen Geheimdienst wider. Ob es sich bei den gegenseitigen Vorwürfen um Propaganda und Gegenpropaganda der Geheimdienste handelt, um dem politischen Gegner unlautere Mittel zu unterstellen, oder ob die Festnahmen tatsächlich mit umfangreicher Spionage für den jeweiligen Geheimdienst in Verbindung gebracht werden können, ist unklar.
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So meldete die Ukraine am Mittwoch inmitten der Unruhen im Osten des Landes die Festnahme einer bewaffneten russischen „Agentin“, die mehrere Demonstranten angeschossen haben soll. Der ukrainische Geheimdienst SBU erklärte am Mittwoch, die 22-jährige Verdächtige Maria Koleda sei im Süden der Ukraine festgenommen worden. Dort sei sie im Auftrag des russischen Geheimdienstes unterwegs gewesen, um die Situation im Land zu destabilisieren.
Demnach war sie im Besitz einer eigentlich nicht tödlichen Pistole, die so modifiziert worden sei, dass sie scharfe Munition abfeuern könne. Nach Angaben des SBU sagte die Frau selbst aus, bei Zusammenstößen in der südlichen Stadt Mykolajiw zwischen prorussischen Demonstranten und Anhängern der neuen Regierung in Kiew durch Schüsse drei Menschen verletzt zu haben.
Schriftliche Anweisung für Sabotageausbildung
Sie soll schriftliche Anweisungen zur Ausbildung von Saboteuren bei sich gehabt haben und wollte eine 13-köpfige Saboteursgruppe in die östliche Stadt Donezk schicken, wo am Wochenende prorussische Demonstranten die Regionalverwaltung übernommen und die Unabhängigkeit von Kiew erklärt hatten. Russische Medien berichteten, dass die junge Frau früher einer russischen Oppositionsgruppe angehört habe, bevor sie sich auf die Seite der Regierung geschlagen habe.
Auf ihrer Seite im Sozialen Netzwerk VKontakte ist sie mit roten Haaren in Armeekleidung und einem Scharfschützengewehr in der Hand zu sehen. Den Medienberichten zufolge war Koleda im Jahr 2008 mit der radikalen Gruppe Anderes Russland an einem Angriff auf das russische Außenministerium beteiligt. Mehrere Aktivisten sagten, die junge Frau sei dafür bekannt, öfters ihre Ansichten zu ändern.
Moskau nahm 25 ukrainische „Terroristen“ fest
Erst Anfang April waren laut Moskau 25 ukrainische „Terroristen“ festgenommen worden, die laut den Geheimdienstvorwürfen die Lage in Russland hätten destabilisieren sollen. Der russische Geheimdienst FSB nahm nach eigenen Angaben 25 Ukrainer unter dem Vorwurf fest, Terroranschläge geplant zu haben. Die Verdächtigen seien Ultranationalisten und hätten zwischen dem 14. und 17. März in mehreren russischen Regionen zuschlagen wollen, erklärte der FSB Anfang April. Darunter seien Wolgograd und Rostow.
Der TV-Sender Rossija zeigte Bilder von jungen Männern. Einer von ihnen erklärte, er sei Mitglied einer ultranationalistischen ukrainischen Gruppe. Der Sender NTV berichtete auf seiner Website unter Berufung auf Geheimdienstunterlagen, die Verdächtigen seien vom SBU beauftragt worden, Fotos von russischer Militärausrüstung nahe der Grenze aufzunehmen und Kontakt zu Radikalen in Russland aufzunehmen. Der SBU wies den FSB-Bericht als „Unfug“ zurück.
Ukraine nimmt „Umstürzler“ fest
Nur wenige Tage später nahm der ukrainische Geheimdienst nach eigenen Angaben eine Gruppe von prorussischen Verdächtigen fest, die im Osten des Landes einen Umsturz geplant haben sollen. In der Region Lugansk seien 15 Saboteure enttarnt und ein großes Waffenarsenal beschlagnahmt worden, teilte der Dienst auf seiner Website mit. Die Ermittlern seien auf insgesamt 300 Sturmgewehre, eine Panzerfaust und Granaten gestoßen.
Die Beziehungen zwischen der Ukraine und Russland sind extrem gespannt, seit die proeuropäische Opposition nach monatelangen Protesten Ende Februar den prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch stürzte. Im Zuge des Konflikts annektierte Moskau die ukrainische Halbinsel Krim, nachdem sich die mehrheitlich russischstämmige Bevölkerung dort in einem umstrittenen Referendum dafür ausgesprochen hatte. Auch im Osten der Ukraine lebt eine große russischsprachige Bevölkerungsgruppe. Die Spannungen sind dort besonders groß.
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