Moskau empört
Das russische Außenministerium hat am Donnerstag Äußerungen des deutschen Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble (CDU) zur russischen Annexion der Krim heftig kritisiert. Schäuble hatte auf historische Parallelen zwischen der Annexion des Sudetenlandes im Dritten Reich und jener der Krim durch Russland verwiesen.
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Moskau meldete daraufhin, den deutschen Botschafter einbestellt zu haben, was Berlin wiederum dementierte. Das russische Außenministerium erklärte, es habe die Kritik dem deutschen Botschafter erläutert und sehe in den „pseudohistorischen Mahnungen des deutschen Ministers“ eine Provokation: „Die Analogien, die er sich erlaubt, sind grobe Verfälschungen der historischen Ereignisse und Tatsachen.“ Schäuble müsse darüber in Deutschland „Rechenschaft ablegen“.
Berlin rudert zurück
Der deutsche Minister hatte konkret Parallelen zwischen der Ukraine-Politik des russischen Präsidenten Wladimir Putin und der Annexion des Sudetenlandes 1938 durch Nazi-Deutschland gezogen. „Das kennen wir alles aus der Geschichte. Solche Methoden hat schon der Hitler im Sudetenland übernommen - und vieles andere mehr“, hatte der CDU-Politiker am Montag bei einer Diskussion mit Schülern erklärt.
Sollte die Regierung in Kiew die Ordnung nicht mehr aufrechterhalten können, könnte Russland das zum Anlass für einen Einmarsch nehmen. Später erklärte sein Ministerium, Schäuble habe Putin nicht mit Hitler und Russland nicht mit dem Dritten Reich vergleichen wollen. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) distanzierte sich von dem Vergleich.
Schäuble dementiert: „Bin doch nicht blöd“
Am Donnerstagabend meldete sich auch Schäuble persönlich dazu zu Wort. Er habe bei der Diskussion, in der die Worte gefallen waren ausdrücklich erklärt: „Wir vergleichen das nicht“, sagte er am Donnerstag gegenüber der ARD, „ich bin doch nicht blöd, dass ich Hitler mit irgendjemandem vergleiche.“
Derartige Parallelen könnten gerade deutsche Politiker nicht ziehen, das sei völlig klar. „Ich habe ausdrücklich gesagt, ich vergleiche das nicht, man kann das nicht vergleichen.“ Schäuble beklagte, dass das zunächst nicht auch berichtet worden sei. Hätte er wirklich einen Fehler gemacht, dann würde er auch sagen: „Tut mir leid, das kann man nicht machen.“
Berlin: Nur Antrittsbesuch des Botschafters
Das Auswärtige Amt in Berlin wiederum wies die Darstellung aus Moskau, wonach der deutsche Botschafter in das russische Außenministerium zitiert worden sei, zurück. Botschafter Rüdiger von Fritsch habe einen regulären Termin absolviert, sei jedoch nicht eigens einbestellt worden. Von Fritsch sei genauer „zu einem Antrittsbesuch im russischen Außenministerium gewesen“, hieß es aus Berlin. Der Botschafter habe ein Gespräch mit einem Abteilungsleiter geführt, bei dem verschiedene Themen zur Sprache gekommen seien.
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