„Für Sondereinsätze ausgebildete“
Sechs Wochen nach den tödlichen Schüssen auf dem Unabhängigkeitsplatz (Maidan) in Kiew haben die ukrainischen Justizbehörden zwölf Mitglieder der Bereitschaftspolizei Berkut festgenommen. Die Zugriffe seien am Mittwoch erfolgt, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft am Donnerstag.
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Den Polizisten wird vorgeworfen, friedliche Demonstranten erschossen zu haben, wie ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft am Donnerstag sagte. Nach Angaben von Generalstaatsanwalt Oleg Machnizki gehörten die Festgenommenen der „Schwarzen Einheit“ an, einer Spezialeinheit der mittlerweile aufgelösten Berkut.
„Die Polizisten wurden für Sondereinsätze trainiert, zu denen auch die Tötung von Menschen gehört“, hieß es vonseiten der Generalstaatsanwaltschaft weiter. „Sie wurden direkt vom Präsidialamt überwacht.“ Die Verdächtigen der „Schwarzen Einheit“ hätten in Vernehmungen ausgesagt, sie hätten nur Waffen an Berkut-Mitglieder verteilt, damit sich diese gegen Angriffe von Demonstranten wehren könnten, sagte Vizegeneralstaatsanwalt Alexej Baganez. „Aber wir glauben ihnen nicht.“
Estnischer Außenminister äußerte Zweifel
Die Proteste gegen den damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch in der Hauptstadt Kiew waren vom 18. bis zum 20. Februar in Gewalt umgeschlagen, auf dem Maidan wurden rund 100 Menschen getötet. Viele wurden von Scharfschützen der Polizei erschossen. Berkut wurde Ende Februar aufgelöst. Die Regierungsgegner machten Janukowitsch für die Toten verantwortlich, nach dem Blutbad wurde er gestürzt. Berkut-Polizisten wurden auch für viele Übergriffe auf Demonstranten verantwortlich gemacht.
Nach dem Umbruch tauchten Zweifel auf, wer hinter den tödlichen Schüssen steckte. Estlands Außenminister Urmas Paet hatte in einem publik gewordenen Telefonat mit EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton den Verdacht geäußert, radikale damalige Oppositionskräfte könnten in die Todesschüsse verwickelt sein. Auch der Europarat forderte eine neutrale Aufklärung.
Berkut- und „Tiger“-Einheiten
Gegründet wurde die 3.000 Mann starke Einheit vor allem zur Verbrechensbekämpfung in der Ex-Sowjetrepublik. Die Berkut-Angehörigen trugen gefleckte Tarnanzüge und waren auch mit Schnellfeuerwaffen und Schützenpanzerwagen ausgerüstet. Viele Mitglieder der Sonderheit klagten allerdings, dass ein vergleichsweise niedriges Gehalt von umgerechnet 350 Euro im Monat kaum einen engagierten und effektiven Staatsschutz fördere.
Neben den Berkut- gibt es noch die „Tiger“-Einheiten in schwarzen Uniformen. Sie wurden ebenfalls eingesetzt, um Demonstranten in Kiew zurückzudrängen. Die verschiedenen mit Raubtiernamen bezeichneten Formationen waren nach dem Zerfall der Sowjetunion bereits Anfang der 1990er Jahre entstanden.
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