Enorme Folgen für ganze Familie
Die Arbeiterkammer (AK) Wien hat in einer Umfrage ermittelt, wie Arbeitslose mit ihrer Situation zurechtkommen. Demnach muss sich die Mehrheit bei den Ausgaben deutlich einschränken, ein beträchtlicher Anteil leidet auch gesundheitlich unter dem Jobverlust. Konsumverzicht ist eine häufige Reaktion, auch für Kinder stehen weniger Mittel zur Verfügung.
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Bei der vom Institut für Empirische Sozialforschung (IFES) im Auftrag der AK Wien durchgeführten Umfrage wurden 500 Personen in Wien befragt, die in den vergangenen zwölf Monaten zumindest einmal arbeitslos waren - oder es noch sind.
Einkommen sank fast auf die Hälfte
Die mit der Arbeitslosigkeit verbundenen finanziellen Einbußen sind beträchtlich: Der Einkommensverlust durch die Erwerbslosigkeit betrug im Schnitt 44 Prozent. Lag das durchschnittliche persönliche Nettoeinkommen der Befragten vor der Arbeitslosigkeit bei 1.420 Euro pro Monat, sank es während der Arbeitslosigkeit auf 796 Euro.
Um den Einkommensverlust abzufedern, konnte nur jeder Zweite (49 Prozent) auf eigene Ersparnisse zurückgreifen. Daneben halfen das Einkommen des Partners (29 Prozent) sowie Finanzspritzen aus dem Familienkreis (27 Prozent) und private Geldleihen (17 Prozent), die Einbußen zumindest teilweise auszugleichen. Jeder Fünfte (19 Prozent) überzog während der Arbeitslosigkeit das Bankkonto - was bekanntlich mit hohen Zinsen verbunden ist. Einen Bankkredit nahmen nur fünf Prozent auf.
Wohlbefinden eingeschränkt
Mit dem niedrigeren Einkommen während der Arbeitslosigkeit kam fast jeder Zweite (48 Prozent) nicht aus. Je länger kein Arbeitseinkommen, umso schlimmer wurde die Lage: Bei mehr als 25 Wochen Arbeitslosigkeit wurden die finanziellen Einbußen für 63 Prozent der Befragten ein „sehr großes Problem“. Jeder Dritte (33 Prozent) sah sein gesundheitliches Wohlbefinden eingeschränkt, wobei hier Frauen deutlich mehr betroffen waren (39 Prozent) als Männer. Bei knapp einem Drittel (31 Prozent) litten die sozialen Kontakte, die Beziehungen zu Freunden und ehemaligen Kollegen.
Auch bei Kindern und Essen muss gespart werden
Bei mehr Kindern im Haushalt gaben 35 Prozent an, die Arbeitslosigkeit habe auch negative Folgen für ihre Kinder. Den Verzicht auf Schulaktivitäten ihres Kindes nannten neun Prozent, den Wegfall von Nachhilfestunden sieben Prozent. Wegen der Geldknappheit gerieten 22 Prozent während der Arbeitslosigkeit sogar mit ihren Mietzahlungen in Rückstand - eine existenzielle Frage, denn wer die Wohnung verliere und auf der Straße lande, finde schwer zurück, so die AK.
Eine sehr häufige Reaktion auf den Geldmangel ist Konsumverzicht: 58 Prozent gaben an, bestimmte Dinge einfach nicht mehr zu kaufen, 61 Prozent suchten verstärkt nach Billigangeboten. Insgesamt reichten trotz teilweise großer Einsparungen bei 44 Prozent die Einnahmen nicht für die Deckung der laufenden Haushaltsausgaben aus.
Oft atypische Beschäftigungsverhältnisse
Von den Befragten hatten 42 Prozent Pflichtschulbildung, 20 Prozent wiesen Hochschulbildung auf. Auffallend ist der hohe Anteil von atypischen Arbeitsverhältnissen vor der Arbeitslosigkeit. So hatte rund ein Viertel (24 Prozent) in den letzten fünf Jahren überwiegend befristete Beschäftigungen.
Nur rund ein Drittel der Befragten (32 Prozent) war in den letzten fünf Jahren in Normalarbeitsverhältnissen, also Vollzeit und ausschließlich unbefristet, tätig. 42 Prozent waren überwiegend in anderen, also atypischen Arbeitsverhältnissen beschäftigt. Befristungen, Teilzeit, freie Dienstverhältnisse, Leiharbeit und geringfügige Beschäftigung bedeuten ein deutlich höheres Risiko für Arbeitslosigkeit, erläutert der IFES-Experte Georg Michenthaler.
Jobverlust zumeist unfreiwillig
Der Jobverlust war bei der überwiegenden Mehrheit der Befragten unfreiwillig: Nur jeder Zehnte kündigte selbst, 46 Prozent gaben eine „einvernehmliche Kündigung“ an. Dabei handelt es sich laut dem Experten allerdings meist um eine Trennung, die vom Arbeitgeber ausgeht. 28 Prozent wurden offiziell durch den Arbeitgeber gekündigt, bei 16 Prozent endete das Arbeitsverhältnis durch Fristablauf. Die Studie wird am Dienstag im Rahmen der AK-Tagung „Brennpunkt Arbeitslosenversicherung“ präsentiert.
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