Themenüberblick

Mölzer „verwendet ‚Nekrophilie‘ häufig“

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sieht keinen Grund für einen Rückzug von Andreas Mölzer als freiheitlicher Spitzenkandidat bei der EU-Wahl. Mit dessen Entschuldigungen für den Ausdruck „Negerkonglomerat“ sowie für den Vergleich zwischen EU und „Drittem Reich“ sei die Sache für ihn „gegessen und erledigt“, so der FPÖ-Chef bei einer Pressekonferenz Dienstagvormittag.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Dass Mölzer ursprünglich behauptet hatte, von einem „nekrophilen Konglomerat“ gesprochen zu haben, und den Ausdruck „Negerkonglomerat“ erst nach Auftauchen eines Audiofiles eingestanden hatte, ficht Strache nicht an. Mölzers Darstellung sei „glaubhaft“ gewesen, verwende dieser doch den Ausdruck „Nekrophilie“ häufig. Und er sei eben der festen Überzeugung gewesen, eine entsprechende Wortwahl verwendet zu haben, so Strache über Mölzer.

„Pointiert und überspitzt“

Die Äußerungen des Spitzenkandidaten an sich, speziell der Vergleich der EU mit dem „Dritten Reich“, gefallen Strache laut eigener Aussage nicht. Zwar sprach der FPÖ-Chef von einem „pointierten und überspitzten“ Vergleich Mölzers zur „Regulierungswut“ der EU. Solche Vergleiche sollte man aber grundsätzlich nicht anstellen und unterlassen. Mölzer habe sich nach einem offenen Gespräch mit ihm dann auch für die Wortwahl entschuldigt, womit die Sache erledigt und ein Rückzug kein Thema sei. Auch der Kärntner FPÖ-Chef Christian Ragger stärkte Mölzer den Rücken und sieht keinen Grund für einen Rücktritt - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Vom „nekrophilen“ zum „Negerkonglomerat“

Mölzer hatte noch am Freitag gegenüber der APA gesagt, er habe von einem „nekrophilen Konglomerat“ gesprochen, und zwar in Zusammenhang mit der überalterten, kinderlosen Gesellschaft. Ein Mitschnitt widerlegte das - mehr dazu in oesterreich.ORF.at. Laut „Magazin“ der „Süddeutschen Zeitung“ sagte Mölzer das Wort jedoch in folgendem Kontext: „(...) Es ist eine Frage auch des gestalterischen, des Arbeitsethos, was aus diesem Europa wird: Entweder sind wir ein Negerkonglomerat, totales Chaos, sage ich jetzt bewusst brutal politisch nicht korrekt, wo das Chaos sich vermehrt, wo Massenzuwanderung, wo institutionelles Chaos, wo wirre Konzerninteressen (sind).“

Darabos: Widerwärtige, rassistische Aussagen

Die SPÖ forderte damit wohl unerhört den Abtritt des freiheitlichen Spitzenkandidaten. Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos meinte in einer Aussendung, „aufrechte Demokraten“ würden niemals ein faschistisches Terrorregime verharmlosen und „derart widerwärtige, rassistische Aussagen treffen“. Strache müsse seinen EU-Kandidaten umgehend aus allen politischen Funktionen in der FPÖ entfernen. Grünen-Chefin Eva Glawischnig sagte am Rande einer Pressekonferenz, Mölzer falle ja nicht zum ersten Mal mit „haarsträubenden Bemerkungen“ auf: „Es wäre höchst an der Zeit, ihn abzuziehen. Ein Rücktritt ist Gebot der Stunde.“ Nämliches forderte „SOS Mitmensch“.

FPÖ will EU-Kommissar für stärkste Partei

Die FPÖ wechselte indes bereits wieder das Thema und will am Mittwoch im Nationalrat beantragen, dass die stärkste Partei bei der EU-Wahl auch den EU-Kommissar stellen kann. Das würde eine „Kausalität zwischen dem Wähler und der Kommission“ bringen, argumentierte Strache, den stört, dass derzeit das Ergebnis des Urnengangs überhaupt keine Rolle bei der Beschickung der Kommission spiele. Technisch schwebt dem FPÖ-Chef ein Modell wie bei der Volksanwaltschaft vor, wo ebenfalls klargestellt sei, dass die stärkste Fraktion das Erstvorschlagsrecht besitze.

Links: