„Haben neues Radarmaterial“
Auf dem privaten Flugsimulator des Piloten der verschwundenen Malaysia-Airlines-Maschine sind am 3. Februar Daten gelöscht worden. Das berichtete der malaysische Polizeichef Khalid Abu Bakar am Mittwoch in Kuala Lumpur.
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Das Gerät werde weiter analysiert, und die Experten versuchten, die gelöschten Informationen zurückzuholen. Verkehrsminister Hishammuddin Hussein betonte: „Alle Crewmitglieder einschließlich der Piloten sind unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist.“ Die Tatsache, dass Daten gelöscht wurden, muss in keinerlei Zusammenhang mit dem Verschwinden des Jets stehen. Die Daten könnten auch gelöscht worden sein, um Speicherplatz zu schaffen. Die Behörden wollen daher die Daten rekonstruieren, um festzustellen, ob der Pilot Zaharie Ahmad Shah eventuell eine geheime Flugroute plante. Laut der Nachrichtenagentur AP baten die malaysischen Behörden das FBI um Hilfe bei der Rekonstruktion der Daten.
Chinesische Angehörige und Freunde der Insassen versuchten am Mittwoch laut protestierend, die Pressekonferenz in Kuala Lumpur zu stürmen. Sie verlangten Informationen. Ordner drängten sie ab und brachten sie in einen geschützten Raum. Flug MH370 mit 239 Menschen an Bord ist seit dem 8. März spurlos verschwunden. Die Maschine war auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking. Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Sabotage, Entführung und Terrorismus.

APA/ORF.at
Malediven-Gerücht dementiert
„Ich kann bestätigen, dass wir (neues) Radarmaterial haben“, sagte der Minister. „Aber ich bin nicht befugt, solche Informationen zu veröffentlichen.“ Laut seinen Angaben haben bis auf Russland und die Ukraine alle Länder ihre Landsleute überprüft und keine verdächtigen Merkmale gefunden. Hussein verwarf auch Berichte von Fischern vor den Malediven, die angeblich ein tief fliegendes Flugzeug gesichtet hatten. Die maledivischen Behörden hätten das zurückgewiesen, sagte er.
In dem riesigen Suchgebiet im Indischen Ozean haben die Australier mit Seeaufklärern auch am Mittwoch keine Spur der verschwundenen Boeing 777 gefunden. Schiffe in der Region hätten ebenfalls Ausschau gehalten und kein verdächtiges Material gesichtet, berichtete die Behörde für Seesicherheit (AMSA). Auch aus dem anderen Suchkorridor nordwestlich von Malaysia wurde keine Sichtung gemeldet. Es gebe keinen Hinweis, dass das Flugzeug in den chinesischen Luftraum eingedrungen sei, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Hong Lei, am Mittwoch in Peking. Experten halten es de facto für unmöglich, dass der Passagierjet unentdeckt vom chinesischen Militärradar über das Land flog.
Kursänderung vorher programmiert?
Der US-Sender NBC berichtete, die Kursänderung der Maschine sei bereits vor der verbalen Abmeldung der Piloten im Bordcomputer eingegeben worden. Der Sender berief sich auf Ermittlerkreise. Das dementierte der Chef der malaysischen Zivilluftfahrt, Azharuddin Abdul Rahman. Allerdings hatten die Ermittler auch vergangene Woche mehrfach Medienberichte dementiert, die später bestätigt wurden.
Wahrscheinlich war es der Kopilot Fariq Abdul Hamid, der sich um 1.19 Uhr mit „In Ordnung, gute Nacht“ aus dem Cockpit abmeldete. Die Kursänderung sei mindestens zwölf Minuten vorher im Bordcomputer gewesen, berichtete NBC. Um 1.07 Uhr erfolgte die letzte automatische Datenmeldung des Kommunikationssystems ACARS. Dann wäre die Kursänderung bei der Bodenkontrolle angekommen. In dem Szenario wäre ungeklärt, warum der Pilot nichts erwähnte und warum die Bodenkontrolle bis heute nichts dazu gesagt hat.
Thailands Luftwaffe registrierte „unbekannten“ Jet
Von neuen Erkenntnissen berichtete auch die thailändische Luftwaffe. Kurz nach dem letzten Funkspruch der Maschine sei auf dem Radar ein „unbekanntes Flugzeug“ registriert worden, teilte sie mit. Dieses sei jedoch nicht als Bedrohung eingestuft worden. Den Angaben zufolge flog die Maschine sechs Minuten nach dem Funkspruch über dem Südchinesischen Meer zurück in Richtung Kuala Lumpur.
Entscheidende Momente
0.41 Uhr: Flug MH370 startet
1.07 Uhr: Letztes ACARS-Signal und mögliche Kursänderung
1.19 Uhr: Letzter Sprechfunk
1.21 Uhr: Transponder abgeschaltet
1.37 Uhr: ACARS-Signal bleibt aus
Festzustehen scheint, dass das Verschwinden der Boeing geplant und vorbereitet wurde. Die entscheidenden Vorgänge passierten zwischen 1.07 Uhr und 01.37 Uhr, als der nächste Statusbericht der Maschine fällig gewesen wäre. In der Zwischenzeit soll eben möglicherweise der Kurswechsel erfolgt sein, und zwei Minuten nach der Verabschiedung des Kopiloten soll die Übermittlung von Transponderdaten deaktiviert worden sein.
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unter Berufung auf Gespräche mit sechs Insidern, die allesamt anonym bleiben wollten, dass das ACARS-System aller Wahrscheinlichkeit nach händisch deaktiviert wurde, also durch das Trennen der entsprechenden Kabelverbindung. Diese befindet sich demnach außerhalb des Cockpits in einem Bodenverschlag beim Vorderausgang. Das legt nahe, dass mehrere Personen am Werk waren. Die entscheidenden Vorgänge an Bord spielten sich offenbar genau zu dem Zeitpunkt ab, als die Maschine von der malaysischen Luftkontrolle an die vietnamesische Luftkontrolle übergeben hätte werden sollen.
China erhöht Druck weiter
China legte derweil bei seiner scharfen Kritik an den malaysischen Ermittlungs- und Kommunikationsmethoden nach. „Es ist bekannt, dass ungenaue oder zumindest unvollständige Informationen dazu geführt haben, dass die anfängliche Suche im Südchinesischen Meer ins Leere lief und kostbare Zeit vergeudet wurde“, hieß es in einem Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Informationen dürften nicht aus Gründen der nationalen Sicherheit unter dem Deckel gehalten werden, sondern müssten zumindest unter den Beteiligten ausgetauscht werden.
Versicherung zahlt
Inzwischen begann die Allianz mit der Auszahlung der Versicherungssumme für den Flug MH370. Das bestätigte das Versicherungsunternehmen am Dienstagabend. Unbestätigten Angaben zufolge liegt die komplette Versicherungssumme laut „Handelsblatt“ (Mittwoch-Ausgabe) bei 100 Millionen Dollar. Sollte tatsächlich ein Terrorakt für das Verschwinden verantwortlich sein, müsse ein anderer Versicherer für den Schaden aufkommen, so der Bericht. Die Ermittlungen konzentrieren sich derzeit auf mehrere Möglichkeiten: Sabotage, Entführung, Terrorakt und Selbsttötung eines der Piloten.
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