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Alibaba dominiert Onlinehandel in China

Amazon, Twitter & Co. müssen sich auf neue und wohl auch harte Konkurrenz einstellen: Erfolgreiche chinesische Internetfirmen wie Alibaba und Weibo wollen ihre lange gehegten Börsenpläne in New York wahr machen und dort zu den neuen Stars der Technologiebranche aufsteigen.

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Chinas neue Vorzeigeunternehmen sind nicht nur in den USA bisher zwar weitgehend unbekannt. Aber ihre Größe und ihre Finanzkraft zeigen, dass die neuen Schwergewichte aus Asien auch global eine gewichtigere Rolle spielen möchten. Dabei wollen sie auch vom Boom der steigenden Aktienkurse von IT-Firmen profitieren - Internetunternehmen sind an der Wall Street derzeit besonders gefragt.

Aktienvolumen von rund elf Mrd. Euro

Nach monatelangen Spekulationen gab der Internetversandhändler Alibaba am Sonntag bekannt, einen Börsengang in New York anzustreben. Die Erstemission (IPO) könnte ein Volumen von mehr als 15 Mrd. Dollar (10,80 Mrd. Euro) erreichen und damit der spektakulärste seit dem von Facebook vor fast zwei Jahren werden. Analysten schätzen den Marktwert des Unternehmens aus der Stadt Hangzhou auf mindestens 140 Milliarden Dollar.

Offizielle Angaben zum genauen Termin des Börsengangs gab es bisher nicht. Insidern zufolge soll Alibaba im dritten Quartal an die Börse gehen, hieß es von der Nachrichtenagentur Reuters. Gewissheit könnte es schon im April geben, dann nämlich soll das chinesische Amazon-Pendant den entsprechenden Antrag stellen. Dabei wird es auch genauere Infos über die Geschäftsentwicklung Alibabas, das derzeit hauptsächlich in China aktiv ist, geben.

Anbieter will „globaler“ werden

„Der Börsengang wird uns zu einer globaleren Firma machen und die Transparenz des Unternehmens erweitern“, so Alibaba-Sprecherin Florence Shih am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur dpa in Peking. Auch könne Alibaba mit dem Kapital seine langfristigen Ziele und Ideale verfolgen. Der Finanzarm von Alibaba - wie das elektronische Zahlungssystem Alipay und der rasant wachsende Yu’E-Geldmarktfonds - ist nicht Teil des Börsengangs.

Das 1999 in der Wohnung des früheren Englischlehrers Jack Ma von ihm und 17 weiteren Personen gegründete Unternehmen dominiert mit seinen 20.000 Beschäftigten und Büros in der ganzen Welt mittlerweile Chinas Onlinehandel. Laut „Economist“ gehen 60 Prozent der Pakete in China auf den Handel über Alibaba-Plattformen zurück.

Übertrifft Amazon und eBay

Über die diversen Internetplattformen Alibabas werden mittlerweile mehr Güter gehandelt als über jene der US-Giganten Amazon und eBay zusammen. Alibaba ist mit Alipay auch direkter Konkurrent von eBay - knapp die Hälfte aller Onlinezahlungen in China wird laut Analysten darüber abgewickelt. Daneben betreibt Alibaba unter anderem eine eigene Messaging-Anwendung und bietet Cloud-Speicherlösungen an.

Das Marktforschungsinstitut eMarketer hatte vor kurzem die kompletten Onlineumsätze in der Volksrepublik auf rund 180 Mrd. Dollar veranschlagt, 80 Prozent davon sollen auf Alibaba entfallen. Auf der Alibaba-Plattform Taobao bieten sechs Millionen kleinere chinesische Hersteller und Händler ihre Waren an. Wichtige Alibaba-Aktionäre sind der japanische Mobilfunkkonzern Softbank, der 37 Prozent der Anteile kontrolliert, sowie der US-Internetpionier Yahoo mit 24 Prozent, der sein Paket im Zuge des IPO aber verringern will.

Weitere Kandidaten drängen an US-Börsen

Der Twitter-Konkurrent Weibo reichte bereits am Freitag seinen Antrag auf Börsenzulassung in den USA ein. Weibo ist analog zu Twitter deutlich kleiner als Alibaba und will über die Aktienplatzierung bis zu 500 Mio. Dollar einnehmen. Die 2009 gegründete Firma hat nach eigenen Angaben derzeit 61 Millionen aktive Nutzer pro Tag. Der Börsenprospekt gibt monatlich 129 Millionen aktive Nutzer an. Wie Twitter wächst auch Weibo rasant, schreibt aber bisher Verluste. Zweitgrößter Weibo-Aktionär mit mehr als 18 Prozent ist wiederum Alibaba.

Weibo und Alibaba sind zudem nicht alleine mit ihren Plänen: Der zweitgrößte chinesische Internetversandhändler JD.com strebt bei seinem im Jänner angekündigten Börsengang ein Emissionsvolumen von 1,5 Milliarden Dollar an. In lokalen Medienberichten schätzten Experten den Marktwert des Alibaba-Rivalen auf mehr als sieben Milliarden Dollar. Auch die auf den Verkauf von Kosmetik spezialisierte Website Jumei wolle in den USA an die Börse gehen, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg.

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