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Andere Risiken als Männer

Der Verlust des Jobs treibt Menschen weitaus am häufigsten in die Schuldenfalle. Auch der falsche Umgang mit Geld spielt oft eine Rolle, bei Männern und Frauen gleichermaßen. Bei anderen Überschuldungsgründen gibt es allerdings signifikante Geschlechterunterschiede: Trennungen und Bürgschaften machen Frauen deutlich mehr zu schaffen.

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Bei 14 Prozent der Frauen, die in die Finanzmisere gerieten, war die Trennung oder Scheidung vom Partner ein Grund, bei Männer war das nur bei zehn Prozent der Fall. Das zeigt eine am Freitag veröffentlichte Erhebung der Dachorganisation der österreichischen Schuldnerberatungen ASB. „Meist obliegen Obsorge und Betreuung der Kinder den Frauen - bei zusätzlich schlecht bezahlten Teilzeitjobs“, so ASB-Geschäftsführer Hans Grohs in einer Aussendung.

Frauen in der Bürgschaftsfalle

Noch größer war der Geschlechterunterschied bei Bürgschaften. Bei Männern spielten diese nur selten eine Rolle (drei Prozent). Frauen bricht es viel öfter das finanzielle Genick, wenn sie sich bereiterklärt haben, bei Zahlungsunfähigkeit des Kreditnehmers - oft des Partners - einzuspringen (zwölf Prozent).

„Kommt es zur Trennung, passiert es, dass die Frau für den ehemaligen Partner geradestehen muss - auch dann, wenn die übernommene Haftung schon bei Kreditaufnahme die finanzielle Lage der Frau weitaus überstiegen hat“, gibt Grohs zu bedenken. Er kritisiert die Banken für ihre Praxis. Ohne Einkommen sollten Menschen keine Bürgschaften eingehen dürfen, weiters fordern die Schuldnerberatungen ein Rücktrittsrecht von Bürgschaften und Krediten.

Konkursanträge scheitern öfter

Die finanzielle Lage jener Frauen, die sich an die Schuldnerberatungen wenden, ist äußerst prekär. 47 Prozent der Klientinnen haben weniger als 1.000 Euro im Monat zur Verfügung, 31 Prozent nicht mehr als das Existenzminimum von 838 Euro (Männer: 28 Prozent). Ein Grund für das geringe Einkommen der Frauen ist die schlechte Ausbildung. 45,1 Prozent der weiblichen Klientinnen haben nur einen Pflichtschulabschluss, bei den Männern sind es 35,9 Prozent.

Frauen stehen im Schnitt mit 61.070 Euro in der Kreide, Männer mit 77.212 Euro. Da verschuldete Frauen weniger Geld zur Verfügung haben und daher ihren Gläubigern eine geringere Quote bieten, können ihre Konkursanträge scheitern. Im Vorjahr entfielen 38 Prozent der eröffneten Privatkonkurse auf Frauen.

Warnung vor Altersarmut

Vor Altersarmut bei Frauen warnt wiederum die Erste Bank: Karenzzeiten und Teilzeitarbeit reißen auch ein große Lücke in den Pensionsanspruch, dazu kommt der geringere Verdienst im Vergleich zu Männern. Richtig vorsorgen heiße auch, über die finanzielle Situation in einer Partnerschaft Bescheid zu wissen. Finanzielle Unabhängigkeit anzustreben, stehe nicht im Widerspruch zu einer guten Beziehung und habe nichts mit Misstrauen zu tun, betonte Quitt. Vom täglichen Finanzleben bis hin zur Vorsorge im Alter sollten eigentlich beide Partner voneinander unabhängig sein.

Drei Viertel der in einer Beziehung lebenden Österreicherinnen sind einer aktuellen Umfrage der Erste Bank zufolge nicht die Hauptverdienerin. Und 81 Prozent davon könnten ihren derzeitigen Lebensstandard ohne ihren Partner nicht aufrechterhalten. Nur jede Fünfte verdient so viel wie ihr Partner - der Hauptgrund für den Gehaltsunterschied sind den Angaben zufolge vor allem Teilzeitanstellungen.

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