Rennen um Barroso-Nachfolge
Bei der Europawahl von 22. bis 25. Mai sollen die Europäer auch darüber entscheiden, wer künftig die EU-Kommission leitet. Die Parteienfamilien stellen erstmals Spitzenkandidaten auf, die für die Nachfolge von Behördenchef Jose Manuel Durao Barroso infrage kommen. Das Mandat des Portugiesen läuft Ende Oktober aus.
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Die Sozialdemokratische Partei Europas (SPE) kürte ihren Spitzenkandidaten am 1. März in Rom. Es ist dies Martin Schulz. Der 58-jährige Politiker der deutsche SPD gilt als wortgewandt, streitlustig, ehrgeizig. 2004 übernahm der gelernte Buchhändler den Fraktionsvorsitz der Sozialisten, 2012 wurde er Präsident des Europaparlaments. Schulz ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Bove geht für die Grünen ins Rennen
Die europäischen Grünen bestimmten ihre beiden Spitzenkandidaten Ende Jänner in der europaweiten Abstimmung via Internet. Der 60-jährige Franzose Jose Bove ist Landwirt, Schafzüchter, Umweltaktivist und hat die globalisierungskritische Bewegung ATTAC mitbegründet. Bekannt wurde der „Bauernführer“, als er 1999 mit Mitstreitern eine McDonald’s-Filiale kurz vor deren Eröffnung demolierte. Seit 2009 sitzt Bove für die Grünen im Europaparlament.
Als zweite Spitzenkandidatin wurde Franziska Keller gekürt Die 32-Jährige Deutsche ist die frühere Landesvorsitzende der Grünen im deutschen Bundesland Brandenburg. Sie zog 2009 ins Europaparlament ein. Keller studierte Judaistik, Islamwissenschaft und Turkologie. Sie spricht Englisch, Französisch, Spanisch, Türkisch und Arabisch und ist mit einem Finnen verheiratet.
Liberale: Rehn und Verhofstadt
Die Allianz der Liberalen und Demokraten (ALDE) schickt ebenfalls zwei Spitzenkandidaten ins Rennen. Der Finne Olli Rehn arbeitet seit 2004 als EU-Kommissar. Bis 2010 betreute er die EU-Erweiterung, danach übernahm er das Ressort Wirtschaft und Währung. Rehn hat in den USA und in Helsinki Politik, Wirtschaft, Journalismus und internationale Beziehungen studiert. Der 52-Jährige wird in Brüssel als Vermittler und Diplomat geschätzt.
Weiterer Spitzenkandidat ist Guy Verhofstadt. Verhofstadt ist Belgier aus Flandern und überzeugter Europäer. Der 60-Jährige war bis 2008 insgesamt neun Jahre Ministerpräsident seines Heimatlandes. Seit 2009 ist der studierte Jurist Fraktionschef der Liberalen im Europaparlament. Verhofstadt und seine Frau haben zwei Kinder.
Tsipras soll Erfolg für Linke holen
Die europäische Linke nominierte ihren Spitzenkandidaten bereits im Dezember. Alexis Tsipras ist ein Senkrechtstarter aus Griechenland. Er begann seine politische Laufbahn in den 1990er Jahren als Studentenführer. Tsipras nahm an Antiglobalisierungsdemonstrationen in Berlin, Genua und Florenz teil. 2008 wurde er Vorsitzender der griechischen Linkspartei SYRIZA. Der 39-Jährige gilt als ausgezeichneter Redner. Er lebt mit seiner Lebensgefährtin und zwei Söhnen in Athen.
Insgesamt gibt es 13 europäische Parteienbündnisse, aber nicht alle stellen einen Spitzenkandidaten auf.
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