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Deloitte schlägt Alarm

Nach den Warnungen der Industriellenvereinigung und des Wirtschaftskammerpräsidenten Christoph Leitl vor einer abnehmenden Wettbewerbsfähigkeit des heimischen Standorts schlägt nun auch der Wirtschaftsprüfer Deloitte Alarm.

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Im internationalen Vergleich falle Österreich kontinuierlich zurück und verspiele damit sein Zukunftspotenzial, warnen diese. Der Wirtschaftsprüfer hat die Österreich-Daten von fünf Standortvergleichen (WEF, IMD, INSEAD, Transparency International und OECD Better Life) miteinander verglichen sowie volkswirtschaftliche Kennzahlen und eigene Untersuchungen zu einem Art Metaindex - dem „Deloitte Radar“ - zusammengefasst.

Seit Jahren befinde sich Österreich in den Standortrankings in einem Abwärtstrend, so Deloitte-Österreich-Geschäftsführer Bernhard Gröhs am Donnerstag. Im erstmals veröffentlichten „Deloitte Radar“ erhält der Wirtschaftsstandort Österreich im Bereich „Politisches und makroökonomisches Umfeld“ drei von fünf Punkten. Die strukturelle Neuverschuldung sei eine „Last für die Zukunft“, heißt es in dem Bericht.

Schlechteste Wertung im Bereich „Kosten“

Die „Unternehmensinfrastruktur in Österreich“ wird mit vier Punkten bewertet, müsse aber weiterentwickelt werden. Das „regulatorische Umfeld“ erhielt nur zwei Punkte, weil die regulatorischen Auflagen in Österreich noch nie so hoch waren. Die schlechteste Wertung erhielt der heimische Wirtschaftsstandort im Bereich „Kosten“ mit nur einem Punkt, weil Österreich im internationalen Vergleich eine hohe Abgabenquote mit aufwendig administrierbaren Steuerregelungen habe. Bei „Innovation, Forschung und Entwicklung“ vergaben die Wirtschaftsprüfer vier Punkte, bei der Verfügbarkeit von Arbeitskräften drei.

„Steuersystem neu schreiben“

Es seien „klare Strategien“ notwendig, um alle verfügbaren Talente in Österreich zu fördern. Fünf von fünf Punkten gab es für die Lebensqualität in Österreich, was den Standort sehr attraktiv für Fachkräfte aus dem Ausland und als Standort für international tätige Unternehmen mache. Deloitte mahnt die Regierung vor allem zu Kurskorrekturen im Bereich Steuern, Arbeitsmarkt und Bildung.

„Wir müssen das Steuersystem neu schreiben, es braucht einen kompletten Reset“, forderte Gröhs. Es gebe zwar Bausteine für ein Topsteuersystem im internationalen Vergleich, aber wegen Sonderbestimmungen und Novellierungen sei „es nahezu unadministrierbar und verfilzt“. Der Administrationsaufwand im Bereich Steuern hemme bereits die wirtschaftliche Entwicklung. Die letzte große Steuerreform liege sogar bereits ein Vierteljahrhundert zurück.

„Einheitliche Lohnsteuer und Sozialversicherung“

Gröhs empfiehlt der Regierung, die Einhebung der Lohnsteuer und Sozialversicherung zu vereinheitlichen und niedrige und mittlere Einkommen steuerlich zu entlasten. „Bei der Steuerquote ist man in Österreich ganz am Anschlag.“ Der Deloitte-Geschäftsführer hofft, dass die im Regierungsprogramm vereinbarte Arbeitsgruppe zum Steuersystem herzeigbare Ergebnisse liefern wird.

Auch die Kooperation mit den Steuerbehörden sei schwieriger geworden. Ein Dutzend Investoren mit zwei- bis dreistelligen Millionensummen hätten in den vergangenen Jahren nicht in Österreich investiert, weil die Behörden keine genauen Auskunft zur Steuerhöhe machen konnten, so Deloitte-Partner und WU-Professor Josef Schuch. Auch sollten Investoren, die in Österreich Millionen investieren, leichter eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten.

„Offener und flexibler werden“

Eine Kurskorrektur ist für Gundi Wentner, Partnerin bei Deloitte, auch auf dem Arbeitsmarkt, bei Bildung und Talenten notwendig. „Österreich muss offener und flexibler werden.“ Auch brauche es ein „deutlich risiko- und innovationsfreundlicheres Klima“, so Wentner weiter.

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