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Ernährungsgewohnheiten im Umbruch

Geht es um frische Lebensmittel, dann essen die Österreicher vermehrt Obst, Gemüse und Milchprodukte. Dafür verzichten sie tendenziell eher auf Fleisch. So fasste Marlies Gruber, wissenschaftliche Leiterin von forum.ernährung, Anfang März bei einem Vortrag in Salzburg die Veränderungen beim Konsum von Frischwaren zusammen.

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Anlass für die Zusammenschau der Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten war das 20-Jahr-Jubiläum der rollierenden Agrarmarktanalyse, die seit zwei Jahrzehnten die Einkäufe von Frischwaren wie Obst, Gemüse, Fleisch, Milch und Fertiggerichten von 2.800 Haushalten exakt erhebt.

Snacks statt klassischer Mahlzeiten

Die Konsumenten achteten sehr stark auf die regionale Herkunft von Lebensmitteln: Gruber ortet einen Trend, der seit Anfang der 1990er Jahre an Bedeutung gewinnt. Nicht zuletzt haben auch die großen Handelsketten regionale Produkte in den vergangene Jahren viel stärker beworben. Die klassischen Mahlzeiten - Frühstück, Mittag- und Abendessen - hätten hingegen an Stellenwert verloren. „Die Menschen essen öfter zwischendurch“, so Gruber, die von „Snacking“ als einem Trend spricht.

Mehr Fertig- oder Halbfertigprodukte

Auch der Anteil an Convenience-Produkten nimmt laufend zu. Viele Frauen seien berufstätig, die Zahl der Singlehaushalte steige: Das sind für Gruber die Gründe dafür, warum man immer häufiger zu Fertig- oder Halbfertigprodukten greife. Unter Convenience falle nicht nur das klassische Fertiggericht, sondern alles, was im Haushalt bei Einkauf, Zubereitung oder Vorratshaltung helfe.

Als ein Beispiel nannte Johannes Mayr, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts KeyQuest, die Zuwächse von länger frischer ESL-Milch (Extended Shelf Life, längere Haltbarkeit im Regal). Sie hat mittlerweile einen Anteil von 36 Prozent am Gesamtmarkt, was freilich auch mit dem verstärkten Angebot dieser Produkte im Kühlregal zu erklären ist.

Wer Wurst kauft, der tut das häufiger beim Selbstbedienungsregal als an der Feinkosttheke. „Die fertig verpackte Ware kann im Kühlschrank länger gelagert werden“, nennt Mayr einen Grund. Mehr als zwei Drittel des Wurstumsatzes laufen über das Selbstbedienungsregal. 1997 lag der Anteil noch bei 38 Prozent.

Die fünf wichtigsten Trends

Um herauszufinden, welche Trends das Segment der frischen Lebensmittel in den kommenden zehn Jahren dominieren werden, befragte Mayr rund 200 Personen aus der Branche. Zu den fünf wichtigsten Trends bis 2024 gehören demnach die regionale Herkunft der Lebensmittel, der weitere Vormarsch von Convenience-Produkten, die gesunde Ernährung, die Zunahme von Vegetariern und Veganern sowie die Steigerung des Marktanteils von Bioprodukten.

Mehr Vegetarier

Zuwächse erwarten die Experten für die Zukunft bei vegetarischer und veganer Ernährung. Der Anteil der Vegetarier liege derzeit bei 3,5 Prozent, bis 2024 dürfte er auf 5,9 Prozent steigen. Andere Studien sprechen gar schon von rund 800.000 Österreichern, die ganz auf Fleisch oder sogar auf alle tierischen Produkte verzichten. Auch die Gastronomie reagiert langsam auf den Trend - mehr dazu in oesterreich.ORF.at. Potenzial nach oben gibt es weiterhin für biologische Lebensmittel: Lag ihr Anteil in den 1990er Jahren noch bei 2,7 Prozent, beträgt er aktuell 6,7 Prozent. Mayr prognostiziert aufgrund der Expertenbefragung in zehn Jahren 9,4 Prozent.

„Frische“-Marktanteil steigt leicht

Insgesamt gab es bei Frischwaren im Einzelhandel 2013 ein Umsatzwachstum von 2,6 Prozent auf 4,64 Mrd. Euro. Die größten Zuwächse gab es bei Obst, Gemüse und Erdäpfeln. Diskonter bauten ihren „Frische“-Marktanteil leicht auf 28,3 Prozent aus. Das gesamte Plus entspreche einem langfristigen Trend, teilte die Agrarmarkt Austria (AMA) auf Basis ihrer Agrarmarktanalyse „RollAMA“ am Mittwoch mit.

Mengenmäßig wurde am meisten Frisch- bzw. länger haltbare Milch gekauft - mit 12,95 bzw. 16,67 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Dann folgten mit 10,13 Kilo Erdäpfel, mit 7,25 Kilo Haltbarmilch, mit 7,16 Kilo Äpfel und mit 5,05 Kilo Fruchtjoghurt. Am meisten bei den Diskontern gekauft werden laut AMA Eier, Obst und Gemüse.

Hoher Anteil von Aktionsartikeln

Die Steigerung des Anteils von Aktionsartikeln verlangsamte sich im Vorjahr, der Anteil lag quer durch alle Warengruppen im Schnitt bei 22,5 Prozent - also fast ein Viertel. Bei Fleisch samt Geflügel liegt der Aktionsanteil bei einem Drittel. „RollAMA“ steht für „rollierende Agrarmarktanalyse“. 2.800 heimische Haushalte zeichnen dafür jeden Einkauf auf. Mehr als zwei Mio. Datensätze liefern so einen riesigen Pool an Markt- und Konsumdaten für Frischwaren - außer Brot.

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