Pizza, Botox, Magerkuren
Die Strahlkraft von Hollywood hat Twitter heißlaufen lassen: Umringt von einem beeindruckenden Staraufgebot schoss Oscar-Moderatorin Ellen DeGeneres mit ihrem Smartphone mitten in der Filmpreisgala am Sonntagabend ein Selbstporträt, das sich in dem Onlinedienst wie ein Lauffeuer verbreitete.
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Mit von der Partie bei dem Selfie waren unter anderen die Hollywood-Stars Brad Pitt, Angelina Jolie, Meryl Streep, Jennifer Lawrence und Julia Roberts. Auf den Auslöser drückte Bradley Cooper, der mit breitem Grinsen im Vordergrund des Fotos hockt.

APA/AP/Ellen DeGeneres
Das Foto, das alle Twitter-Rekorde gebrochen hat
„Wir haben Geschichte geschrieben“
Innerhalb weniger Stunden wurde es fast 2,4 Millionen Mal weitergeleitet. Damit avancierte das Foto zum meistverbreiteten Tweet aller Zeiten - und überholte den bisherigen Rekordhalter Barack Obama deutlich. Der US-Präsident hatte mit einem Foto, auf dem er seine Frau Michelle nach seiner Wiederwahl in den Arm schließt, im November 2012 rund 800.000 Retweets erhalten. „Wir haben Twitter zum Abstürzen gebracht. Wir haben Geschichte geschrieben“, freute sich DeGeneres.
Die TV-Moderatorin hatte bereits 2007 durch die Filmpreisgala geführt und gilt als massentauglicher als der US-Komiker Seth MacFarlane, dessen sarkastischer Humor im vergangenen Jahr nur begrenzt Gefallen fand. Heuer zeigte sich die Kritik durchaus angetan von DeGeneres’ Performance - sie sei unaufdringlich, witzig, aber immer angemessen gewesen, so der allgemeine Tenor.

Reuters/Mike Blake
Benedict Cumberbatch crasht das Foto von U2 auf dem roten Teppich und macht das Bild so zum Twitter-Hit
Ihr Selfie war aber nicht das einzige Foto, das sich in der Oscar-Nacht wie ein Lauffeuer im Netz verbreitete. Viele Stars nutzten ihr Mobiltelefon, um die Erlebnisse der Nacht mit ihren Followern und Fans zu teilen. Wer nicht mittendrin war im Partygeschehen, der gratulierte zumindest artig und freute sich mit den Gewinnern - mehr dazu in oe3.ORF.at.
Photobombs als Social-Media-Lauffeuer
Zu den am meisten online geteilten Bildern gehörte ein recht ungewöhnliches Bild vom roten Teppich: Benedict Cumberbatch sprang unvermittelt von hinten in ein Gruppenbild um U2-Sänger Bono. Um ganz sicherzugehen, dass auch irgendwer diese Photobomb registriert und unters Volk bringt, sprang er gleich noch einmal, während die Band im Vordergrund ungerührt posierte. Ähnlich witzig gab sich Jared Leto, der sich in ein Selfie von „House of Cards“-Star Kevin Spacey schummelte und dabei Grimassen schnitt.

Twitter (Montage)
Jared Leto crasht Kevin Spaceys Selfie
Hollywoods tollpatschiger Liebling
Wer auch auf erstaunlich vielen Fotos vom roten Teppich zu sehen ist, ohne dafür photobomben zu müssen, ist Hollywoods derzeitiger Liebling Jennifer Lawrence, in US-Medien und von ihren Kollegen liebevoll „JLaw“ genannt. In einer knallroten Robe fiel es den Fotografen offenbar sehr schwer, die junge blonde Schauspielerin zu übersehen - ganze Bildergalerien könnte man füllen mit den Fotos, die Lawrence zeigen - alleine von allen Seiten oder in inniger Umarmung mit unzähligen Gästen des Abends. Sie selber war für einen Oscar in der Kategorie „Beste Nebenrolle“ im Film „American Hustle“ nominiert, ging allerdings leer aus.
Ein Grund für die viele Aufmerksamkeit, die ihr zuteilwurde, könnte auch sein, dass ihr Stolpern bei der Golden-Globes-Verleihung zu einem Animated-Gif-Klassiker im Internet wurde - und man nur auf einen ähnlichen Umfaller wartete. Nicht umsonst, wie sich herausstellen sollte.

APA/EPA/Richard Harbaugh; Reuters/Adrees Latif (Montage)
Jennifer Lawrence im Umarmmodus vor, während und nach der Oscar-Verleihung
Weniger Falten, keine Mimik
Weniger lustig, dafür eher schockierend war die alljährliche Demonstration, was aus permanent von Beauty-Docs überholten Gesichtern von ehemals schönen Menschen wird. Mehr ist mehr - bezogen auf Botox -, dürften sich heuer unter anderem Goldie Hawn, Kim Nowak und Calista Flockhart gedacht haben, deren Gesichter nur zu recht wenig Mimik fähig schienen. Liza Minelli hat anscheinend auch nicht vor, sich in näherer Zukunft optisch mit ihrem Alter abzufinden, aber auch die Natürlichkeit von deutlich jüngeren Schauspielerinnen wie Jolie und Sandra Bullock ist permanent im Abnehmen begriffen.

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Goldie Hawn und Kim Novak können nur noch wenig mittels Gesichtsregungen ausdrücken
Oscars für extremen Gewichtsverlust
Stichwort Abnehmen: Der zweite Trend in Sachen Aussehen ist zwar nicht weniger erschreckend, wirkt sich aber auf das schauspielerische Vermögen anscheinend nicht so dramatisch aus. So sieht das zumindest die Academy, die sowohl den männlichen Haupt- als auch Nebendarstellerpreis an Schauspieler vergab, die sich für ihre Rolle auf ein gefährliches Gewicht heruntergehungert haben: Matthew McConaughey und Jared Leto hatten für ihre Rollen als Aids-Patienten in „Dallas Buyers Club“ jeweils um die 20 bis 30 Kilo abgenommen, mittels Nulldiät, wie sie freimütig zugaben.

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Jared Leto und Matthew McConaughey sahen auch schon einmal besser aus
Pizza für hungrige Promis
Hungerkuren und abstruse Diäten mögen unter Stars gar nicht so ungewöhnlich sein, DeGeneres hielt jedoch nichts davon, dass sich während der vierstündigen Gala jemand kasteie. Sie orderte Pizza für die hungrigen Prominenten im Publikum, die ein Mitarbeiter von Big Mama’s & Papa’s Pizzeria in der Liveshow auf die Bühne brachte. Unter anderen nahmen sich Pitt, Meryl Streep, Martin Scorsese und der frischgebackene Oscar-Preisträger Leto ein Stück Pizza.
Der junge Pizzabote avancierte auch kurz darauf zum Internetstar. In einem Video auf dem Promiportal TMZ.com ist zu sehen, wie der glückliche Lieferant Edgar von seinen Kollegen gefeiert wird, als er von dem Lieferauftrag zurück in die Filiale am Sunset Boulevard kommt. Auf Twitter lobte die Firma einen Preis für denjenigen aus, der errät, wie viel Trinkgeld Edgar von der Hollywood-Prominenz bekommen hat: Zu gewinnen gibt es eine Gratispizza.

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Edgar der Pizzabote wird wohl noch seinen Enkeln von seinem großen Auftritt in Hollywood erzählen
Die Teleprompter-Lampenfieberprobe
Während der großteils recht braven Präsentationsreden auf der Bühne fiel heuer einmal mehr auf, wie viele Schauspieler mit dem Teleprompter Probleme haben. Eigentlich sollte man ja meinen, dass das Ablesen vom Schirm für Schauspieler keine allzu schwierige Übung darstellt, zumal sie die Texte vorab proben konnten. Dennoch stolperten manche der prominenten Laudatoren im Lampenfieber mehr durch den Text, als dass sie ihn flüssig darbrachten. Einem 87-Jährigen wie Sidney Poitier dürfen ein paar Hänger in der Rede schon passieren, umso mehr, weil ihm Kopräsentatorin Jolie recht charmant aus der Patsche half, als es darum ging, den besten Regisseur zu verkünden.
Deutlich peinlicher war John Travoltas Versprecher: Er kündigte Sängerin Idina Menzel als „Adele Dazeem“ an, was ihm umgehend viel Spott in den Sozialen Netzwerken einbrachte. Umgehend eingerichtete Twitter-Fake-Accounts von „Adele“ machten sich die restliche Nacht einen Spaß daraus, die Oscar-Gala spöttisch zu kommentieren und dabei vor allem die Namen zu verdrehen.

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Lupita Nyong’o, Jennifer Garner und Cate Blanchett trendbewusst in hellen Roben
Helle Roben auf dem roten Teppich
Eine ganz klare Präferenz gab es heuer bei den Farben der Damenroben. Die waren großteils hell, in verschiedenen Farbnuancen von Lupita Nyong’os hellblauem Prada-Kleid über Jennifer Garner und Jessica Biel in Silber bis zur Goldrobe von Goldie Hawn. Auch die französische Schauspielerin Julie Delpy griff zu einem glitzernd-eleganten Abendkleid, das mit einer Brosche unter der Brust einen besonderen Blickfang hatte. Kate Hudson wählte eine weiße Versace-Kreation mit Schleppe - mehr dazu in oe3.ORF.at.
Neben nude-farbenen Kleidern war heuer auch viel nackte Haut zu sehen. Rückenfrei und ein tiefer Ausschnitt schlossen sich da gegenseitig nicht aus, was etwa bei den Roben von Kate Hudson, Miranda Kerr und Jada Pinkett Smith deutlich wurde.

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Tiefe Ausschnitte haben wieder Saison
Die australische Schauspielerin Cate Blanchett, die sich als gefallene High-Society-Dame in dem Woody-Allen-Film „Blue Jasmine“ die Trophäe für die beste weibliche Hauptrolle verdiente, kam in einem mit großen Pailletten verzierten Armani-Kleid aus hautfarbenem Stoff. „Es ist schwer, aber ich liebe es“, sagte sie zu ihrem Aufzug. Sie sei ja die erste Australierin mit zwei Oscar-Trophäen, gratulierte ein Reporter nach der Gala. „And don’t you fucking forget it“, feuerte Blanchett zurück. Das solle ja niemand vergessen. Das verpönte „F-Wort“ kann man sich als Oscar-Gewinnerin erlauben.
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