„Costa Concordia“-Kapitän auf Giglio: „Bin Ehrenmann“
Rund zwei Jahre nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ ist Kapitän Francesco Schettino zum Unglücksort zurückgekehrt. Im Zuge eines gerichtlichen Ortstermins mit Experten betrat Schettino heute Vormittag das vor der Insel Giglio liegende Wrack.
Der mit Lederjacke und Sonnenbrille bekleidete Schettino musste sich am engen Kai des Hafens von Giglio einen Weg durch eine Horde von Reportern und Kameraleuten bahnen, bevor er ein Boot der Küstenwache betreten konnte. Gemeinsam mit Experten wurde er anschließend zu dem Wrack gefahren.
Das Gericht hatte am Dienstag einem Antrag von Schettinos Verteidigung stattgegeben, dem Kapitän die Teilnahme an dem Ortstermin zu ermöglichen. Bei dem Besuch sollten der Notstromgenerator und ein Fahrstuhl untersucht werden, in dem mehrere Menschen ums Leben gekommen waren.
„Lügen über die Unglücksnacht“
„Die Gefühle, die ich empfunden habe, als ich das Wrack gesehen habe, kann man mit Worten nicht beschreiben. Ich habe an die letzten zwei Jahre und an die vielen Lügen gedacht, die über die Unglücksnacht gesagt wurden“, sagte Schettino.
Den von zahlreichen Medienvertretern verfolgten Aufenthalt auf Giglio nutzte Schettino nicht zuletzt, um seine Sicht der Dinge darzulegen. Sich selber bezeichnete Schettino dabei als „Ehrenmann“ und die Vorwürfe, er habe Schuld an der Havarie und damit am Tod von über 30 Passagieren, als „Lüge“.
Die „Costa Concordia“ hatte am 13. Jänner 2012 vor der Küste der Toskana einen Felsen gerammt und war in Schieflage geraten. Bei dem Unglück kamen 32 Menschen ums Leben. An Bord befanden sich auch 77 österreichische Passagiere, die sich retten konnten. Schettino muss sich in der toskanischen Stadt Grosseto seit Juli unter anderem wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Er hatte den Unfallort in einem Rettungsboot verlassen.