Fünf Jahre lang Bundesgeschäftsführerin
Vergangene Woche hat Laura Rudas noch einmal für Aufregung gesorgt: Im APA-Interview legte sie nahe, dass es die Matura eigentlich nicht mehr unbedingt braucht. Seit Dienstag weiß man, dass das ihr politischer Schlussakkord war. Die langjährige SPÖ-Bundesgeschäftsführerin sagt der Politik mit 32 Jahren Servus und geht studieren. Eine Rückkehr ist nicht geplant.
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Rudas gehörte in den vergangenen Jahren zu den umstritteneren Politikerinnen des Landes. Zu jung war sie manchem in der Parteihierarchie aufgestiegen, zu brutal sei ihre Personalpolitik gewesen, zu wenig inhaltliche Tiefe habe sie gehabt.
Mit 23 in den Wiener Landtag
Tatsächlich hat jeder dieser häufig geäußerten Vorwürfe ein Körnchen Wahrheit in sich. Rudas, Tochter des mittlerweile verstorbenen Psychiatriereformers Stephan Rudas und Nichte des früheren SPÖ-Bundesgeschäftsführers Andreas Rudas, war gerade einmal 23 Jahre alt, als sie in den Wiener Landtag einzog, protegiert von Bürgermeister Michael Häupl und dem heutigen Landtagspräsidenten Harry Kopietz (beide SPÖ).
Nicht viel später musste sie - da schon Jung-Nationalratsabgeordnete - ein wenig als Aufputz für Werner Faymanns ersten Kanzlerwahlkampf herhalten. Der verlief einigermaßen erfolgreich, und Rudas stieg zum Erstaunen vieler und Entsetzen mancher 27-jährig zur SPÖ-Bundesgeschäftsführerin auf. Die SPÖ-Spitze setzte da wohl auf Rudas’ offenes Wesen, ihren wachen Verstand und ihren Zug zur Macht.
Problematische Doppelspitze
Dass sie diese Rolle aber mit Günther Kräuter teilen musste, gilt bis heute als eine der schlechteren Ideen des Duos Werner Faymann/Josef Ostermayer. Denn die beiden harmonierten nicht, Misserfolge bei Wahlen folgten, die Länder waren unzufrieden mit einer Zentrale, die als kommunikationsschwach und nicht eben bestens organisiert galt.
Als effizient geschildert wurde Rudas, wenn es um Personalia geht. Von der Position der Bundesgeschäftsführerin aus war sie durchaus bemüht, langjährige Vertraute in wichtigere Funktionen zu hieven. Auch in Sachen ORF galt Rudas personalpolitisch als aktiv, auch wenn - wie im Fall Niko Pelinka - nicht alles erfolgsgekrönt war.
Karriereknick nach Darabos-Rückkehr
Als Norbert Darabos im Vorjahr nach seinem Profiheerdebakel zurück in die Löwelstraße wechselte und Kräuter gen Volksanwaltschaft zog, war Rudas’ erster politischer Karriereknick perfekt. Sie durfte zwar an der Seite von Darabos bleiben, etwas zu sagen hatte aber im Wesentlichen nur noch er. Nach der Wahl wurde sie immerhin Bildungssprecherin der Partei.
Rudas nahm den Bedeutungsverlust erstaunlich gelassen. Wohl schon länger wird sich die Wienerin überlegt haben, dass es ein Leben neben der Politik gibt, auch wenn sie, die bereits seit der Matura in der SPÖ Rudolfsheim-Fünfhaus tätig war, sich immer als Politjunkie dargestellt hatte. Mit der Aufnahme in das Stanford-Masterprogramm bietet sich für die 32-Jährige nun die Gelegenheit, einmal aus den Wiener Politkreisen herauszukommen und danach neue Karrierewege einzuschlagen.
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