Größter Anlagebetrug bisher
Die US-Großbank JPMorgan Chase büßt für ihre Untätigkeit bei den Betrügereien des Börsenmaklers Bernard Madoff. Die Wall-Street-Bank zahlt insgesamt 2,6 Mrd. Dollar (rund 1,9 Mrd. Euro) an Strafen und Entschädigung der Betroffenen.
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Die Bank habe es versäumt, Auffälligkeiten zu melden, erklärte die zuständige Staatsanwaltschaft des New Yorker Stadtteils Manhattan im Jänner. Der zu insgesamt 150 Jahren Haft verurteilte Madoff hatte JPMorgan mehrfach vorgeworfen, bei seinen Geschäften weggeschaut zu haben, um über Gebühren daran mitzuverdienen. JPMorgan Chase war zwei Jahrzehnte lang die Hausbank Madoffs, über Konten bei ihr wurden die meisten Geschäfte abgewickelt.
Madoff hatte vermeintliche Traumgewinne von Investoren mit dem frischen Geld neuer Anleger bezahlt. In der Finanzkrise 2008 brach seine Investmentfirma schließlich zusammen. Die Depots der Anleger wiesen zu dem Zeitpunkt auf dem Papier einen Wert von 65 Mrd. Dollar aus, aber nur 300 Millionen Dollar waren vorhanden - der größte Anlagebetrug aller Zeiten.
Rund 50 Prozent Schadenersatz
JPMorgan muss nun in einer Abmachung mit der Staatsanwaltschaft 1,7 Mrd. Dollar an die Opfer des Schneeballsystems zahlen. Dafür bleibt die Bank von einer weiteren Strafverfolgung verschont. Darüber hinaus überweist die Bank nach eigenen Angaben 325 Mio. Dollar direkt an den Treuhänder, der den Opfern ihr Geld zurückbringen soll. Mit weiteren 218 Millionen legt JPMorgan Chase eine Sammelklage von geprellten Anlegern bei.
Treuhänder Irving Picard hatte den Opfern des Betrugs bis dato 9,5 Mrd. Dollar über Vergleiche und Klagen gegen Madoffs Geschäftspartner wiederbeschafft. Das ist etwa die Hälfte der Summe, die die Anleger tatsächlich eingezahlt und verloren hatten, also ohne Berücksichtigung der vorgegaukelten Buchgewinne.
Nicht der einzige Fall
Wegen unzureichender Geldwäschekontrollen verhängte die US-Aufsichtsbehörde Office of the Comptroller of the Currency (OCC) darüber hinaus eine Strafe von 350 Mio. Dollar gegen JPMorgan Chase. Die Bank räumte ein, sie hätte Hinweise und Bedenken über Madoffs Geschäfte aus verschiedenen Teilen des Hauses ernster nehmen können. „Wir gehen aber nicht davon aus, dass irgendein Mitarbeiter von JPMorgan Chase das Schneeballsystem wissentlich unterstützt hat“, hieß es.
Bankchef Jamie Dimon räumt seit einiger Zeit bei den Verfehlungen in seinem Haus auf. So büßte JPMorgan sowohl für fragwürdige Hypothekengeschäfte als auch für das Spekulationsdesaster um einen Händler mit dem Spitznamen „Wal von London“. Insgesamt blätterte die Bank im vergangenen Jahr fast 20 Mrd. Dollar hin, um staatliche Ermittlungen abzuschließen. Die Zahlungen im Fall Madoff begleicht die Bank überwiegend aus Rücklagen für Rechtsstreitigkeiten.
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