Chronologie des Umsturzes
Die Entwicklung in der Ukraine hat die Welt in den vergangenen Tagen in Atem gehalten. Inzwischen ist Staatschef Viktor Janukowitsch de facto entmachtet, seine jahrelange Widersacherin Julia Timoschenko wurde aus der Haft entlassen. Dutzende Menschen wurden bei Kämpfen getötet. Die Ereignisse im Überblick:
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18. Februar 2014: Etwa 20.000 wütende Demonstranten ziehen vom Unabhängigkeitsplatz (Maidan) im Zentrum der Hauptstadt Kiew zum Präsidentensitz und fordern Janukowitschs Rücktritt. Die Behörden legen die U-Bahn still, Sicherheitskräfte liefern sich gewaltsame Auseinandersetzungen mit Demonstranten. Im Westen der Ukraine werden Verwaltungsgebäude besetzt.
19. Februar: Die Sicherheitskräfte kündigen eine landesweite „Anti-Terror-Aktion“ an. Die Protestierenden in Kiew harren jedoch hinter ihren Barrikaden aus. Die NATO ruft die Armee zur Zurückhaltung auf, während die russische Regierung einen „versuchten Staatsstreich“ beklagt. Janukowitsch trifft die Oppositionsführer und spricht sich für eine „Waffenruhe“ aus.
20. Februar: Die Sicherheitskräfte eröffnen das Feuer auf Demonstranten. Insgesamt werden bei Kämpfen nach offiziellen Angaben über 80 Menschen getötet. Zahlreiche Politiker verlassen aus Protest Janukowitschs Lager, während die Europäische Union individuelle Sanktionen gegen Verantwortliche für die Gewalt beschließt.
Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Polens, Frank-Walter Steinmeier, Laurent Fabius und Radoslaw Sikorski, beginnen eine Vermittlungsmission in Kiew. Die US-Regierung verurteilt die Gewalt in der Ukraine als „abscheulich“. Janukowitsch deutet erstmals an, eine vorgezogene Präsidentschaftswahl akzeptieren zu wollen.
21. Februar: Regierung und Opposition weisen sich gegenseitig die Schuld für die Gewalt zu. Die Armee wirft Janukowitsch vor, Soldaten zur Bekämpfung der Demonstranten angefordert zu haben. Der unter Druck stehende Staatschef erklärt sich offiziell mit einer vorgezogenen Präsidentschaftswahl einverstanden.
Auf Vermittlung der drei europäischen Außenminister und eines russischen Abgesandten unterzeichnen die Oppositionsführer und Janukowitsch schließlich eine Vereinbarung, die neben der Wahl auch die Bildung einer Übergangsregierung vorsieht. Das Parlament beschließt die Rückkehr zur Verfassung des Jahres 2004 mit weniger Rechten für den Präsidenten.
22. Februar: Janukowitsch fährt überraschend von Kiew in den russlandfreundlichen Osten der Ukraine, wo er seine Hochburgen hat. Das Parlament bestimmt Alexander Turtschinow zum Parlamentspräsidenten und Arsen Awakow zum Innenminister. Beide sind Vertraute Timoschenkos. Zudem verfügen die Abgeordneten die sofortige Freilassung der seit zweieinhalb Jahren inhaftierten früheren Regierungschefin.
Die ukrainischen Sicherheitskräfte stellen sich auf die Seite der Opposition, die Armee erklärt ihre Neutralität. Janukowitsch schließt einen Rücktritt weiterhin aus und beklagt ebenso wie Russland einen „Staatsstreich“. Das Parlament setzt für den 25. Mai eine vorgezogene Präsidentschaftswahl an und enthebt Janukowitsch seines Amtes.
Timoschenko wird aus der Haft im Osten des Landes entlassen und reist umgehend nach Kiew. Währenddessen berichtet die Opposition von einem vereitelten Versuch Janukowitschs, nach Russland auszureisen. In Kiew ruft Timoschenko die Demonstranten zur Fortsetzung des Protests auf. Zudem kündigt sie ihre Kandidatur für das Präsidentenamt an.
23. Februar: Die USA und der Internationale Währungsfonds (IWF) stellen der Ukraine Finanzhilfen in Aussicht. Das Parlament wählt Turtschinow zum Überganspräsidenten. Dieser setzt eine Frist zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit bis Dienstag. Zudem beschließen die Abgeordneten, Janukowitschs luxuriöse Residenz nahe Kiew in Staatseigentum umzuwandeln.
24. Februar: Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton trifft zu Gesprächen über etwaige Finanzhilfen in Kiew ein. Unterdessen wird von der Vaterlandspartei bekanntgegeben, dass Timoschenko zur medizinischen Behandlung nach Deutschland reisen wird.