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Aggressive Stimmung

Der Warnstreik des Sicherheitspersonals hat auf dem Flughafen der deutschen Metropole Frankfurt zu chaotischen Zuständen geführt. An den wenigen noch geöffneten Passagierkontrollen hatten sich seit Freitagfrüh riesige Menschentrauben gebildet. Die Reisenden wollten ihre Flüge trotz Wartezeiten vor den Sicherheitschecks von drei und mehr Stunden noch erreichen.

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Teils starteten die Maschinen mit vielen leeren Plätzen. Dutzende Flüge mussten abgesagt werden. In der Schalterhalle wurde Freitagmittag durchgesagt, dass wegen des Streiks nun alle Sicherheitskontrollen geschlossen würden. Bis dahin war immerhin ein Teil der Kontrollstellen besetzt, vor ihnen hatten sich lange Schlangen gebildet. Am Freitag rechnete der Flughafenbetreiber Fraport mit 150.000 Passagieren. Der Ausstand soll noch bis 23.00 Uhr andauern.

Wartende Menschen am Flughafen Frankfurt

Reuters/Ralph Orlowski

Stundenlanges Warten vor den Sicherheitskontrollen am Freitagnachmittag

Polizei weist Passagiere ab

Im Gedränge kämpften einige Wartende mit Kreislaufproblemen, Notärzte wurden gerufen, wie Augenzeugen berichteten. Sanitäter waren im Dauereinsatz, im Terminal wurden Feldbetten zur Versorgung der Patienten aufgebaut. Die Polizei versuchte, den Ansturm auf die einzige Kontrollstelle im wichtigen Terminal 1 zu regeln. Polizisten nahmen vor den Sicherheitsschleusen Aufstellung und wiesen verzweifelte Urlauber und Geschäftsleute, die die Bordkarte schon in der Hand hatten, ab.

Wartende Menschen am Flughafen Frankfurt

Reuters/Ralph Orlowski

In der Wartehalle ist es hingegen ruhig

Einige Passagiere stritten sich deshalb lautstark mit den Sicherheitsbeamten. Die Schlangen vor den Check-in-Schaltern zogen sich durch das ganze Gebäude. Laut Schätzungen standen bis zu 2.000 Passagiere an. Im Nachbarterminal 2 war ebenfalls nur eine Passagierkontrolle geöffnet. Die Stimmung war aggressiv, ver.di-Gewerkschafter, die mit gelben Streikwesten durch den Terminal gingen, wurde von frustrierten Fluggästen beschimpft.

Lufthansa: Bahn benutzen

Die Lufthansa riet ihren Passagieren innerhalb Deutschlands, möglichst auf alternative Verkehrsmittel auszuweichen. Das Unternehmen erstatte die ungenutzten Flugtickets, wenn die Gäste statt des Flugzeugs die Bahn benutzten, sagte ein Sprecher. Eine vorherige Anreise zum Flughafen sei dafür nicht notwendig.

Ver.di wollte im Laufe des Nachmittags die Situation entschärfen. „Wir wollen nicht zulasten der Gesundheit von Unschuldigen streiken“, sagte Streikleiter Matthias Venema zu Mittag. Aktuell werde ein Notdienst eingerichtet, um zusätzliche Passagierkontrollen im Terminal 1 durchführen zu können. Dazu würden 110 eigentlich streikende Beschäftigte abgestellt.

Venema beschuldigte Fraport, für die teils chaotischen Zustände verantwortlich zu sein. „Der Flughafenbetreiber war ganz offensichtlich überhaupt nicht vorbereitet auf die Situation oder hatte sie völlig falsch eingeschätzt. Wir haben die Aktion in angemessener Zeit vorher angekündigt.“

5.000 Mitarbeiter in Frankfurt

Am größten deutschen Luftverkehrsdrehkreuz hatte die Gewerkschaft ver.di die Sicherheitsleute zu einem nahezu ganztägigen Warnstreik aufgerufen, um höhere Löhne durchzusetzen. Auch zahlreiche Nicht-Gewerkschafter beteiligten sich an den Aktionen, berichtete ver.di-Verhandlungsführer Mathias Venema.

In den Bereichen Personenkontrolle, Frachtkontrolle, Flughafensicherheit und Services sind laut Gewerkschaft insgesamt rund 5.000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Warnstreikaufruf gilt nach seinen Angaben nicht für die rund 700 bei Fraport direkt beschäftigten Sicherheitsmitarbeiter. Diese hielten die wenigen geöffneten Kontrollpunkte offen.

Arbeitgeber: Forderung „völlig überzogen“

Ver.di fordert für das Sicherheitspersonal einen einheitlichen Stundenlohn von 16 Euro. Die anderen Bereiche, zum Beispiel Services, sollten auch mehr Geld bekommen. Diese Forderung sei jedoch „völlig überzogen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW), Harald Olschok. Der Streik ginge auch über einen normalen Warnstreik weit hinaus.

Der Stundenlohn der untersten Gehaltsgruppe soll nach einem Angebot des Verbandes von derzeit zehn Euro auf 12,76 Euro angehoben werden. Ver.di fordere ein Plus von 37 Prozent. Streit gibt es auch über die Laufzeit des Vertrages. Bisher trafen sich die Tarifparteien viermal, nächster Termin ist der 5. März.

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