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Juristischer Kleinkrieg

Der Kreml schäumt und kündigt ein diplomatisches Vorgehen gegen Schweden an, ein Deutscher jubelt: In einem jahrelangen Rechtsstreit mit Russland hat der Unternehmer Franz Sedelmayer am Dienstag in Schweden einen Erfolg verbucht. Das Haus, in dem die russische Handelsvertretung untergebracht ist, wurde zu seinen Gunsten für 20,5 Millionen Kronen (2,3 Mio. Euro) versteigert. Und es ist nicht Sedelmayers erster Coup.

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Der Deutsche hatte Anfang der 90er Jahre in Russland gute Geschäfte gemacht. Mit seiner Sicherheitsfirma rüstete er sogar die russischen Behörden aus. Sein Geschäftssitz war eine sanierte Villa in St. Petersburg. Doch auf die hatte, so Sedelmayer, der damalige Präsident Boris Jelzin ein Auge geworfen. Der Deutsche wurde enteignet, Firma und Haus fielen an Russland.

Tipp von Putin?

1994 startete er einen juristischen Kleinkrieg, der nun schon 20 Jahre andauert. 1998 erkannte ein internationales Schiedsgericht in Stockholm seine Schadenersatzansprüche in Höhe von knapp fünf Millionen Euro an. Doch Russland weigerte sich zu zahlen, daher griff Sedelmayer zu einem anderen Mittel: russische Auslandsimmobilien zu pfänden. Den Tipp für diese Vorgehensweise will Sedelmayer von einem guten Bekannten aus St. Peterburg bekommen haben, dem damaligen Vizebürgermeister. Und das ist ausgerechnet der nunmehrige Präsident Wladimir Putin.

Kreml droht Schweden

Und auch der dürfte derzeit wenig begeistert sein. Russland reagierte empört. Schon 2011 entschied schließlich der Oberste Gerichtshof in Schweden, dass das Gebäude zugunsten Sedelmayers versteigert wird. Die Entscheidung sei ein „grober Verstoß gegen das internationale Recht“, erklärte das Ministerium für Außenhandel.

Ein Sprecher der Kreml-Verwaltung warnte davor, das Gebäude zu räumen. Unbefugte dürften das durch diplomatische Immunität geschützte Gebäude nicht einmal betreten. Schweden müsse mit einer „symmetrischen Antwort“ aus Russland rechnen, sagte Viktor Chrekow, Chef der Vermögensverwaltung des Kreml laut RIA Nowosti.

Erfolge auch in Köln

Der Käufer, ein schwedischer Investor, erklärte sich bereit, das Haus an Russland zu vermieten. „Wenn sie bleiben wollen, werden sie wie alle anderen auch bezahlen müssen“, sagte der schwedische Investor Billy Üney der Zeitung „Svenska Dagbladet“. Sedelmayer äußerte sich zufrieden über den Auktionserlös. „Mehr hätten wir nicht erreichen können“, sagte er dem Blatt.

Ebenfalls einen jahrlangen Rechtsstreit ficht Sedelmayer in Köln aus, und auch da war er zuletzt erfolgreich. Im September wurde ein Teil des Gebäudekomplexes der ehemaligen russischen Handelsvertretung zwangsversteigert, Anfang Februar ein weiteres Haus. Beide Male kam das Höchstgebot aus Russland, damit bleibt es im Besitz des Kreml.

Sputnik-Pfändung gescheitert

Doch nicht immer war der Deutsche erfolgreich: Sein Versuch, das „Russische Haus“ in Berlin ebenfalls unter den Hammer zu bringen, scheiterte. 2006 wurden er sogar vorübergehend festgenommen, als er auf der Internationalen Luftfahrtausstellung auf dem Flughafen Schönefeld in Berlin drei russische Exponate, eine Tupolew-Maschine, einen Sputnik und eine Rakete, pfänden lassen wollte.

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