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USA als „sicherer Hafen für Verfolger“

Zuflucht für Verfolger und Verfolgte zugleich: Die USA haben nach dem Zweiten Weltkrieg deutschen Nazis willentlich Unterschlupf gewährt. Wie die „New York Times“ berichtete, liefert ein rund 600 Seiten umfassender, eigentlich nicht zur Veröffentlichung gedachter Bericht des Justizministeriums dafür neue Beweise.

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Demnach habe zum Beispiel der US-Geheimdienst CIA in den Nachkriegsjahren bewusst mit Helfern des Hitler-Regimes zusammengearbeitet, um von deren Wissen zu profitieren. Die Nationalsozialisten hätten ins Land kommen dürfen, obwohl ihre Vergangenheit bei den US-Behörden bekannt gewesen sei.

Diplomatischen Streit in Kauf genommen

Der Bericht spreche von der „Kollaboration der Regierung mit den Verfolgern“, zitiert die Zeitung. „Amerika, das sich als sicherer Hafen für die Verfolgten rühmte, wurde - in einem kleinen Maße - auch ein sicherer Hafen für die Verfolger“, heißt es weiter. Die USA hätten deswegen in zahlreichen Fällen diplomatischen Streit mit anderen Ländern gehabt, etwa um die später im Sold der eigenen Geheimdienste stehenden Personen zu schützen.

Nicht alle Details in dem Bericht sind neu: Schon 2006 veröffentlichte Geheimdienstdokumente hatten das doppelte Spiel der US-Behörden ans Tageslicht gebracht, nun wurden sie bestätigt und um weitere Informationen über das unrühmliche Vorgehen ergänzt.

Helfer Eichmanns als erfolgreicher Geschäftsmann

Auch etliche Einzelfälle werden in dem Bericht genannt, etwa Otto von Bolschwing, ein Adjutant von Adolf Eichmann. Dieser wechselte sofort nach Kriegende die Seite und arbeitete für die CIA in Österreich. 1954 durfte er in die USA einreisen, wurde fünf Jahre später US-Staatsbürger und begann eine Karriere als erfolgreicher Geschäftsmann.

Mit der Festnahme Eichmanns 1960 fürchtete er, seine wahre Vergangenheit könnte auffliegen, das dauerte aber: Während man in der CIA laut dem Bericht debattierte, ob man bei Bekanntwerden alles leugnen oder sich auf die Umstände ausreden sollte, kam das US-Justizministerium Bolschwing erst 1979 auf die Schliche. 1981 sollte er ausgewiesen werden, starb aber noch im selben Jahr.

Wissenschaftler für „nationale Interessen“

Der Bericht befasst sich auch mit dem Fall des Wissenschaftlers Arthur Rudolph. Er war an der Entwicklung der V2-Rakete in Nazi-Deutschland beteiligt und wurde nach Kriegsende wie viele weitere Kollegen mit der „Operation Paperclip“ in die USA gebracht um für die US-Armee und die NASA zu arbeiten. Probleme mit den Einreisepapieren wurden vom Justizministerium mit dem Verweis auf „nationale Interessen“ aus dem Weg geschafft.

Erst Jahrzehnte später fanden US-Ermittler heraus, dass Rudolph in die Ausbeutung von Zwangsarbeitern in der Nazi-Raketenfabrik Mittelwerk stärker verstrickt war als gedacht. Trotz Widerständen im US-Justizministerium, so die „New York Times“, wurden Ermittlungen eingeleitet, 1984 floh Rudolph nach Deutschland.

Im Fall des Tscherkessen Tscherim Soobzokov bestritten CIA wie FBI 1980 bei Ermittlungen laut dem Bericht, über Informationen zu verfügen, obwohl das ehemalige Mitglied der Waffen-SS seine Vergangenheit der CIA bei der Einreise in die USA offengelegt hatte. Die Ermittlungen wurden eingestellt, Soobzokov starb 1985 durch einen Bombenanschlag in seinem Haus. Erst später wurde bekannt, dass er im Dienste der CIA stand.

Untersuchungseinheit erst ab 1979

Der Bericht schildere die Erfolge und Fehler einer besonderen Untersuchungseinheit des Justizministeriums über die Nazi-Verfolgung in den USA, etwa bei den Ermittlungen gegen den im Vorjahr nach Deutschland ausgelieferten John Demjanjuk, heißt es in der Zeitung. Die Gruppe aus Anwälten, Geschichtsexperten und Kriminalisten wurde 1979 unter anderem eingesetzt, um in den USA lebende Hitler-Getreue zu überführen, damit sie des Landes verwiesen werden konnten. Ungefähr 300 Nazi-Schergen seien seit Gründung der Spezialeinheit außer Landes gebracht worden. Die Abteilung sei mittlerweile mit einem anderen Teil des Ministeriums verschmolzen worden.

Nicht für Veröffentlichung gedacht

Insgesamt hätten es - so der Bericht weiter - weit weniger als 10.000 Nazis aus Deutschland in die USA geschafft. Die Zahl sei damit deutlich geringer als in offiziellen Darstellungen von US-Behörden angegeben. Das seit 2006 existierende Papier sollte eigentlich niemals an die Öffentlichkeit gelangen, da es nach Angaben der Behörde nicht formal fertiggestellt worden sei und faktische Fehler sowie Lücken enthalte. Das Ministerium habe aber eingelenkt, nachdem eine private Forschungsgruppe, das National Security Archive, mit einer Klage auf Freigabe drohte. Der „New York Times“ liege nun eine vollständige Version des Reports vor.

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