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Berater warnten vor Risiken

Den nun eingeschlagenen Weg einer staatlichen „Anstaltslösung“ für die Hypo Alpe-Adria wollte die Regierung lange vermeiden. Die anderen beiden realistischen Varianten wären eine Beteiligung der heimischen Banken oder die Insolvenz gewesen - gegen Ersteres sträubten sich die Banken, Letzteres wollte die Republik wegen unabsehbarer Folgen vermeiden.

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Schon im Dezember bewertete die Beraterfirma Oliver Wyman im Auftrag des Finanzministeriums die „Anstaltslösung“ als jene, bei der die faktische und umfassende Risiko- und Haftungsübernahme für den Bund am höchsten wäre - und damit auch die Staatsschulden am meisten erhöht würden. Die Republik muss damit die Ausfallsbürgschaft für die Bank übernehmen und sieht sich auch als Ziel etwaiger Klagen, von der Bayrischen Landesbank (BayernLB) als ehemaligem Käufer abwärts.

Präzedenzfall für andere Banken?

Dass nun der Staat für die Hypo geradesteht, könnte zudem mehr Kläger anlocken als bei anderen Lösungen - im Hinblick auf „die großen finanziellen Möglichkeiten der öffentlichen Hand“, wie die APA aus dem letzte Woche publik gewordenen Wyman-Bericht zitierte. Überdies müsse der Hypo schon vor der Umwandlung in eine Anstalt Kapital zugeführt werden, unterstrichen die Berater des in New York ansässigen Konzerns.

Als weiteren Risikofaktor des Anstaltsmodells werteten die Berater mögliche Konsequenzen bei anderen Banken, die im Einspringen des Staates einen Präzedenzfall sehen und dementsprechend auf den Finanzplätzen agieren könnten. In der Folge könne der gesamte Bankensektor als „latentes Risiko“ des Staates wahrgenommen werden. Die anderen möglichen Szenarien einer Hypo-Lösung bewertete Oliver Wyman allerdings nicht viel besser.

Plan A gescheitert, Plan C verworfen

Eine Aufteilung der Hypo-Lasten auf die heimischen Banken - was der Regierung am liebsten gewesen wäre - sah die Beraterfirma auch mit gemischten Gefühlen: Zwar würde diese Variante auf den ersten Blick dem Bund die Last nehmen, allerdings würden die Banken entsprechende Zugeständnisse auf Umwegen fordern, mutmaßten die Berater wohl nicht zu Unrecht. Zudem hätte bei diesem Modell auch die BayernLB „mitspielen“ müssen.

Damit blieb zuletzt als dritte mögliche Variante eine Insolvenz der Hypo übrig. Dabei hätte der Bund die Finanzlast zwar mit den Anlegern teilen können, hätte allerdings immer noch haften müssen. Vor allem aber warnte Oliver Wyman für dieses Szenario vor einer Gefährdung der Balkan-Töchter der Hypo, die zum Verkauf stehen und so zur Linderung der Schuldenlast beitragen können. Bei einer Insolvenz der heimischen Hypo bestehe auch die Gefahr eines „Bank Run“ in Bosnien, Kroatien und Serbien, warnten die Berater.

Folgen für Steuerzahler „nicht abzuschätzen“

Auch die Nationalbank (OeNB), die Finanzmarktaufsicht (FMA) und der Chef der Hypo-Taskforce, Klaus Liebscher, hatten in den entscheidenden Gesprächen am Montag eindringlich vor einer Insolvenz der Hypo gewarnt. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) meinte nach der Entscheidung, dass eine Insolvenz neben den materiellen auch immaterielle Folgen für die Reputation des Finanzplatzes Österreich haben hätte können.

Spindelegger gestand nach der Entscheidung, die Folgen für die Steuerzahler könnten noch nicht abgeschätzt werden, und man müsse „den Tatsachen ins Auge blicken“. Als einziger Trost bleibt dem Steuerzahler damit die Bewertung von Oliver Wyman, dass die schlechteste Lösung für die Hypo weitere Untätigkeit gewesen wäre, da das für den Staat die Gefahr weiterer nötiger Kapitalspritzen bedeutet hätte - mit vermutlich noch größeren Risiken für die finanzielle Situation der Republik.

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