„Schlimmste Flüchtlingskrise seit Ruanda“
Der Bürgerkrieg in Syrien hat nach Einschätzung der Vereinten Nationen die „schlimmste Flüchtlingskrise seit dem Völkermord in Ruanda“ vor 20 Jahren ausgelöst. „Es ist eine kolossale Tragödie“, sagte der UNO-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres kürzlich. Mindestens 2,4 Millionen Flüchtlinge seien offiziell außerhalb des Bürgerkriegslandes registriert.
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Noch katastrophaler sei die Lage der 6,5 Millionen Menschen, die innerhalb Syriens vor der Gewalt auf der Flucht seien. 240.000 Menschen lebten isoliert von jeglicher Hilfe in Gebieten, die für die internationale Unterstützung nicht erreichbar seien. Zwei Millionen Kinder litten unter Unterernährung.
Unter den Staaten in der Region habe der Libanon die meisten Flüchtlinge aufgenommen, sagte Guterres. Nach Zahlen des Roten Kreuzes leben in dem 4,5-Mio.-Einwohner-Land Libanon bereits 1,2 Mio. Syrer. „Diese menschliche Tragödie, von der besonders auch Kinder betroffen sind, kann nicht nur auf den Schultern humanitärer Akteure lasten“, hieß es vonseiten des Roten Kreuzes. Auch Guterres rief die EU auf, mehr Syrer aufzunehmen. 60 Prozent der syrischen Flüchtlinge in der EU seien bisher in Deutschland und Schweden untergekommen, mahnte er die übrigen Staaten.
Türkei fordert mehr Unterstützung
Auch der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan beklagte bei einem Treffen mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) einen Mangel an internationaler Unterstützung. Sein Land habe für die Aufnahme von 700.000 Bürgerkriegsflüchtlingen umgerechnet 2,5 Milliarden Dollar (1,85 Mrd. Euro) ausgegeben, von den Vereinten Nationen im Gegenzug aber lediglich 130 Millionen Dollar erhalten. Deutschland nahm seit 2011 28.000 syrische Flüchtlinge auf. „Das ist verglichen mit der Türkei nicht viel“, so Merkel. Allerdings werbe sie in Europa bereits für eine verstärkte Unterstützung.
Großbritannien will „verletzliche“ Flüchtlinge
Großbritannien erklärte sich kürzlich bereit, besonders „verletzliche“ Flüchtlinge aus Syrien aufzunehmen. Vorrangig seien von sexueller Gewalt betroffene und bedrohte Frauen, alte und behinderte Menschen sowie Folteropfer, hieß es von der britischen Regierung. Dafür will London mit dem UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zusammenarbeiten.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte Großbritannien im Dezember scharf kritisiert, weil es keine Plätze für syrische Flüchtlinge zur Verfügung gestellt hatte. Anfang Jänner hatte London dann erklärt, dass es seit dem Beginn des Aufstands gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad im März 2001 mehr als 2.000 Syrern politisches Asyl gewährt habe, davon 1.500 allein im vergangenen Jahr.
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