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Täter stark betrunken

Eine türkische Passagiermaschine, die nach Sotschi entführt werden sollte, ist am Freitagabend sicher in Istanbul gelandet. Zeitgleich mit der Eröffnung der Olympischen Winterspiele drohte der Täter an Bord des im ukrainischen Charkiw gestarteten Fliegers damit, eine Bombe zu zünden.

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Der türkische Staatssekretär für Verkehr, Habib Soluk, bestätigte die Berichte, wonach der Täter die Maschine in die Luft zu sprengen drohte, sollte sie nicht nach Sotschi fliegen, wo am Freitagabend die Winterspiele eröffnet wurden. „Wir sind sicher, dass er nicht ins Cockpit gelangte“, fügte Soluk hinzu. Der Entführungsversuch habe noch außerhalb des türkischen Luftraums begonnen. Der 1969 geborene Ukrainer sei nicht bewaffnet gewesen, hieß es später. Er war offenbar zur Tatzeit stark betrunken.

Polizei am Flughafen

APA/EPA/Tolga Bozoglu

Polizei auf dem Sabiha-Gökcen-Flughafen

Der Mann stammt aus der Ukraine, er wurde noch an Bord überwältigt. Insgesamt waren 110 Passagiere in der Maschine der Gesellschaft Pegasus mit Ziel Istanbul. Die Maschine landete sicher auf dem Sabiha-Gökcen-Flughafen auf der asiatischen Seite Istanbuls. Dort hätte sie laut Flugplan ohnehin landen sollen.

Pilot gab Notsignal ab

Der Pilot der Passagiermaschine hatte während des Fluges ein Notsignal abgesetzt und damit die Entführung gemeldet. Die türkische Luftwaffe ließ daraufhin F16-Kampfjets aufsteigen. Die Passagiermaschine wurde nach der Landung in einen Sicherheitsbereich der Airports gelenkt.

Auf dem Istanbuler Flughafen drang ein Spezialkommando durch die vorderste Tür in die Maschine ein und überwältigte den Täter, wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Er wurde festgenommen und am Abend vernommen. Offenbar war er zur Tatzeit stark angetrunken, teilte das ukrainische Außenministerium nach Angaben der Agentur Interfax in Kiew mit. Der Mann habe versucht, in das Cockpit der Passagiermaschine zu gelangen. Dabei habe er gerufen: „Wir fliegen nach Sotschi“, sagte ein Sprecher des ukrainischen Geheimdienstes.

Flugbetrieb nur kurz unterbrochen

Pegasus ist eine 1990 in Istanbul gegründete Billigfluglinie, der Sabiha-Gökcen-Flughafen auf der asiatischen Seite der Stadt ist ihre Basis. Vertreter des Flughafens teilten mit, dass der Betrieb „nach kurzer Unterbrechung“ wieder aufgenommen wurde. Die Passagiere haben die Maschine demnach inzwischen verlassen.

Am Samstagvormittag verlautete aus Polizeikreisen, werde der 45-Jährige von Beamten der Anti-Terror-Polizei in Istanbul zu seinem Tatmotiv sowie möglichen Komplizen befragt. Nach dem Verhör muss ein Gericht entscheiden, ob der Mann in Untersuchungshaft genommen wird. Flugzeugentführungen werden nach türkischen Recht mit Freiheitsstrafen von bis zu 20 Jahren bestraft. Auch die Polizei in der Ukraine hat Ermittlungen „wegen der Drohung mit einem Terrorakt und dem Versuch zur Entführung eines Flugzeugs“ eingeleitet, erklärten die ukrainischen Spezialkräfte SBU am Samstag

Zusammenhang mit Unruhen in Ukraine?

Ob die versuchte Flugzeugentführung in Zusammenhang mit dem politischen Chaos in der Ukraine steht, war zunächst unklar. In der Ukraine gibt es seit Monaten teils gewaltsame Proteste gegen Präsident Viktor Janukowitsch, der sich am Abend ebenso wie zahlreiche weitere Staatsführer zur Eröffnungsfeier in Sotschi befand.

Die Spiele in Sotschi finden unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Islamistische Rebellen im Nordkaukasus haben mit Anschlägen während der größten internationalen Veranstaltung in Russland seit dem Ende der Sowjetunion gedroht. Diese Drohung erhielt zusätzliches Gewicht, als Ende Dezember in der Stadt Wolgograd nordöstlich von Sotschi zwei Bomben am Hauptbahnhof und in einem Bus explodierten. Bei den Anschlägen wurden 34 Menschen getötet.

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