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Medizinische Behandlung in Litauen

Der ukrainische Regierungsgegner Dimitri Bulatow hatte mit seiner Schilderung über Folter und Misshandlung für internationales Aufsehen gesorgt. Vergangenes Wochenende wurde ihm die Ausreise erlaubt. In Litauen wird er nun medizinisch behandelt. Am Donnerstag gab er dort eine Pressekonferenz.

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Er sei von „russischsprachigen Folterern“ zu Geständnissen gezwungen worden, sagte Bulatow in Vilnius. Er habe vor einer Kamera sagen müssen, dass er ein US-Spion sei, dass er Geld aus den USA für die Proteste auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz bekommen habe und dass die Amerikaner ihn dazu motiviert hätten, Unruhen gegen die ukrainische Regierung anzuzetteln.

„Als sie mich schlugen, habe ich auf meinem Gesicht etwas wie geschmolzenes Metall gespürt, sehr, sehr heiß“, sagte Bulatow in dem Krankenhaus, in dem er seit seiner Ankunft am Sonntag medizinisch behandelt wird. Wegen der schweren Folter sei er „zu allem bereit“ gewesen. Er habe derartige Schmerzen gehabt, dass er seine Peiniger sogar gebeten habe, ihn zu töten. Er habe gedacht, dass es „Mitglieder russischer Sonderdienste“ gewesen seien, auf jeden Fall „Profis“.

In Wald ausgesetzt

Der 35-jährige Bulatow war vergangene Woche schwer verletzt in einem Dorf bei Kiew aufgetaucht. Er gab an, am 22. Jänner verschleppt, danach gefoltert und schließlich in einem Wald ausgesetzt worden zu sein. Er sei dabei auch „gekreuzigt“ worden. In den vergangenen Wochen sollen Dutzende weitere Aktivisten entführt und gefoltert worden sein. Eine NGO sprach zuletzt von 33.

Die ukrainische Justiz hatte Bulatow, nach dem wegen des Verdachts der „Organisation massiver Unruhen“ gefahndet wurde, zunächst Hausarrest gegeben, ihm aber dann die Ausreise gestattet. Auch der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier hatte dem Oppositionellen medizinische Betreuung in Deutschland angeboten.

Litauen bestätigt Folter

Die litauischen Behörden bestätigten am Dienstag, dass Bulatow gefoltert wurde. Der Körper des Aktivisten weise „eindeutige Anzeichen längerer Folterung und grausamer Behandlung“ auf, hieß es vonseiten des litauischen Außenministeriums. Litauen forderte eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle. Die Umsetzung der Anti-Folter-Konvention der Vereinten Nationen durch die Ukraine, das die Konvention unterzeichnet habe, gebe Anlass zur Sorge, hieß es in der Erklärung. Das ukrainische Innenministerium hingegen hatte nicht ausgeschlossen, dass die Entführung inszeniert worden sei.

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