Glatteiswarnung für Ostösterreich
Nach einer leichten Wetterbesserung hat sich am Samstag in Kärnten und Osttirol die Lage auf den Hauptverkehrsverbindungen und dem Schienennetz der ÖBB etwas entspannt. Doch in der Nacht werden auf den Bergen wieder heftige Schneefälle erwartet, in den Niederungen macht Regen den Schnee gefährlich schwer.
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Die Meteorologen der ORF-Wetterredaktion erwarten in Oberkärnten bis Sonntag nochmals 20 bis 50 Zentimeter Neuschnee, in den Karnischen Alpen werden es bis zu 80 Zentimeter werden. Entspannung ist erst ab Montagabend zu erwarten. Die 48-Stunden-Neuschneemengen entsprachen einem 75-bis 100-jährlichen Ereignis.

APA/Gert Eggenberger
Die Räumdienste waren rund um die Uhr im Einsatz
Lawinenwarnstufe in Osttirol herabgesetzt
Deutlich weniger Schneefall als befürchtet lässt die Einsatzkräfte in Osttirol etwas aufatmen. Seitens des Lawinenwarndienstes spricht man Sonntagfrüh von leichter Entspannung, die Lawinenwarnstufe wurde von vier auf drei reduziert - mehr dazu in tirol.ORF.at.
Seit Freitag fielen in den Osttiroler Dolomiten 135 Zentimeter Neuschnee, in Summe kamen seit Donnerstag 215 Zentimeter Schnee zusammen. Von der Außenwelt abgeschnitten waren unter anderem das Defereggental, Prägraten, das Villgratental und Untertilliach. In allen betroffenen Gemeinden wurde eine Einsatzleitung eingerichtet, die lokalen Lawinenkommissionen beurteilten die Lage an Ort und Stelle laufend. In Kärnten gilt bereits seit Freitag die höchste Warnstufe fünf.
Regen kann Gleitschneelawinen auslösen
Bei der höchsten Lawinenwarnstufe seien sehr große, Schaden bringende Lawinenabgänge zu erwarten. In den südlichen Ausläufern der Region Zentralosttirol ist laut den Experten wegen des dortigen Geländes sowie des schlechteren Aufbaus der Altschneedecke ein Kollaps der mächtigen Schneedecke wahrscheinlicher als weiter im Süden. Im Süden seien hingegen die Neuschneemengen extrem, dadurch könnten auch dort Lawinen sehr groß werden.

APA/Johann Groder
Regen macht den Schnee besonders schwer
Schneelast: Statiker gibt Entwarnung
Die Schneelast stelle für die Dächer jedoch noch keine Gefahr dar, betont Baustatiker Arnold Bodner, der der Osttiroler Einsatzleitung beratend und aufklärend zur Seite steht. Für normgemäß errichtete Gebäude gibt Bodner Entwarnung. Es sei keine Gefahr im Verzug: „Auch unter der Berücksichtigung der zu erwartenden Niederschläge ist nicht damit zu rechnen, dass die mögliche zulässige Schneelast erreicht wird" - mehr dazu in tirol.ORF.at..
„Leichte Entspannung“ am Samstag
Zu Mittag sei „eine leichte Entspannung“ zu spüren gewesen, die aber jederzeit wieder anziehen könne, sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) nach einer Sitzung des Krisenstabes in Klagenfurt zur APA. Kaiser appellierte gleichzeitig an die Bevölkerung, sich in den stark betroffenen Gebieten weiterhin an die Sicherheitshinweise der Behörden zu halten.
Die Pause beim Schneefall nutzten auch die Urlauber auf dem Nassfeld. Am Samstag wurde die Zufahrtsstraße wieder freigegeben, und die Gäste konnten ab- oder anreisen. Indes gehen die Aufräumarbeiten im Bezirk weiter, das Bundesheer wurde für einen Hilfseinsatz angefordert - mehr dazu in kaernten.ORF.at.
Bahnverkehr wieder aufgenommen
Nach dem Zusammenbruch des Bahnverkehrs am Freitag nahm die ÖBB am Samstag nach und nach Streckenabschnitte wieder in Betrieb. Zwischen Klagenfurt und Villach verkehrten die Züge weitgehend normal. Von Villach nach Spittal und weiter nach Lienz wurde ein Notbetrieb eingerichtet. Die Tauernstrecke und die Verbindung Richtung Italien blieben bis auf Weiteres gesperrt. Die meisten Straßen sind wieder freigegeben, befahrbar sind auch wieder die Autobahnen.
Am Samstag nahmen auch die ersten Soldaten des Bundesheeres ihre Arbeit auf. In Villach schaufelten 76 Soldaten des Pionierbataillons eins den Verschiebebahnhof frei. In Spittal befreiten 20 Pioniere Dächer von der Schneelast. Für Sonntag war der Einsatz von 80 Pionieren in Hermagor und insgesamt 40 Soldaten in Spittal geplant, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums zur APA.
Erneut 2.000 Haushalte ohne Strom
Im Dauereinsatz waren auch die Monteure des Energieversorgers KELAG. Samstagvormittag waren durch auf Leitungen gestürzte Bäume rund 3.000 Haushalte ohne Strom, am Nachmittag waren alle Schäden behoben. Sonntagfrüh waren dann erneut 2.000 Haushalte vom Stromnetz abgeschnitten - mehr dazu in kaernten.ORF.at.
Zwei Tote in Osttirol
Am Freitag wurde bei einem Lawinenabgang auf eine Gemeindestraße in Innvervillgraten in Osttirol ein Räumfahrzeug verschüttet. Für den Lenker des Radladers kam jede Hilfe zu spät. Der Mann wurde durch die Wucht der Schneemassen aus dem Fahrzeug geschleudert. Dabei dürfte er tödliche Verletzungen erlitten haben. In Thurn bei Lienz wurde ein 38-jähriger Tischler getötet. Er wollte eine Verklausung in einem Bach lösen, wurde aber von den Wasser und Schneemassen 100 Meter mitgerissen und konnte nur noch tot geborgen werden.
Im Tiroler Zillertal war zudem ein Lawinenopfer zu beklagen. Ein seit Freitag vermisster Tourengeher konnte Samstagfrüh von den Einsatzkräften nur mehr tot geborgen werden. Der 39-jährige Einheimische war tags zuvor zu einer Tour aufgebrochen und nicht nach Hause zurückgekehrt - mehr dazu in tirol.ORF.at
Gefrierender Regen macht Straßen spiegelglatt
Während in Südösterreich der Schnee das vorherrschende Problem ist, sorgt in den übrigen Landesteilen gefrierender Regen für spiegelglatte Straßen. So herrscht in weiten Teilen der Steiermark akute und erhebliche Glatteisgefahr, sagt Oliver Wutti von der steirischen Landeswarnzentrale: „Die Situation ist kritisch, im Internet hat die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik die Warnstufe auf Rot geschaltet. Das betrifft vor allem die Süd-, Ost- und Weststeiermark sowie den Bereich Graz und Graz-Umgebung“ - mehr dazu in steiermark.ORF.at.
Bis Sonntag wird es auch im Osten immer stärker zu regnen beginnen. Sobald der unterkühlte Regen am Boden ankommt, bildet sich sofort spiegelglattes Eis, warnt die ORF-Wetterredaktion. Auch Eiskörner sind möglich. Starker Regen kann auch das Streusalz schneller wegspülen, als es wieder aufgebracht werden kann. Nicht unbedingt notwendige Fahrten sollten daher unterlassen werden.
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