Mit Lungenentzündung im Spital
Oscar-Preisträger Maximilian Schell ist tot. Der in Wien geborene Schauspieler ist in der Nacht auf Samstag „an der Folge einer plötzlichen und schweren Erkrankung verstorben“, teilte seine Agentin Patricia Baumbauer am Samstag mit. Er starb im Alter von 83 Jahren.
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Schell hatte im Jänner für Dreharbeiten noch einige Tage in Kitzbühel verbracht und war dort in einem Hotel zusammengebrochen. Bis vergangenen Dienstag soll er Medienberichten zufolge im Krankenhaus in St. Johann in Tirol wegen einer Lungenentzündung behandelt worden sein. Im Klinikum Innsbruck ist er nun gestorben. Nach Angaben seiner Wiener Agentur ist Schell „nach langwierigen Problemen mit seinem Rücken an den Folgen einer für ihn wichtigen Operation unglücklicherweise verstorben“.

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Joan Crawford überreichte Maximilian Schell den Oscar
Der Schauspieler, Regisseur und Bühnenautor hatte erst vergangenen Sommer die deutsche Opernsängerin Iva Mihanovic geheiratet, mit der er seit 2008 liiert war. 2002 hatte er sich nach 17 Ehejahren von der russischen Schauspielerin Natalja Andreitschenko scheiden lassen.
Oscar bereits 1962
Schell galt als Weltstar, dauerte doch seine internationale Karriere rund 60 Jahre. Er feierte seinen Durchbruch in Hollywood, stand am New Yorker Broadway und in London auf der Bühne. Bereits 1962 erhielt er den Oscar für seine Rolle des Nazi-Verteidigers in „Das Urteil von Nürnberg“. Der Sohn des Schweizer Schriftstellers Hermann Ferdinand Schell und der österreichischen Schauspielerin Noe von Nordberg war der erste deutschsprachige Schauspieler nach dem Zweiten Weltkrieg, dem diese Ehre zuteilwurde.
„Im Schatten“ der Schwester
Insgesamt sechsmal wurde Schell für den Oscar nominiert. Er gewann im Laufe seines Lebens mehrere Auszeichnungen. Lange Zeit wurde er allerdings als der „kleine Bruder“ der berühmten Schauspielerin Maria Schell gesehen. Maximilian war noch im Gymnasium, als seine ältere Schwester bereits in Hollywood für Furore sorgte.

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Maximilian Schell mit seiner Schwester Maria (re.) und deren Tochter
„Maria war die erste Schauspielerin auf dem Titel des ‚Time Magazine‘, ein Weltstar“, erzählte Schell einmal dem Magazin der „Süddeutschen Zeitung“. „Ich stand in ihrem Schatten, mein Leben lang.“
Karriere in Hollywood
Aber auch bei Maximilian Schell ließ Hollywood nicht lange auf sich warten. Er wirkte in zahlreichen Film- und Theaterproduktionen mit, bevor er 1958 mit Marlon Brando in „The Young Lions“ („Die jungen Löwen“) vor der Kamera stand. Nach dem oscargekrönten Film „Das Urteil von Nürnberg“ folgten die US-Streifen „Topkapi“ (1964), „Anruf für einen Toten“ (1967) und „Der Befehl“ (1967).
TV-Hinweise
Der ORF ändert in memoriam Maximilian Schell sein Programm. Am Samstag um 22.35 Uhr läuft in ORF2 die „Die Rückkehr des Tanzlehrers“, am Sonntag um 14.30 Uhr zeigt der ORF2 den Film „Alles Glück dieser Erde“. Darüber hinaus widmet sich der „kultur.montag“ am 3. Februar dem Weltstar.
Später wurde er für seine Darstellungen in „Der Mann im Glaskasten“ (1975) und „Julia“ (1977) sowohl für einen Oscar als auch für einen Golden Globe nominiert. Schell nahm auch immer wieder Rollen in Hollywood-Produktionen („Deep Impact“, „Peter der Große“) an, um Geld für eigene ambitiöse Projekte zu verdienen.
Ursprünge im Theater
Es sind die großen Hollywood-Produktionen, die man bis heute mit dem Namen Maximilian Schell assoziiert. Dabei liegen seine Ursprünge beim Theater. Seit seinem Debüt als 23-Jähriger als Regisseur, Dramaturg und Schauspieler am Basler Stadttheater und einem darauffolgenden Engagement bei den renommierten Münchner Kammerspielen kehrte er immer wieder auf die Bühne zurück. Im Schauspielhaus Hamburg spielte er 1963 in Gustaf Gründgens „Hamlet“.
Jugend in der Schweiz
Am 8. Dezember 1930 in Wien geboren, flüchtete Maximilian Schell mit seinen Eltern und seinen drei Geschwistern nach dem „Anschluss“ Österreichs an Deutschland 1938 in die Schweiz und wuchs dort auf. Zuletzt lebte er in seinem Elternhaus an der Grenze zwischen Kärnten und der Steiermark.
Bis 1982 war er insgesamt fünf Jahre als „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen zu sehen. Noch 2006 war er in London in Robert Altmans Inszenierung des Arthur-Miller-Stückes „Resurrection Blues“ zu sehen. Für sein Regiedebüt „Erste Liebe“ (1970) wurde er mit dem Auslandsoscar ausgezeichnet. Als Dokumentarfilmer verarbeitete er 1983 ein 17-stündiges Interview mit der damals 82-jährigen Marlene Dietrich zu dem Dokumentarfilm „Marlene“, ohne Dietrich jemals zu zeigen. 2002 drehte er einen Film über seine Schwester Maria in „Meine Schwester Maria“, die zu diesem Zeitpunkt bereits an Demenz litt und drei Jahre später starb.
Seit den 90er Jahren nahm er vermehrt an deutschsprachigen Fernsehproduktionen wie etwa „Die Rosenkönigin“ (2007) teil, wo auch seine Tochter Nastassja mitspielte. Bei seiner Inszenierung der Operette „Wiener Blut“ im Rahmen der Seefestspiele Mörbisch ließ Schell ebenfalls seine Tochter auftreten. In den Jahren zuvor zeigte er sich auch als Opernregisseur: In Los Angeles inszenierte er auf Einladung von Placido Domingo 2001 Richard Wagners „Lohengrin“, vier Jahre später folgte Richard Strauss’ „Rosenkavalier“.
„Ewiges Suchen“ nach Traumjob
Auch noch nach seinem 80. Geburtstag dachte Schell nicht ans Aufhören. Obwohl seine Karriere ihn zum Film, ins Fernsehen, ins Theater und in die Oper brachte, wusste er bis ins hohe Alter „noch immer nicht, was mein Traumberuf ist“: „Es wird wohl ein ewiges Suchen bleiben.“
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