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Vom Stadel ins Museum

Die erste Porsche-Konstruktion „P1“ (Porsche 1) steht nach 116 Jahren im Museum. Das vom Porsche-Gründer Ferdinand Porsche 1898 konstruierte Elektroauto wurde im vergangenen Sommer in einem Stadel in Österreich gefunden. Am Freitagabend wurde es im Porsche-Museum in Stuttgart-Zuffenhausen enthüllt.

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Laut Autorevue.at ist das in Österreich gefundene Relikt einer von nur vier jemals gebauten „Egger-Lohner-Elektromobil Modell C.2 Phaeton“, kurz „P1“ getauft. Angetrieben wird das Gefährt von einem Elektromotor, der drei PS leistet, manchmal auch fünf PS. Der „P1“ verfügt über zwölf Fahrstufen. Gelenkt wird über die Vorderachse, der Motor sitzt hinten.

35 km/h Höchstgeschwindigkeit

Die übliche Reisegeschwindigkeit betrug 25 Stundenkilometer, die Höchstgeschwindigkeit der damals hochmodernen Alternative zur Pferdekutsche lag aber bei bis zu 35 Stundenkilometern. „Die Reichweite von 80 Kilometern lässt uns heute noch staunen“, sagt der Leiter des Porsche-Museums, Achim Stejskal.

Auch bemerkenswert: die Wechselkarosserie, mit der das Gefährt als Cabrio und geschlossen genutzt werden konnte. Ferdinand Porsche hat seine Urheberschaft laut Autorevue.at extra dokumentiert: In allen wichtigen Bauteilen soll er selbst das Kürzel „P1“ eingeschlagen haben - so kam das E-Auto zu seinem inoffiziellen Namen.

Die erste Porsche-Konstruktion „P1“

Porsche Austria

Die Optik zeigt die Nähe zur Kutsche

Die Jungfernfahrt fand am 26. Juni 1898 in Wien statt. 1899 wurde der „P1“ bei der Internationalen Motorwagenausstellung gezeigt. Bei einem 40-Kilometer-Rennen siegte er deutlich und errang durch die Sparsamkeit seines Motors den ersten Preis in der Wirtschaftlichkeitswertung. Allerdings wurde das Konzept rasch wieder verworfen.

Bereits im Sommer 2013 gefunden

1902 wurde der „P1“ in einem Stadel in Österreich mit dem von Ferdinand Porsche unterschriebenen Vermerk „Bitte abstellen in Wagenremise“ geparkt. Dort blieb er stehen und geriet offenbar in Vergessenheit. Genauso wie drei weitere Modelle. Nach einem Umzug in eine andere Halle verlor sich die Spur des „P1“.

Die erste Porsche-Konstruktion „P1“

Porsche Austria

Der Elektromotor mit drei PS beschleunigte den „P1“ auf bis zu 35 km/h

Damit begann ein mehr als 100 Jahre langer Dornröschenschlaf. Der Legende nach wurde der „P1“ im Sommer 2013 in dem Stadel wiederentdeckt. Ein Privatier aus Österreich suchte den Kontakt zu Ferdinand Porsches Enkel Wolfgang Porsche, dem heutigen Aufsichtsratschef des Sportwagenherstellers. Dieser erwarb den „P1“ seines Großvaters zu einem Preis, der geheim blieb.

„Historisch-technische Sensation“

„Für uns ist der Preis nicht relevant“, so Stejskal. Nach dem Fund sei „alles recht schnell gegangen“. „Uns ist wichtig, dass der erste Porsche öffentlich zu besichtigen ist.“ Das Museum habe über Wolfgang Porsche von der Entdeckung erfahren. „Für ihn (Wolfgang Porsche, Anm.) stand außer Frage, dass der P1 ins Museum am Porsche-Stammsitz muss - eine ehrenhafte Verpflichtung in Sachen der Historie von Porsche“, sagte Stejskal.

Die erste Porsche-Konstruktion „P1“

Porsche Austria

In allen wichtigen Bauteilen ist das Markenzeichen eingeschlagen

Das gute Stück sei bewusst nicht restauriert worden, sondern nur konserviert, sagte der Museumsleiter. Lediglich der Staub der 100 Jahre sei entfernt worden. „Sonst bleibt er so, wie er hier angeliefert wurde.“ Für das Museum handle es sich „jedenfalls um das schönste Geschenk überhaupt, es hat auch einen hohen kulturellen Stellenwert“, betonte der Museumsdirektor.

Das Porsche-Museum besteht seit fünf Jahren. Jährlich kommen rund 400.000 Gäste an den Stammsitz des Sportwagenherstellers. „Für unser Museum handelt es sich natürlich um eine historisch-technische Sensation“, freute sich Stejskal. Für die Historie der Porsche AG, die Ferdinand Porsches Sohn „Ferri“ Porsche (1909 bis 1998) einst gründete, sei er von „unschätzbarem Wert“. „Ferri“ war es dann, der 1948 das legendäre erste Sportwagenmodell 356 konstruierte.

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