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Kulturhauptstadt in Lettland

Wagner-Oper und Bücherkette: Die Europäische Kulturhauptstadt Riga hat am Wochenende vor zwei Wochen das Festjahr spektakulär eingeläutet. Mit einer Art Liebeserklärung an das Buch eröffneten Zehntausende Menschen symbolisch die neue Nationalbibliothek in der lettischen Hauptstadt. Riga teilt sich heuer den Titel Kulturhauptstadt mit dem schwedischen Umea.

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Sie bildeten am 17. Jänner bei klirrender Kälte eine gut zwei Kilometer lange Kette, um ihre Lieblingsbücher von der alten in die neue Bibliothek weiterzureichen. Davor wurde das Festjahr mit der Richard-Wagner-Oper „Rienzi“ offiziell eröffnet. Zudem gab es zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen, in den Markthallen der Ostsee-Metropole gaben Konzerte und kleinere Aufführungen einen „Vorgeschmack“ auf das Jahresprogramm. Es steht unter dem Motto „Force Majeure“ (Höhere Gewalt), die Kultur als positive Kraft entfalten soll, und umfasst mehr als 200 Veranstaltungen. Als einer der Höhepunkte gilt ein großes Chorfest im Juli mit mehr als 20.000 Sängern aus aller Welt.

Bücherkette in Riga

Reuters/Ints Kalnins

Bücherkette bei klirrender Kälte zum Auftakt des Kulturhauptstadtjahrs

Erinnerungen an den Baltischen Weg

Auch Lettlands Staatspräsident Andris Berzins und Noch-Regierungschef Valdis Dombrovskis beteiligten sich im Beisein von EU-Kulturkommissarin Androulla Vassiliou an der Bücheraktion. Sie sollte an den Baltischen Weg vor 25 Jahren erinnern. 1989 demonstrierten eine Million Menschen mit einer Menschenkette durch die Sowjetrepubliken Estland, Lettland und Litauen für ihre Freiheit.

Der Baltische Weg sei ein „bewegender und bedeutender Moment nicht nur für das lettische Volk, sondern für alle Europäer“ gewesen, sagte Vassiliou. „Er war ein kraftvolles Symbol der Menschen, die friedlich ihr Recht auf Unabhängigkeit und Demokratie durchsetzten.“ Ein eigener Staat ist Lettland erst seit 1991 wieder, EU-Mitglied seit 2004.

Zehn Jahre später und nur wenige Tage nach der Euro-Einführung ist Riga nun Kulturhauptstadt. „Riga 2014 ist ein Geschenk an uns alle. Dieses Jahr ist ein Beweis dafür, dass Lettlands Hauptstadt Riga für alle Zeit zur europäischen Kultur gehört“, sagte Staatspräsident Andris Berzins in seiner Eröffnungsrede.

Teurer Bibliotheksneubau soll im Sommer öffnen

Das erste Buch, das in Plastikfolie verpackt von Hand zu Hand in die neue Bibliothek weitergereicht wurde, war eine historische Bibel des deutsch-baltischen Adelsgeschlechts Von der Wenge Lambsdorff. Der wegen Kosten von 163 Millionen Euro umstrittene Neubau soll im Sommer seine Türen für Besucher öffnen.

Eine rege Beteiligung der gut 700.000 Bewohner der Stadt ist das erklärte Ziel der Organisatoren. Zudem versprechen sie sich neue kulturelle Impulse, aber auch viele Touristen: Rigas Bürgermeister Nils Usakovs hofft 2014 auf 2,1 Millionen Besucher - 400.000 mehr als im vergangenen Jahr und etwas mehr, als ganz Lettland Einwohner hat.

Österreichische Beiträge in Riga

Auch österreichische Beiträge werden Teil des Kulturprogramms in Riga sein. So eröffnet Bundespräsident Heinz Fischer am 1. Juli etwa eine von der Österreichischen und der Lettischen Nationalbibliothek gemeinsam gestaltete Ausstellung zu „500 Jahre Buchdruck“, wie es in einer Aussendung heißt. Des Weiteren geplant sind ein von der Österreichischen Botschaft Riga organisiertes Expertenseminar zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs und die Präsentation eines neuen Buches aus Österreich über die Bernsteinstraße.

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