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Barbesuch als Vergehen

Jene 29-jährige Wienerin, der nach einer Vergewaltigungsanzeige in Dubai eine Haftstrafe drohte, hat die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) verlassen dürfen. Die Studentin landete am Abend in Wien, wie das Außenministerium bestätigte.

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Um 20.40 Uhr landete eine Emirates-Maschine mit der Frau auf dem Flughafen Wien-Schwechat. Abgeholt wurde die Frau von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP). Begleitet wurde die Studentin von der Konsularexpertin Elisabeth Ellison-Kramer und dem Leiter des Krisenteams, Generalsekretär Michael Linhart. Die Frau, eine Muslimin, hatte in Dubai angezeigt, in der Nacht auf den 1. Dezember in der Parkgarage eines Hotels von einem Jemeniten vergewaltigt worden zu sein. Zeugen hatten die Polizei alarmiert, die 29-Jährige saß daraufhin drei Tage wegen Alkoholkonsums und außerehelichen Sex in Haft.

Krisenteam nach Dubai entsandt

Das Außenministerium hatte ein Krisenteam unter der Leitung von Generalsekretär Linhart und Ellison-Kramer, Chefin der Rechtsabteilung im Ministerium, nach Dubai gesandt, das sich für die letztlich erfolgreiche Ausreise der 29-Jährigen einsetzte. Die Diplomatin hatte bereits dem Mediziner Eugen Adelsmayr, der in Dubai nicht rechtskräftig wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, zur Ausreise in seine Heimat verholfen. Am 5. Dezember hatte die 29-Jährige die österreichische Botschaft in den VAE informiert. Seither wurde die Frau betreut, ihr wurde ein Vertrauensanwalt der Botschaft zur Seite gestellt.

„Besonderer Dank und große Anerkennung gilt Generalsekretär Michael Linhart, Sektionsleiterin Elisabeth Tichy-Fisslberger, dem Team der Botschaft vor Ort, das sich von Beginn an mit vollem Einsatz um Hilfe für unsere Österreicherin bemüht hat, und insbesondere der Expertin für Konsularfälle, Elisabeth Ellison-Kramer“, so Kurz in einer Stellungnahme am Donnerstagabend. Das Außenministerium verwies auf den ausdrücklichen Wunsch der Wienerin, dass ihre Anonymität weiterhin gewahrt wird.

Petition für Wienerin

Knapp eine Viertelmillion Menschen hatten zuvor bis Donnerstagnachmittag eine Onlinepetition für die Wienerin unterschrieben. In der Petition wurde Außenminister Kurz aufgefordert, sich „persönlich für die umgehende Freilassung der 29-jährigen Österreicherin einzusetzen“. Mehr als 249.100 Personen hatten bis zum Nachmittag die Petition unterzeichnet.

Die Wiener Studentin war in Dubai bei Freunden untergekommen, sie musste ihren Pass abgeben und durfte die VAE nicht verlassen. Der Fall erinnert an jenen der Norwegerin Marte Deborah Dalelv. Die 24-Jährige war 2013 von einem Gericht in Dubai zu einer Haftstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt worden. Auch sie hatte eine Vergewaltigung angezeigt, wurde aber wegen Alkoholmissbrauchs und außerehelichen Geschlechtsverkehrs inhaftiert - und kurz darauf begnadigt.

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