Ausstellungen, Konzerte und Theater
Viele Kulturveranstaltungen in diesem Jahr erinnern an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. So steht das Schauspielprogramm der Salzburger Festspiele ganz im Zeichen des Gedenkjahrs. Im Zentrum steht eine Produktion von Karl Kraus’ „Die letzten Tage der Menschheit“. Auch eine Vielzahl von Ausstellungen und Konzerten beleuchtet kultur-, regional- und alltagsgeschichtliche Aspekte der Kriegsjahre.
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Im Wiener Schauspielhaus steht weiterhin das Mitte Oktober uraufgeführte Stück „Princip (Dieses Grab ist mir zu klein)“ von Biljana Srbljanovic auf dem Programm, am Schauspielhaus Graz ist das Auftragswerk „Thalerhof“ des polnischen Autors Andrzej Stasiuk, der ein Internierungslager auf dem Areal des heutigen Grazer Flughafens thematisiert, weiter zu sehen. Am Theater in der Josefstadt zeigt man die Uraufführung von Milo Dors „Die Schüsse von Sarajewo“, einer Romanadaption von Milan Dor und Stephan Lack (Premiere: 3. April); die Hauptrollen übernehmen Erwin Steinhauer und Sandra Cervik, Regie führt Direktor Herbert Föttinger.
Historiker Clark hält Eröffnungsrede
Bei den Salzburger Festspielen, für Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler „eine Frucht des Ersten Weltkriegs“, hält der australische Historiker Christopher Clark („Die Schlafwandler“) am 27. Juli die Eröffnungsrede. Zahlreiche Schauspielproduktionen beschäftigen sich mit dem Thema Krieg. Darunter etwa „Don Juan kommt aus dem Krieg“ von Ödön von Horvath, „The Forbidden Zone“, eine Uraufführung nach Motiven aus dem Buch der US-Amerikanerin Mary Borden, die als Krankenschwester im Ersten Weltkrieg arbeitete, sowie „Hinkemann“ von Ernst Toller.
In „Der Abschied“ beschäftigt sich Walter Kappacher mit dem Salzburger Dichter Georg Trakl, der 1914 die Schlacht bei Grodek miterlebte, eine Erfahrung, die ihn in tiefe Verzweiflung stürzte. „36566 Tage“ beschäftigt sich mit Salzburg im Ersten Weltkrieg. Im Zentrum stehen aber „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus, eine von Matthias Hartmann inszenierte Koproduktion mit dem Burgtheater. Das Stück ist zuvor (ab 1. Mai) auch im Volkstheater in der Regie von Thomas Schulte-Michels zu sehen. Im Wiener Pygmaliontheater liest der Schauspieler Martin Ploderer „Die Letzten Tage der Menschheit“ schon seit 12. Jänner in 16 Folgen jeden Sonntagabend.
Historischer Thriller über Sarajevo-Attentat
Unter den (Fernseh-)Filmprojekten zählt Andreas Prochaskas „Sarajevo“ zu den prominentesten. In dem historischen Thriller über das Attentat auf Franz Ferdinand, für den Martin Ambrosch das Drehbuch geschrieben hat, versucht der Untersuchungsrichter Leo Pfeffer (Nestroy-Publikumspreisträger Florian Teichtmeister) die Hintergründe der Tat aufzudecken.
In der Spieldoku „Der Weg in den Untergang“ verwendet Regisseur Leo Bauer sowohl Spielszenen als auch Dokumentationsmaterial. Ernst Gossner beschäftigt sich in seinem Film „Der stille Berg“ mit den Schicksalen einer Südtiroler und einer italienischen Familie vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs.
Philharmoniker widmen sich Gedenkjahr
Die Wiener Philharmoniker möchten sich dem „Schlüsselereignis für alle Folgekatastrophen des 20. Jahrhunderts“ intensiv widmen, wie Vorstand Clemens Hellsberg erklärte. Höhepunkt dieser Aktivitäten wird ein Konzert sein, das am 28. Juni, exakt 100 Jahre nach dem Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand, in der Bibliothek von Sarajevo stattfindet. Franz Welser-Möst wird die „Unvollendete“, Bergs Opus 6, Brahms’ „Schicksalslied“ und Ravels „La valse“ dirigieren, wobei auch der Chor des bosnischen Nationaltheaters mitwirkt. Die European Broadcasting Union überträgt in zahlreiche Länder.
Am 28. Juli, genau 100 Jahre nach der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien, spielen die Wiener Symphoniker unter Philippe Jordan bei den Bregenzer Festspielen Benjamin Brittens (als Reaktion auf den Zweiten Weltkrieg entstandenes und 1962 uraufgeführtes) „War Requiem“.
Dichtes Ausstellungsprogramm in ganz Österreich
Das Ausstellungsprogramm ist dicht und reicht von kunst- und kulturhistorisch orientierten Vorhaben wie „Kunst und Krieg“ in der Oberösterreichischen Landesgalerie (seit 21. Jänner), einer Ausstellung über österreichische Künstler im Krieg im Leopold Museum (ab Mai) oder „Krieg, Trauma, Kunst. Der Erste Weltkrieg 1914 - 1918“ im Salzburg Museum (ab Mai) bis zu regionaler Aufarbeitung von Alltags- und Sozialgeschichte.
Dazu zählen etwa Ausstellungen in Graz („Die Steiermark und der Große Krieg“ ab 27. Juni im Museum im Palais), Eisenstadt („Land im Krieg“ ab 4. April im Burgenländischen Landesmuseum Eisenstadt), Linz („Vom Leben mit dem Krieg“ ab 22. Jänner im Schlossmuseum), auf der Schallaburg („Jubel & Elend. Leben mit dem Großen Krieg 1914 - 1918“ ab 29. März) und in Bad Ischl („Der 28. Juli 1914“ und „Die private Seite des Krieges“).
„Mangel - Hunger - Tod“
In der Wienbibliothek im Rathaus läuft noch bis 23. Mai die Ausstellung „Im Epizentrum des Zusammenbruchs. Wien im Ersten Weltkrieg“. Das Wiener Stadt- und Landesarchiv zeigt ab 3. März "Mangel - Hunger - Tod. Die Wiener Bevölkerung und die Folgen des Ersten Weltkriegs, das Wien Museum ab 18. September „Wien im Ersten Weltkrieg. Stadtalltag in Fotografie und Grafik“. Das Wiener Volkskundemuseum zeigt ab Ende April Arbeiten ruthenischer Flüchtlinge im Ersten Weltkrieg.
Der Uniformrock von Franz Ferdinand
Das Heeresgeschichtliche Museum Wien (HGM), wo unter anderem der blutige Uniformrock Franz Ferdinands aufbewahrt wird, eröffnet am Jahrestag des Sarajevo-Attentats am 28. Juni die 3,8 Mio. Euro teure umfangreiche Neugestaltung der Ausstellungsräume rund um den Ersten Weltkrieg. Auf Schloss Artstetten, der letzten Ruhestätte von Franz Ferdinand und seiner Gattin Sophie, wird mit den Sonderausstellungen „Der Tag danach“ (mit Fokus auf Kaiser Karl I. und die Sixtus Affäre) und „Vom Machthunger zur Friedenskultur“ ab 1. April die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
Im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek veranschaulicht der ehemalige HGM-Direktor Manfried Rauchensteiner in der Ausstellung „An meine Völker!“ (ab 10. April) „das historische Spannungsfeld zwischen Euphorie und Ernüchterung, Heldentum und Trauer, Propaganda und Elend, Soldatenleben und Kriegsalltag von Frauen und Kindern“.
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