Themenüberblick

Brisanter Bericht veröffentlicht

Die syrische Regierung hat nach Angaben der US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) mehrere Wohngebiete zerstört, um deren Bewohner für eine Zusammenarbeit mit Aufständischen zu bestrafen. Seit Juli 2012 seien innerhalb eines Jahres sieben Wohnviertel dem Erdboden gleichgemacht worden, so die Organisation in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die Gesamtfläche entspreche 200 Fußballfeldern, gab HRW an. Unter den Tausenden zerstörten Gebäuden seien viele Wohnblocks mit acht Stockwerken. Die Organisation veröffentlichte als Beleg Satellitenaufnahmen von vor und nach der Zerstörung in den Städten Hama und Damaskus sowie Zeugenaussagen. Einige Gebiete wurden demnach faktisch dem Erdboden gleichgemacht, andere zumindest in großem Ausmaß zerstört.

Bilder zeigen einen Vorher-Nachher-Vergleich eines Vororts von Damaskus

2014 DigitalGlobe; 2014 CNES 2014 (Montage)

Human Rights Watch legt Bilder der Zerstörung vor

„Kein legitimes Kriegsmittel“

„Die Beseitigung ganzer Stadtteile ist kein legitimes Kriegsmittel“, kommentierte HRW-Experte Ole Solvang das vermutete Vorgehen. „Diese unrechtmäßigen Zerstörungen sind der letzte Teil einer langen Liste krimineller Aktionen der syrischen Regierung“, fügte Solvang hinzu.

Bilder zeigen einen Vorher-Nachher-Vergleich des Orts Hama

2014 DigitalGlobe (Montage)

Ganze Stadtviertel wurden systematisch dem Erdboden gleich gemacht

Der großflächige Abriss erfolgte nach Angaben jedoch nicht im Zuge gezielter Bombardierungen von Flugzeugen aus. Vielmehr gebe es Hinweise, dass die Gebäude systematisch unter Einsatz von Bulldozern oder mittels Anwendung von Sprengstoff zerstört wurden. Weiter heißt es, dass die Einwohner im Vorfeld von den Einsatztruppen dazu aufgefordert wurden, ihre Wohnungen zu verlassen.

Offiziell städtebauliche Gründe

HRW zufolge begründen die Behörden den Abriss mit fehlenden Baugenehmigungen oder führen städtebauliche Gründe an. Die Umstände der Zerstörung zeigten jedoch, dass damit Zivilisten in Nachbarschaften bestraft werden sollten, in denen sich zuvor Rebellen verschanzt hatten. „Niemand sollte sich von der Regierung vormachen lassen, dass sie mitten in einem blutigen Konflikt Städteplanung betreibt“, sagte HRW-Experte Solvang. „Das war eine kollektive Bestrafung von Vierteln, die verdächtigt wurden, die Rebellion zu unterstützen.“

Der vor fast drei Jahren begonnene Aufstand gegen Syriens Präsident Baschar al-Assad hat sich zu einem Bürgerkrieg ausgeweitet. Die Zahl der Toten wird auf bisher 130.000 geschätzt. In Genf verhandeln derzeit erstmals seit Ausbruch des Aufstandes Vertreter der Regierung und der Opposition über eine Lösung des Konflikts - mit bis jetzt geringen Fortschritten.

Link: