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„Bin keine Mutter Teresa“

Frank Stronach beendet seinen Kurzausflug in die österreichische Politik: Wie der Parteigründer am Dienstag bei einer Pressekonferenz bekanntgab, zieht er sich aus der Tagespolitik zurück und gibt sein Abgeordnetenmandat offiziell am Mittwoch ab. Parteichef will er bleiben. Auch ohne Stronach im Parlament werde sich die Partei weiter Team Stronach (TS) nennen, so Klubobfrau Kathrin Nachbaur.

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Stronach hätte zwar nichts gegen eine Umbenennung der Partei, wie er versicherte. Man habe sich aber im Bundesdirektorium einstimmig für die Beibehaltung entschieden. Bei Gemeinderatswahlen werde die Partei als „Team“ mit der Bezeichnung des jeweiligen Ortes antreten.

Letzter Auftritt im Parlament

Am Mittwoch wird Stronach jedenfalls noch einmal einen großen Auftritt im Parlament haben, wo er eine Abschiedsrede im Plenum hält. Er habe nur fünf Minuten Zeit, und eigentlich müsste seine Rede der Wirtschaft gewidmet sein, aber dieses Thema könne er auch kürzer abhandeln. „Ich hab’ einmal das kürzeste Gedicht gewonnen.“ TS-Parteiobmann wolle er vorerst bleiben, sagte er bei der Pressekonferenz. Ob kurz oder lang, wisse er noch nicht, wobei kurz für ihn auch 20 Jahre sein könnten, scherzte der 81-Jährige.

Frank Stronach und Kathrin Nachbaur

APA/Herbert Pfarrhofer

Stronach bereut seinen Politausflug nicht

An der Kompetenzverteilung innerhalb der Partei arbeite man gerade, gewisse Dinge könne Nachbaur allein machen, andere wiederum das Präsidium. Seinen Rat darf die Partei auch weiterhin erfragen: Wenn jemand anrufe, „werde ich immer zurückrufen“, versicherte er - aber: Je weniger, desto lieber sei es ihm. Er habe sich entschlossen, im Parlament zu verkünden, dass er sein Mandat zurücklegen werde. Er habe immer gesagt, „ich suche kein Amt“. Stronachs Mandat wird dann der Pressesprecher und burgenländische Landesparteiobmann Rouven Ertlschweiger übernehmen.

Kein Geld mehr für Partei

Geld wird es vom Milliardär nicht mehr geben, auch nicht, falls das TS bei der EU-Wahl antreten sollte, so Nachbaur. Ob die Partei bei der Wahl im Mai antritt, ist offen. Wenn sich jemand finden würde, der etwas geleistet habe und selbst ein bisschen Geld reinstecken würde, hätte Stronach aber nichts gegen einen Versuch. Geld will er aber so oder so nicht mehr in die Partei einzahlen: „Kinder müssen auch einmal flügge sein.“ Insgesamt habe er rund 30 Mio. Euro in sein politisches Projekt investiert - 20 Mio. als Spenden und zehn Mio. als zinsenfreies Darlehen, das die Partei auch nicht zurückzahlen müsse, wenn sie nach seinen Prinzipien handle, so der Milliardär.

„Plötzlich der schlimme Mann“

Manchmal habe er sich schon die Frage gestellt, ob er das Geld nicht lieber in Sozialspenden investieren hätte sollen, meinte er bei seiner rund einstündigen Pressekonferenz unter großem Medieninteresse. „Jeder hat immer meine Gunst gesucht“, aber als er dann in die Politik gegangen sei und das System kritisiert habe, „war ich plötzlich der schlimme Mann.“ Er habe persönlich nie jemanden angegriffen, aber sollte das passiert sein, wolle er sich entschuldigen. Es gehe ihm einfach ums System, „wir sind ein Funktionärsstaat“.

Böse Medien und zu wenige Wähler

Auch der ORF und die Medien hätten immer negativ über ihn berichtet. Er hätte sich mehr Wähler erhofft, räumte Stronach ein, aber zumindest sei der Einzug ins Parlament gelungen. Er sei zuversichtlich, dass dort nun seine Ideen weitergetragen würden.

Sein Engagement habe er „nie bereut“, und auch enttäuscht ist der Parteigründer nach eigenen Angaben nicht: „Ich hoffe, ich habe einen Samen gesät, der voll mit Ideen ist.“ Ein Spielzeug sei sein politisches Projekt jedenfalls nicht gewesen. Er hoffe, dass die Österreicher früher oder später sagen: „Frank Stronach war eine gute Person.“ Warum er nicht die ganze Periode bleibt? „Ich bin keine Mutter Teresa“, er habe eben eine gewisse Zeit investiert. Aber: „Ich bin ja nicht fanatisch.“

„Fast mehr Kanadier als Österreicher“

Er habe ein gewisses Alter, wiewohl er sich sehr gut fühle, sagte Stronach. Künftig will er sich nach Kanada zurückziehen und sich etwa um die Förderung seiner Enkelkinder kümmern. Er sei mittlerweile „fast mehr Kanadier als Österreicher“.

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