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Lange Karriere in der katholischen Kirche

Der emeritierte Bischof von St. Pölten, Kurt Krenn, ist am Samstag im Alter von 77 Jahren gestorben. Das bestätigte ein Sprecher der Diözese gegenüber der APA. Krenn war seit Jahren schwer erkrankt und daher nicht mehr öffentlich aufgetreten. Der Altbischof, der um 20.17 Uhr starb, hatte 13 Jahre lang die Diözese St. Pölten geleitet.

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Krenn wurde am 28. Juni 1936 in Rannariedl (OÖ) als zweites von sechs Kindern des Ehepaares Karl und Leopoldine Krenn geboren. Nach der Matura am Realgymnasium in Schlierbach trat er 1954 in das Priesterseminar Linz ein und begann das Studium in Linz und Rom.

Archivbild von Bischof Kurt Krenn, St. Pöltens Weihbischof  Heinrich Fasching, Kardinal Hans Hermann Groer und Nuntius Donato Squicciarini anlässlich einer Ehrenzeichenverleihung

APA/Guenter R. Artinger

Kurt Krenn bei einer Ehrenzeichenverleihung 2001

In der „Ewigen Stadt“ wurde Krenn am 7. Oktober 1962 auch zum Priester geweiht. In einer Pfarre bei Rom startete er seine Tätigkeit als Seelsorger. Es folgten Studienaufenthalte in Tübingen und München sowie Lehrtätigkeit in Linz, St. Pölten und - über Jahre zeitgleich mit Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI. - an der Universität Regensburg.

Immer wieder heftige Kontroversen ausgelöst

Die gesamte Amtszeit des „streitbaren Bischofs“ war überschattet von heftigen Kontroversen um seine Person, seinen Stil und viele seiner Aussagen. Krenn war im März 1987 von Papst Johannes Paul II. zum Wiener Weihbischof ernannt worden. Am 15. September 1991 übernahm er von Franz Zak die Leitung der Diözese St. Pölten, die er bis zur Emeritierung am 7. Oktober 2004 innehaben sollte.

Für Krenn taten sich in der 13-jährigen Tätigkeit in St. Pölten mehrere Fronten auf. Auf massive Ablehnung war er etwa bei den Äbten der niederösterreichischen Stifte gestoßen. Eine schier unendliche Geschichte war auch die Auseinandersetzung mit dem Paudorfer Pfarrer Udo Fischer.

Amtsenthebung wegen Pornoaffäre

Die Affäre um Kinderpornos und sexuellen Ausschweifungen im St. Pöltener Priesterseminar läutete das Ende Krenns als Oberhirte ein. De facto wurde er der Leitung der Diözese am 20. Juli 2004 mit der Einsetzung eines Apostolischen Visitators - Klaus Küng, letztlich sein Nachfolger - enthoben.

Widerstand gegen und Konflikte mit Krenn waren aber weit über St. Pölten hinausgegangen. Auslöser dafür war in erster Linie der Fall des früheren Wiener Erzbischofs Kardinal Hans Hermann Groer, gegen den im Frühjahr 1995 Vorwürfe lautgeworden waren, er habe in seiner früheren Tätigkeit als Erzieher Buben sexuell missbraucht. Die nie wirklich aufgeklärten Anschuldigungen führten zur Absetzung Groers.

Keine Abkehr von Groer nach Vorwürfen

Die Folge war die schwerste Krise der katholischen Kirche in Österreich nach 1945, auf das „Kirchenvolksbegehren“ reagierte die Amtskirche mit dem „Dialog für Österreich“. Krenn lehnte beides ab, versagte aber Groer im Gegensatz zu seinen Amtsbrüdern niemals die Unterstützung.

1998 war die Kirchenkrise dann Thema bei einem Ad-limina-Besuch der österreichischen Bischöfe in Rom. Dort kam es zum offenen Konflikt: Krenn sagte, er kenne den Bericht der Bischöfe nicht - sehr zum Ärger des Wiener Erzbischofs Kardinal Christoph Schönborn als Vorsitzender der Bischofskonferenz. Schönborn widersprach, Krenns Reaktion war heftig: „Mir genügt’s, wenn die Lügner das Maul halten.“

Im Zuge der Affäre um das Priesterseminar wurde Schönborn dann im Juli 2004 deutlich und kritisierte auch den Vatikan: Die Bischofskonferenz und Nuntius Georg Zur hätten schon vor Monaten darauf hingewiesen, dass in St. Pölten etwas „nicht richtig“ laufe. „Und es ist traurig, dass erst jetzt reagiert wird.“ Krenn selbst hat die Kritik an ihm stets zurückgewiesen. Streitbar zu sein, gehöre für ihn zum „Wesen eines vernünftigen Menschen“, sagte er einmal. Als positiver Höhepunkt seiner Amtszeit gilt der Papst-Besuch im Juni 1998. Johannes Paul II. zelebrierte damals einen Gottesdienst im St. Pöltner Regierungsviertel.

„Freunde wie Gegner haben seinen Mut anerkannt“

Mit Anteilnahme und Würdigung reagierte Kardinal Schönborn gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress auf die Nachricht vom Tod Krenns. Bischof Krenn habe „durch viele Jahre ein schweres Leiden mit bewundernswerter Geduld und in christlicher Haltung getragen“.

Der Wiener Erzbischof verwies darauf, dass das Wirken von Krenn zu manchen Kontroversen geführt habe: „Aber Freunde wie Gegner haben seinen Mut und seine Geradlinigkeit anerkannt. Er hat sich nie gescheut, auch schwierige Themen und das Widerständige der kirchlichen Lehre gegen den Mainstream zu argumentieren und zu verteidigen.“

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