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„Werte der EU entscheidend“

Im Machtkampf in der Türkei hat sich der einflussreiche islamische Prediger Fethullah Gülen endgültig von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan losgesagt. Erdogan habe den Weg der demokratischen Reformen verlassen, so Gülen in der türkischen Ausgabe des „Wall Street Journal“ („WSJ“) von Dienstag.

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Der Chef der Bewegung Hizmet (Dienst) kritisierte zudem die Massenversetzungen von Polizisten und Staatsanwälten nach den jüngsten Korruptionsvorwürfen gegen die Regierung. Erdogan wiederum warf seinem früheren Verbündeten und heutigen Erzfeind Gülen und dessen islamischer Bewegung vor, den Korruptionsskandal aus politischen Motiven inszeniert zu haben.

Erdogan sieht sich als Komplottopfer

Gülens Gefolgsleute sollen auf zahlreichen Schlüsselpositionen in Justiz, Verwaltung und Wirtschaft sitzen. Erdogan sieht die Vorwürfe als Teil eines Komplott Gülens, was die Hizmet-Bewegung zurückweist.

Hizmet hatte Erdogan lange unterstützt. In den vergangenen zwei Jahren habe Erdogan allerdings seine Reformpolitik aufgegeben, sagte Gülen. Bemühungen um eine neue Verfassung, die den demokratischen Fortschritt des Landes zementieren und die Türkei auf die Werte der EU verpflichten sollte, seien eingestellt worden.

Weitere Unterstützung fraglich

Der 72-jährige Gülen, der seit 1999 in den USA lebt, hat in der Türkei Millionen Anhänger. In dem Interview deutete er an, dass diese in den kommenden Wahlen nicht mehr wie bisher Erdogans Regierungspartei AKP unterstützen werden. Es komme bei der Wahlentscheidung auf Werte wie Demokratie, Menschen- und Freiheitsrechte sowie Transparenz an, sagte er.

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