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Blick in das k. u. k. Kriegsarchiv

Geschätzte 300.000 Bilder aus dem Ersten Weltkrieg finden sich in den Beständen des Österreichischen Staatsarchivs. Rund 100.000 davon wurden von Direktor Wolfgang Maderthaner im Rahmen des Buchprojektes „Untergang einer Welt“ gesichtet. Das Ergebnis ist ein bisher wohl einzigartiger Blick ins einstige k. u. k. Kriegsarchiv und damit auch auf die der Zensur zum Opfer gefallenen Weltkriegsbilder.

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„Meine Kompanie fährt auf den Kriegsschauplatz“,
Infanterieregiment 87, 14. August 1914

Österreichisches Staatsarchiv

In der Öffentlichkeit dominierten unter anderem von Kriegseuphorie geprägte Bilder. Maderthaner sprach in diesem Zusammenhang von einer „unfassbaren Kriegsbegeisterung auf allen Seiten“. Im Bild: Abschied eines Infanterieregiments.

Österreichisch-ungarische Husaren auf dem
Vormarsch in Galizien

Österreichisches Staatsarchiv

In der Öffentlichkeit vollkommen verschwiegen wurde unterdessen die folgenschwere Fehleinschätzung des „Vernichtungspotenzials der modernen Kriegsmaschinerie“. Im Bild: Österreichisch-ungarische Husaren auf dem Vormarsch in Galizien.

Erbeutetes italienisches 30,5-cm-Geschütz in
Zampichia, Friaul, 17. November 1917

Österreichisches Staatsarchiv

Die Soldaten zogen laut Maderthaner in einen „klassischen vormodernen Krieg“ und wurden mit einer bisher beispiellosen „Vernichtungstechnologie“ konfrontiert. Im Bild: Erbeutetes italienisches 30,5-cm-Geschütz im Friaul.

Neuer Krieg: Sturmangriff auf eine italienische
Stellung, Isonzofront

Österreichisches Staatsarchiv

Von den Kriegshandlungen selbst gibt es kaum authentisches Bildmaterial. Der Krieg wurde nach den Gefechten vielmehr „nachgespielt“. Im Bild: Offensive an der Isonzo-Front.

Maschinengewehre werden in Stellung gebracht, Isonzofront, September 1917

Österreichisches Staatsarchiv

Rund um den Fluss Isonzo lieferte sich Österreich-Ungarn einen über zwei Jahre andauernden blutigen Stellungskrieg. Das Bild am Schauplatz prägten schwerer Artilleriebeschuss, Infanterieangriffe und erbitterte Kämpfe um jeden einzelnen Meter, das Bild in den Zeitungen stilvoll inszenierte Aufnahmen. Im Bild: Maschinengewehre werden an der Isonzo-Front in Stellung gebracht.

Auf der Fricca-Straße marschierende Infanterie im
Schneesturm, Winteroffensive, 11. Armee, Südtirol, 1917

Österreichisches Staatsarchiv

Abseits des propagierten „Heldenkampfes“ sprechen von der Zensur nicht freigegebene Bilder eine gänzlich andere Sprache. Gewaltmärsche auf 3.000 Meter Meereshöhe und der tägliche Kampf gegen Hunger und Erfrierungstod waren nach Ansicht des Kriegspressequartiers aber nicht für eine Veröffentlichung geeignet. Im Bild: Winteroffensive in Südtirol.

„Erste Hilfe“. Versorgung von Verwundeten auf dem
Gefechtsfeld, Okolista-Gebirge, Serbienfeldzug, 1915/16

Österreichisches Staatsarchiv

Auch die eigenen Verwundeten und Gefallenen bekam die Bevölkerung kaum zu Gesicht. „Mit großer Begeisterung“ habe man tote Russen und später Italiener abgebildet, so Maderthaner. Obwohl 1915 noch „vollkommen undenkbar“, wurden gegen Kriegsende dann dennoch einige wenige Bilder von eigenen Gefallenen veröffentlicht. Als Beispiel wird hier die letzte Isonzo-Schlacht genannt, die von der Propaganda zum kriegsentscheidenden Ereignis hochstilisiert wurde. Im Bild: Verwundetenversorgung beim Serbien-Feldzug.

Orthodoxe Messe im Kriegsgefangenenlager Wieselburg, Niederösterreich

Österreichisches Staatsarchiv

Zu Kriegszeiten verschwiegen und auch heute noch als kaum erforscht gilt der Umgang mit Kriegsgefangenen. Ähnliches trifft aber auch für den „Kampf im Innern“ zu. Zahlreiche Bilder zeugen von Hinrichtungen im Hinterland - über die Zahl der „sehr vielen“ Opfer wollte Maderthaner aber nicht einmal spekulieren. Im Bild: Kriegsgefangenenlager im niederösterreichischen Wieselburg.

Buchhinweis:

Wolfgang Maderthaner, Michael Hochedlinger: Untergang einer Welt. Der Große Krieg 1914 - 1918 in Fotografien und Texten. Brandstätter Verlag, 320 Seiten, 39,90 Euro.

Peter Prantner, ORF.at

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