England: Patientendaten werden an Versicherer verkauft
Während in Österreich die politische Debatte über den Elektronischen Gesundheitsakt (ELGA) wohl noch nicht ausgestanden ist, ist England bereits einige Schritte weiter: Dort wird im März eine zentrale Datenbank, die künftig die Gesundheitsdaten aller in England behandelten Patienten beinhalten wird, online gehen. Sie enthält Patientendaten von Hausärzten bis hin zu Spitälern.
Wie die Tageszeitung „Guardian“ heute berichtete, sollen laut den Plänen der Regierung diese Daten verkauft werden: Nicht nur Forschungseinrichtungen wie Universitäten, sondern auch Versicherungs- und Pharmakonzerne sollen - gegen Bezahlung - Zugriff auf die Datenbank erhalten.
Zu geringe Anonymisierung
Diese sollen zwar pseudonmyisiert werden, Datenschützer warnen aber davor, dass diese Anonmyisierung nicht davor schützen wird, dass die Datenkäufer die Identität von Patienten in bestimmten Fällen - insbesonders bei seltenen Krankheiten - rekonstruieren werden können.
In den nächsten Wochen sollen an britische Haushalte Informationen versandt werden. Darin soll auch auf die Möglichkeit eines „Opt-out“ hingewiesen werden. Damit ist die Regelung wie in Österreich, wo die Daten ebenfalls automatisch in die ELGA-Datenbank eingespeist werden, sofern man nicht aktiv Widerspruch dagegen einlegt.
Ökonomische Motive
Britische Datenschützer kritisieren scharf, dass es keinerlei Qualitätskriterien für die „Kunden“, die die Datenbank benützen, gebe. Außerdem fordern sie, dass Patienten automatisch in jedem Einzelfall darüber informiert werden müssen, wenn ihre Daten verkauft werden.
Das englische Gesundheitssystem, NHS, will laut „Guardian“ in den nächsten Tagen seine eigene Einschätzung der Gefahren des „care.data“ genannten Projekts für den Datenschutz abliefern. Das NHS verteidigt den geplanten Datenverkauf jedoch vehement: Eines der wichtigsten Ziele von „care.data“ sei es, „das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, indem England zum Topstandort für Forschung im Gesundheitsdienstebereich wird“.