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„Objektive Orientierungsmarke“

Angesichts der Affäre um die manipulierte Autowahl bei der deutschen Schwesterorganisation ADAC hat der ÖAMTC am Montag auf Anfrage von ORF.at betont, dass beim eigenen Autopreis, dem „Marcus“, nicht manipuliert werde. Der Preis, dessen Name an den deutsch-österreichischen Autopionier Siegfried Marcus erinnert, wurde im Vorjahr zum ersten Mal vergeben.

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Dabei stimmten laut ÖAMTC-Verbandsdirektor Oliver Schmerold genau 38.496 der insgesamt rund 1,8 Millionen Mitglieder über das beliebteste Automodell in sieben verschiedenen Kategorien ab. Neben dem Publikumspreis gibt es auch eine von einer Fachjury entschiedene Wertung nach Wirtschaftlichkeit. Hierzu werden Faktoren wie Wertverlust, Kraftstoffverbrauch, Wartungskosten herangezogen. Während die Publikumswertung eher eine Entscheidung „des Bauches und der Emotion“ sei, sei die zweite Wertung eher fürs Geldbörsel und die kühlen Rechner.

Service vs. „Blendwerk“

Dass in Deutschland nun die Sinnhaftigkeit des Automobilpreises grundsätzlich infrage gestellt wird, kann Schmerold nicht nachvollziehen. Er betont, dass es grundsätzlich sehr wohl sinnvoll sei, wenn Autofahrerclubs Preise vergeben. Der ÖAMTC habe „lange und reiflich überlegt“, ob er einen Preis vergeben soll. Einerseits würden dadurch einer breiteren Öffentlichkeit Neuerungen in der Automobilbranche vermittelt. Andererseits sei die Fachwertung auch eine „objektive Orientierungsmarke“, so Schmerold.

Der deutsche Auto Club Europa (ACE) hatte die ADAC-Preise dagegen als „Blendwerk und aufgeblasene Selbstinszenierung“ scharf kritisiert und betont, wer wirklich wissen wolle, welche Wagen am beliebtesten seien, solle auf die fälschungssicheren Zulassungszahlen schauen.

„Weitreichender Vorwurf“

Der ÖAMTC-Verbandsdirektor widerspricht auch dem deutschen Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer, der im Zuge der ADAC-Affäre generell die Glaubwürdigkeit von dessen Tests und Statistiken in Frage stellt. Das sei ein „weitreichender Vorwurf“, den er in keiner Weise nachvollziehen könne, so Schmerold sinngemäß.

Aber auch hier verweist der ÖAMTC-Verbandsdirektor auf einen Unterschied zum ADAC: Der heimische Club habe sich bewusst dagegen entschieden, eine nach Fahrzeugmodellen aufgefächerte Pannenstatistik zu publizieren. Denn das führe nur zu einer „endlosen Diskussion“ darüber, wieweit ein Modell und eventuelle technische Schwachstellen an einer Panne schuld seien und wieweit das Folge von Fahrerfehlern ist.

Ganz anders liege die Sache etwa bei den Tunneltests, die auch der ÖAMTC durchführt. Dafür gebe es klar definierte Kriterien, so wie im Übrigen auch bei Crashtests, die von einem breiten Konsortium erarbeitet würden, keineswegs nur von Automobilclubs.

„Kind nicht mit Bade ausschütten“

Die Unfallstatistik wiederum werde vom ADAC nur ausgewertet, die Daten würden aber von den Behörden gesammelt. Generell warnte Schmerold davor, im Zuge der Affäre nun „das Kind mit dem Bade auszuschütten“, und brach eine Lanze für den ADAC: Der Testbereich des ADAC sei über „jeden Zweifel erhaben“.

Guido Tiefenthaler, ORF.at

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