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Schrottfang mit Fischernetzen

Jede Mission ins All hinterlässt ihre Spuren: Seit dem Beginn der Raumfahrt 1957 haben die Menschen das All in einen Schrottplatz verwandelt. Die japanische Raumfahrtagentur Japan Aerospace Exploration Agency (JAXA) hat nun einen sehr ungewöhnlichen Ansatz erdacht, um dieses Problems Herr zu werden. In Zusammenarbeit mit einem Hersteller von Fischereizubehör wurde ein magnetisches Netz entwickelt, das die Trümmer im All einfangen soll.

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Das mehrere Kilometer große Netz aus speziellen Metallfäden soll mit einem Satelliten ins All befördert werden und sich dort entfalten, berichtete der Blog Inhabitat. Das Netz soll eine Flugbahn einschlagen, die sich allmählich wieder der Erde nähert. Beim Eintritt in die Atmosphäre würde es dann mitsamt dem Inhalt verglühen, so die JAXA. Schon im Februar soll eine kleine Testversion des gemeinsam mit dem Fischernetzproduzenten entwickelten Netzes in den Weltraum gebracht werden, bei Erfolg könnte die große Version der Netze schon 2019 zum Einsatz kommen.

Künstlerische Darstellung von Weltraumschrott

ESA

Mittels digitaler Vergrößerung werden in der Illustration der ESA die unzähligen Objekte sichtbar, die den Erdball umschwirren

An der Problematik Weltraummüll beißen sich Wissenschaftler schon seit Jahren die Zähne aus. Viele Vorgehensweisen wurden geprüft, verworfen oder finden sich gerade im Teststadium. Wegen hoher Kosten und technischer Probleme lässt der Durchbruch aber auf sich warten. Experimentiert wird etwa mit starken Lasern, die den Schrott von der Erde aus zerstören sollen und mit „Putzersatelliten“, die einzelne Teile einfangen und zerstören sollen.

ISS muss immer wieder ausweichen

Die herumschwirrenden Hinterlassenschaften der Weltraummissionen sind sowohl für Satelliten als auch für Weltraumkolosse wie die Internationale Raumstation (ISS) gefährlich. Immer wieder muss die ISS ihre Flugbahn ändern, um dem Müll auszuweichen. Allein auf der Umlaufbahn der ISS rasen der US-Raumfahrtbehörde NASA zufolge derzeit mehr als 800 Objekte, zuletzt hatte ein Splitter ein Sonnensegel der Raumstation durchschlagen, ohne es aber nachhaltig zu beschädigen.

Nach Angaben der Europäischen Raumfahrtbehörde (ESA) handelt es sich etwa um ausgediente Satelliten, ausgebrannte Raketenoberstufen und abgeplatzte Lack- und Trümmerstücke, die bei Explosionen von Oberstufen oder Satelliten entstanden sind. Viele davon haben eine Geschwindigkeit von mehreren 10.000 Kilometern pro Stunde. Ein großer Teil ist auf militärische Tests von Anti-Satelliten-Waffen zurückzuführen. Auch von Astronauten verlorene Handschuhe und Schraubendreher rasen durchs Weltall.

Auch kleinste Teile gefährlich

Um Raumflüge sicherer zu machen, werden nach ESA-Angaben rund 8.500 Trümmerstücke mit einer Größe von mehr als zehn Zentimetern mit Hilfe von Radaranlagen und Teleskopen beobachtet. Denn aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit können sie eine Raumsonde zerstören und Raumfahrer gefährden. Bruchstücke mit einer Größe von weniger als einem Zentimeter sind von der Erde aus nicht mehr nachweisbar, können aber dennoch gefährlich werden. Die US-Weltraumbehörde NASA schätzt ihre Zahl auf mehr als 100 Millionen.

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